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Ettenheim
Freitag, 15. November 2024
ISSN 2698-6949
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32 Jahre Metz-Macht in Ettenheim? Bürgermeister Bruno Metz stellt sich zur Wiederwahl und zum Interview.

32 Jahre Metz-Macht in Ettenheim? Bürgermeister Bruno Metz stellt sich zur Wiederwahl und zum Interview. (Bild: Privat)

Ettenheim verdankt seinen Ruhm und seine alte Schönheit ganz wesentlich Louis René Édouard Kardinal de Rohan-Guéméné. Der letzte Fürstbischof des Bistums Straßburg lebte ab 1789 in Ettenheim und starb dort am 16. Februar 1803.

Kardinal de Rohan hatte die "Halsband-Affäre" mit der französischen Königin Marie Antoinette, Bruno Metz die "Lügen-Affäre" mit seinem Herausforderer Günter Krieg. In der "Halsband-Affäre" ging es um einen Betrugsversuch des Kardinals mit dem Halsband der Königin, in der "Lügen-Affäre" ging es um die Frage, ob Krieg dem Bürgermeister nur eine objektive Lüge vorgeworfen oder ihn pauschal als „Lügner“ beleidigt hat. Beide Verfahren gingen aus wie das „Hornberger Schießen“.

„Cardinalis“, im Sinne von wichtig und vorzüglich, erscheint auch Ettenheims heutiger Herrscher, Bruno Metz. Heute ist er der politische Dreh- und Angelpunkt in Ettenheim. Er ist in heutiger Zeit der Meister der Bürger und seine Amtszeit dauert in Ettenheim schon länger als die des damaligen Kardinals. Er gilt in der ganzen Region als "Bürgermeister-Fuchs", der mit allen Wassern der (nur in der Praxis erlernbaren) Bürgermeister-Kunst gewaschen ist. Die Frage unserer Zeitung zum Umgang mit Lügen (Frage 10) umsegelte er so geschickt wie ein erfahrener Politiker. Nach einer Wahlanalyse des statistischen Landesamtes sind bei den Bürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg bisher nur rund 6 % aller Bewerber in eine äußerst seltene 4. Amtszeit gewählt worden. Die Schwaben würden das vermutlich so kommentieren: „Weil er a Käbsele isch wähla mir ihn wiedr“

Bei Bruno Metz, dem Bürgermeister von Ettenheim sagen die Bürger nicht, „Du musst uns versprechen, ein Anderer zu werden, damit wir Dich wählen“. Denn zwei andere haben Sie schon: Michael Butt und Günter Krieg fordern den ewigen Amtsinhaber heraus. Nach 24 Bürgermeister-Jahren dürfte Metz sich auch kaum noch ändern. Seine Vor- und Nachteile sind den Wählern hinreichend bekannt. Metz hat einen starken Willen und mächtige Durchsetzungskraft. Er überlässt nichts dem Zufall und braucht keine Strippenzieher. Er zieht die Strippen im Rathaus selbst. Schon dreimal wurde er für jeweils 8 Jahre zum Bürgermeister von Ettenheim gewählt. Nun will er es erneut noch einmal wissen: Wollen die Bürgerinnen und Bürger ihn noch einmal für eine Amtsperiode als Chef im Rathaus sehen, oder wählen sie am 7. Oktober 2018 einen Anderen? Die Ettenheimer singen nicht nur eine Ode auf die schöne Barockstadt. Inzwischen singen viele auch eine Ode auf Metz. Er hat mit seinem sicheren politischen Instinkt erkannte, dass das Potential von Ettenheim in seinen Bürgern schlummert und er ihnen mit der Verschönerung der Stadt und der Ortsteile Identität stiftet. So wird Metz selber zum geachteten barocken Denkmal von Ettenheim.

Wahlbeobachter halten es für durchaus möglich, dass er wiedergewählt wird. Unsere Zeitung stellte Metz in einem Interview direkte und nicht alltägliche Fragen. 

19 Fragen zum besseren Kennenlernen des Kandidaten: Interview mit Bruno Metz

 1. Frage: Herr Metz, Sie sind 59 Jahre alt und seit 24 Jahren Bürgermeister von Ettenheim. Dreimal gewählt sei so gut wie ausgebrannt, meinte einmal an politischer Philosoph. Warum haben Sie noch nicht genug? Warum treten Sie noch einmal für 8 Jahre an? Sind Sie nicht ausgebrannt?

 Antwort Bruno Metz: Ich habe Freude an der Arbeit wie am ersten Tag, ich bin gesund und habe noch sehr viele Ideen, die ich gerne mit den Menschen in der Stadt umsetzen möchte.

 2. Frage: Wenn Sie auf Ihre 24-jährige Amtszeit zurückblicken, was waren Ihrer größten Erfolge, was haben Sie in Ettenheim bewirkt und erreicht?

Antwort Bruno Metz: Ettenheim gehörte vor 24 Jahren zu den drei finanzschwächsten Kommunen unter 51 im Kreis. Wir sind inzwischen gut im Mittelfeld angekommen. Unser Vermögen ist in diesen Jahren enorm angestiegen und dennoch haben wir seit letztem Jahr erstmals eine Verschuldung inklusive aller Eigenbetriebe unterhalb des Landesschnitts. Ettenheim ist gut aufgestellt und hat Sympathiepunkte in der Region bekommen.

3. Frage: Was haben Sie nicht erreicht, was ist Ihnen misslungen?

Antwort Bruno Metz: Wenn etwas misslungen ist, dann beruht es auf Entscheidungen, die mit Mehrheiten gefasst worden sind, z.B. dass der Kreistag mehrheitlich entschieden hat, kleine Krankenhäuser, darunter das Ettenheimer voraussichtlich zu schließen. Ich konnte ja immerhin noch eine Überprüfungsklausel erreichen und auch einen OP-Anbau und hoffe, dass Ettenheim auch nach 2030 ein gut funktionierendes Krankenhaus hat, so wie dies all die letzten Jahrzehnte der Fall war.

4. Frage: Sie werben für Ihre Wiederwahl mit den Eigenschaftswörtern „verlässlich und zukunftsorientiert“. Das sind typische, moderne Politiker-Plattitüden. Was wollen Sie in Ihrer 4. und letzten Amtszeit erreichen? Was sind Ihre konkreten Vorhaben und Ziele?

Antwort Bruno Metz: Weiterhin starke Bürgerbeteiligung, Integration der neuen Bürger, unabhängig von ihrer Herkunft. Weiterer Ausbau der Kinderbetreuung, Stärkung der Wirtschaftskraft und konkret einige Bauten wie eine neue Halle in Altdorf, eine für die Kernstadt (alle übrigen wurden die letzten Jahre saniert). Das Feuerwehrhaus soll erweitert werden. Unsere Stadtbücherei braucht Entwicklungsräume, um künftig ihre wertvolle Arbeit mit breitem Angebot als Mediathek anbieten zu können. Die Stadtsanierung muss weiter gehen. Auch die Kerne der Ortschaften brauchen Investitionen, um sich als Identifikationspunkte der Bürger weiterentwickeln zu können.

5. Frage: Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, nur wer sich wandelt gewinnt die Zukunft. Alle wollen die Welt und die Stadt verändern, aber keiner sich selbst. Können Sie sich mit der Prägung (durch ihre langen Erfahrung) noch verändern?

 Antwort Bruno Metz: Wenn ich das nicht könnte, wäre ich fehl am Platz. Wir müssen Entwicklungen auch ein stückweit antizipieren. Gesellschaftlich verändert sich sehr vieles, wie z.B. die Verschiebung der Demographie, die zunehmende Digitalisierung und einiges mehr.

6. Frage: Welche Eigenschaften und welche Fähigkeiten zählen Sie zu Ihren Stärken?

Antwort Bruno Metz: Das könnten andere vielleicht besser beurteilen. Ich glaube, ich kann begeistern. Ich kann analysieren und umsetzen und ich kenne keine Angst.

7. Frage: Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Was sind Ihre Schwächen, Ihre Handicaps, Ihre Nachteile? Sagen Sie bitte nicht, Sie hätten keine.

Antwort Bruno Metz: Meine Frau würde sagen Ungeduld und sie hat Recht.

8. Frage: Ist es wahr, dass Sie gelegentlich sehr emotional werden und an die Decke gehen können? Würden Sie aus heutiger Sicht gelassener auf den Lügenvorwurf Ihres Gegners Günter Krieg reagieren?

Antwort Bruno Metz: Jeder Mensch hat Emotionen. Ich erinnere mich nicht, an die Decke gegangen zu sein. Etwas anderes ist es, wenn eine Person mehrfach öffentlich sagt und schreibt man lüge. Dafür gibt es rechtsstaatliche Prinzipien. Die Staatsanwaltschaft hat auf meine Anzeige das Verfahren geprüft und eingestellt, mir aber gleichzeitig bestätigt, dass ich die Wahrheit sage. Allerdings muss ich als Politiker akzeptieren, wenn ein Kontrahent sagt, ich lüge, obwohl ich die Wahrheit sage.

9. Frage: Welches sind die größte Irrtümer oder Fehler, die Ihnen in Ihrer Amtszeit unterlaufen sind?

Antwort Bruno Metz: Ein Irrtum ist, dass ich erst im Zuge der Stadt- und Ortskernsanierung wirklich richtig entdeckt habe, was an identitätsstiftender Kraft dahinter steht. Dies war dann ein Argument mehr, unsere Ortskerne schön zu entwickeln. Im Vorfeld hätte ich dies nicht so eingeschätzt.

10. Frage: Politiker nehmen es mit der Wahrheit nicht immer so genau. Haben Sie auch schon gelogen, oder eine Notlüge gebraucht oder haben Sie immer die reine Wahrheit gesagt?

Antwort Bruno Metz: Da habe ich einen sehr hohen Anspruch. Ich halte mich an die Wahrheit, ob sie angenehm oder unangenehm ist.

11. Frage: Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Was sind Ihre Hobbys?

Antwort Bruno Metz: Ich habe eine wunderbare Familie und Freunde, mit denen ich gerne zusammen bin. Ich liebe es, in der Natur unterwegs zu sein und ein gutes Buch kann mich in seinen Bann ziehen.

12. Frage: Welche Bücher; Filme und Reisen haben Sie in Ihrem Leben am meisten beeindruckt?

Antwort Bruno Metz: Ein Buch, das in seiner Wirkung auf mich von den meisten anderen herausragt, stammt von Klaus Mehnert mit dem Titel „Ein Deutscher in der Welt“. Das habe ich vor ca.30 Jahren gelesen und es hat etwas in mir ausgelöst. Ansonsten lese ich querbeet. Biografien, z.B. von Goethe, Romane, Reise- und Expeditionsberichte und auch Geistliches. Eine meiner beeindruckendsten Reisen war die Rucksackreise durch das sibirische Altai-Gebirge, die viele tiefe Eindrücke bei mir hinterlassen hat.

13. Frage: Welche Musik und welche Komponisten hören Sie besonders gerne?

Antwort Bruno Metz: Da gibt es eine große Bandbreite. Am liebsten höre ich Rock, Folk und Blues. Gary Moore, Bob Seger gehören dazu, aber auch ganz viele andere, je nach Stimmungslage ist es auch mal Klassik. Da gibt es schöne Werke, z.B. von Peter Tschaikowski.

14. Frage: Wer sind Ihre Vorbilder a)  als Mensch? b)  Als Politiker?

Antwort Bruno Metz: Ich bewundere unseren Papst, der sich über Konventionen hinweg setzt und hoffentlich notwendige Reformschritte erfolgreich voran bringt.

15. Frage: Sie sind ein politischer Profi mit reicher Erfahrung. Welches Angebot würde Sie nervös machen?

Antwort Bruno Metz: Dazu fällt mir nichts ein.

16. Frage: Was beeindruckt Sie bei Menschen, welche Eigenschaften schätzen Sie bei Menschen?

Antwort Bruno Metz: Ich schätze Menschen, die authentisch sind, die etwas bewegen und die im Leben positive Spuren hinterlassen.

17. Frage: Können Sie auch selbst kochen? Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Antwort Bruno Metz: Ja, ich koche gerne. Viel Gemüse, aber auch ein schönes Stück Fleisch oder Fisch gehören dazu. Zu einer richtig gut gewürzten Bolognese sage ich nie Nein.

18. Frage: Das Leben ist vergänglich. Alles ist uns nur geliehen. Alle Werte, alle Macht, alle Menschen, unser Vermögen und auch unser eigenes Leben. Wenn Sie wüssten, dass Sie im nächsten Monat sterben müssten, was würden sie sich heute noch wünschen und wa

 

s wollten Sie Ihren Mitmenschen dann jetzt noch sagen?

Antwort Bruno Metz: Es lohnt sich anständig zu sein.

19. Frage: Wenn Sie mit nur zehn Personen auf eine einsame Insel müssten, wen würden Sie mitnehmen?

Antwort Bruno Metz: Meine Familie.

Sehr geehrter Herr Metz, wir danken Ihnen für dieses Interview.
Schön, dass die Leser Sie ein bisschen besser kennenlernen dürfen. 

  (Ettenheimer Nachrichten, Artikel-Nr. 13691 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 29.09.2018 19:39.

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