Der ehrgeizige, vermeintliche „Geldscheißer“ der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, Hermann Dittmers, ging Ende Oktober in den Ruhestand. Zuvor hatte der Sparkassen-Banker und frühere Ortsvorsteher des Freiburger Stadtteils Kappel noch versucht, als Parteiloser, Bürgermeister seiner Heimatstadt Verden zu werden. In Verden kam er im Mai 2019 im ersten Bürgermeister-Wahlgang aber nur auf einen Stimmenanteil von 9,7 % und zog seine Bewerbung zurück.
Wesentlich erfolgreicher war der ehrgeizige und bisweilen als vermeintlich eitel und selbstverliebt geltende Dittmer aber bei der Sparkasse Freiburg. Freiburgs legendärer Sparkassen-Chef Horst Kary, der langjährige Vorstandsvorsitzende und Glücksbringer zur großen Sparkassen-Fusion, hatte Hermann Dittmer einst die Führung der „S-Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau mbH“ anvertraut. Sie ist als eigenständige Beteiligungsgesellschaft unter der HRB-Nummer 5649 im Handelsregister beim Amtsgericht Freiburg eingetragen. Kary und Dittmer bezeichneten die Beteiligungsgesellschaft als „Kind der Sparkassenfusion“.
Dittmer baute das Beteiligungs-Portfolio der 100%-Tochter der Sparkasse gewaltig aus. Aus ursprünglich 6 Beteiligungen und einem Beteiligungsvolumen von 2,9 Mio. Euro wurden 44 Beteiligungen mit einem Volumen von 41,1 Mio. Euro. Seit Gründung veranlasste Dittmer rund 160 Investments und wurde so zum begehrten, vermeintlichen „Geldscheißer“ der Freiburger Sparkasse. Dittmer wurde, wie ein König, von allen hofiert die klamm waren oder aus anderen Gründen an das Geld der Sparkasse gelangen wollten. Doch bei wem Dittmer „Pate“ mit dem Geld der Sparkasse spielte, sollte geheim bleiben. Wie bei den früheren Geheimkämmerern des Papstes, so sollte auch bei der Sparkasse für die Öffentlichkeit im Dunklen bleiben, wem Dittmer seine „Geldgunst“ schenkte. Zwar meinte schon der kluge Albert Einstein, dass man die besten Dinge des Lebens nicht für Geld bekommt und sagte: „Das Geld zieht nur den Eigennutz an und verführt stets unwiderstehlich zum Missbrauch“. Wenn aber auch schon der kluge Römer Marcus Tullius Cicero damit belehrte, keine Festung sei so stark, dass Geld sie nicht einnehmen könne, dann ist Transparenz bei Beteiligungen der Sparkasse erforderlich.
Es gilt als sinnvoll, wenn die Sparkasse, als größte Wirtschaftsmacht im Breisgau, Kapital in regionale Unternehmen investiert um den Wirtschaftstandort Breisgau zu fördern. „Sparkassen-Dittmer“ war mit seinen Geldspritzen der Sparkasse anscheinend auch sehr erfolgreich. Zu seinem Abgang präsentierte er in der Bilanz-Pressekonferenz der S-Beteiligungsgesellschaft eine traumhafte Kapital-Rendite von 25,7 %. Er übergab jetzt die Führung der S-Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse an die neuen Geschäftsführer Markus Hildmann und Nicolai Gerig.
Mancher kleine Sparer stellte sich bei solchen Traum-Renditen berechtigt diese Moralfrage: Wie kann die Sparkasse den Sparern für Anlagen Minus-Zinsen (Verwahrentgelt) berechnen und mit dem geliehenen oder verwahrten Kapital schamlos 25,7 % Rendite machen? Sofort erhebt sich die Frage, mit welchen Beteiligungen solche Super-Renditen erzielt werden und ob es dazu Interessenkonflikte gibt. Wer sind die Begünstigen der Sparkassen-Millionen? In der Pressekonferenz stellten die anwesenden lokalen Journalisten keine sachkundigen und kritischen Fragen. Schließlich ist die Sparkassenorganisation ein bedeutender und lukrativer Anzeigenkunde und „Anzeigen-Korruption“ gibt es angeblich doch wirklich nur in Österreich?
Regionalia, die Zeitung für freies Wissen und wahre Information, wollte von dem in der Pressekonferenz anwesenden Vorstandsmitglied Bernd Rigl wissen, welchen Unternehmen die Sparkasse 41,1 Mio. Euro Beteiligungskapital zugeschossen und wo sie sich beteiligt hat. Kreditvorstand Rigl verweigerte die Antwort und verwies auf das Bankgeheimnis. Doch der Kredit-Vorstand irrt. Die Sparkasse und ihre Beteiligungsgesellschaft zählt zu den öffentlichen Körperschaften, die auskunftspflichtig sind. Denn die Sparkasse muss nur die Verhältnisse ihrer Kunden, namentlich das Bankgeheimnis, schützen, nicht jedoch ihre eigenen öffentlich-rechlichen Beteiligungen. Regionalia hat deswegen unter Hinweis auf den Auskunftsanspruch der Presse um Mitteilung sämtlicher Beteiligungen der Sparkasse gebeten. Ob man Einsicht in das berechtige öffentliche Interesse zeigen wird, bleibt abzuwarten. Die Universität Mainz musste bekanntlich nach heftiger Verweigerung sogar Einblick in die „Geheimverträge“ mit dem Pharmariesen Boehringer Ingelheim und seiner Stiftung gewähren. Das Verwaltungsgericht Mainz hatte einer berechtigten Auskunftsklage des Publizisten Thomas Leif gegen die Universität Mainz stattgegeben. In einem Prozess des Verbraucherzentrale-Bundesverband untersagte das Landgericht Berlin in seinem Urteil vom 28.10.2021 (Az. 16 O 43/21) der Sparda-Bank einstweilen Verwahrentgelte auf Giro- und Tagesgeldkonten zu erheben.