Zimmermann ist bekannt dafür, dass er die Messlatte hoch legt.
Wenn er etwas plant, dann mit ambitioniertem Ziel vor Augen. Sein
Perfektionismus geht bis ins Detail. Alles muss stimmen: Angebot, Beratung,
Umfeld. Selbst der Blumenschmuck. „Ich will, dass unsere Stadt besser ist als
andere Städte“, bringt er seine Motivation auf den Punkt.
„Wir haben hier Glück“, sagt Zimmermann. „Staufen besitzt
viele gute Fachgeschäfte, die sich ergänzen. Nicht den Einheitsbrei, den man in
anderen Städten vorfindet.“ Vergleichsweise leicht sei es, hier ohne
Konkurrenzdenken zusammenzuarbeiten. „Die wichtigste Aufgabe für einen
Gewerbevereinsvorsitzenden ist es, die Leute immer wieder zu motivieren.“
Alles in allem gehe es den hiesigen Gewerbetreibenden gut. „In
Staufen kann eigentlich jedes Geschäft florieren, wenn man entsprechenden
Einsatz bringt“, ist Zimmermann überzeugt. Sein eigenes ist dafür ein gutes
Beispiel. 1953 von seiner Mutter gegründet, übernahm der an der
Textilfachschule Nagold ausgebildete Textilbetriebswirt Helmut Zimmermann ab
1971 die Regie. Stillstand gab es keinen, „fertig“ war der Laden nie: „Ich habe
jedes Jahr umgebaut“, erzählt er. Viele Jahre galt das Modehaus als einer der
führenden Herrenausstatter im Markgräflerland. 2004 entschied der Inhaber, dass
es genug sei. Er gab das Geschäft „an ein gutes Pächterpaar ab“.
Stimmenkönig bei der Kommunalwahl
Die Staufener wissen, dass er trotzdem alles andere als
unterbeschäftigt ist. Seit 25 Jahren Stadtrat, seit fünf Jahren Vorsitzender
und Fraktionssprecher der „Freien Wähler“, seit kurzem erster stellvertretender
Bürgermeister - mit 3.392 Stimmen ging er als „Stimmenkönig“ aus der
diesjährigen Kommunalwahl hervor. Dazu kommen weitere Ehrenämter: Aufsichtsrat
der Volksbank, ehrenamtlicher Richter am Freiburger Verwaltungsgericht, Aufsichtsrat
der Stadtwerke Müllheim-Staufen. Und Hobbys? „Meine Familie“, sagt Zimmermann.
Als Stadtrat und Gewerbevereinschef sorgt der gebürtige
Staufener für kurze Kommunikationswege. „Stadt und Handel gehören zusammen.
Wenn die Stadt funktioniert, funktioniert auch der Handel. Und umgekehrt. Funktioniert
der Handel, funktioniert auch die Stadt.“ Den Vorsitz des Gewerbevereins hatte
er schon zwei Mal inne: von 1974 bis 1979 und von 1997 bis 2001. Zwei Ären, die
von der Schaffung publikumswirksamer Aktionen und Veranstaltungen geprägt waren:
Weihnachtsmarkt (1974), „Verkaufsoffener Sonntag“ und „Wein und Musik“ (1997),
„Staufener Herbst“ (1998), „Fabelhaftes Staufen“ und der „Winterzauber“ (2008).
An weitere jährlich wiederkehrende Veranstaltungen denkt er aber nicht: „Das
würde die Leute überfordern“.
Christbaumkugeln und Blumenkästen
Vielmehr setzt er jetzt auf Optimierung, auf Feinschliff. Hohe
Ansprüche zeigt er dabei überall, wo er anpackt. Jüngstes Beispiel sind die 700
Christbaumkugeln, die er gerade geordert hat - nach eingehender
Qualitätsprüfung, versteht sich. Mit dem Baumschmuck wollen die
Vereinsmitglieder übrigens in diesem Jahr erstmals die zwei großen Weihnachtsbäume
auf dem Marktplatz und dem Marienplatz dekorieren - ergänzend zu den 50 Bäumen,
die schon seit 1997 von den Schülern und Kindergartenkindern verziert werden. Die bilderbuchhafte Weihnachtsatmosphäre Staufens soll 2009 noch einladender
wirken. „Man muss weit im Voraus planen“, betont Zimmermann.
Nicht nur wegen der besorgniserregenden Mauerrisse hat sich
Zimmermann den Erhalt und die Verschönerung des historischen Stadtbilds auch
für seine dritte Amtsperiode auf die Fahnen geschrieben. Und wenn mal so rein
gar nichts seinen Ansprüchen genügen will, kann es auch vorkommen, dass er einfach
selber etwas „erfindet“. So wie die rund 30 Blumenkästen, die seit diesem
Frühjahr verschiedene Ecken der Staufener Innenstadt zieren: nach ureigenem Zimmermann-Design
von Eisenkünstler Nobi Bühler angefertigt.
„Wir machen viel Stadtmarketing“ erklärt Zimmermann, „und
wir sind ständig dabei, das Stadtbild zu verbessern“. Dazu gehören auch die
geplanten neuen Hinweisschilder aus Metall, die bald die vielerorts sichtbaren Plakatständer
der Geschäfte ablösen sollen. Oder die ab Oktober greifende Vereinheitlichung
des Parkplatzsystems.
Es verwundert kaum, dass die Internetseite des 188
Mitglieder zählenden Gewerbevereins im November vom Wirtschaftsministerium für
die „innovativste Online-Idee“ ausgezeichnet wird. Webmaster Helmut Zimmermann
hat das Grundmodul von zwei Studenten programmieren lassen. Das Besondere: die Mitglieder
finden im internen Bereich vielerlei Informationen wie Sitzungsprotokolle,
Richtlinien oder Gesetzestexte. Jedes Mitglied kann zudem seine Daten jederzeit
eigenständig verändern.
Für die Zukunft wagt Zimmermann einen optimistischen
Ausblick. „Wir sind auf einem guten Weg“. Schließlich lockt die Fauststadt mit
ihren Sehenswürdigkeiten immer wieder neue Besucher an. „Staufen hat zwar zu
wenig Hotelbetten“, bedauert Zimmermann, doch nach wie vor gilt: „Die Meisten,
die im Umland Urlaub machen, wollen sich auch Staufen mal ansehen“.