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„Libera me“: Riesenbrimborium im Freiburger Münster – Zollitsch auf (Abschieds-) Sendung?

„Libera me“: Zollitsch auf (Abschieds-) Sendung? (Bild: Erzbistum Freiburg)

Komische Oper oder Besinnungs-Requiem? Auch im hohen Alter von heute 201 Jahren hätte Giuseppe Verdi seine helle Freude gehabt: An der Inszenierung des Pontifikalrequiems für den emeritieren Weihbischof Wolfgang Kirchgässner im Freiburger Münster. Die Freiburger „Messa da Requiem“ erinnerte an das „Libera me“ in Verdis „Messa per Rossini“ und seinem „Requiem“ von 1874. Die Darbietenden spiegelten durchaus die Schauspielkunst, die Verdi auch bei der Inszenierungen von „Don Carlos“, „Otello“ „Nabucco“, „La Gioconda“ und „Tosca“ verlangte. 

Bischofs-Abschied.

So nahmen also, in der mit Gläubigern und Zuschauern wohlgefüllten grandiosen Kulisse einer der schönsten Kathedralen der Christenheit, die Exsequien ihren Lauf.

Und Ihren Lauf, mal Kreuz und mal quer, mal schneller, mal langsamer, mal Mitra auf mal Bischofshut ab mal Pileolus auf mal Rotkäppchen ab, tänzelnd und stolzierend, nahm auch das rund 30-köpfige Konsistorium von Bischöfen und Pfarrern, die unbedingt „auf Sendung“ gehen wollte. Bei den rund einhundert „Mitwirkenden“ an der Totenmesse fragte ich mich: Sind wir vor Gott wirklich alle gleich, oder sind Bischöfe gleicher Gott? Wenn überall in den katholischen Landen die Pfarrer fehlen, müssen dann übermäßig viele von ihnen bei der Bestattung eines Altbischofs dabei sein? Ich fragte mich: Müssen beträchtlich viele Hirten (wie Politiker) eine narzistische Selbstgefälligkeit - mit ausgeprägtem Sende- und Schauspielbedürfnis - entwickeln? Bei der Schauspielfreude manches Geistlichen stieg mir der Gedanke an die Feuerlöschfreude manches Feuerwehrmannes in den Kopf.

Eigentlich reicht doch, bei einer würdigen Totenmesse und einer guten Predigt, und noch besserer Münster-Orgel-Musik von Maestro Professor Gnann, die gemeinsame Anteilnahme der Herde und ihrer Hirten - ohne Brimborium.

Nähme es Wunder, wenn mancher der Kirche Wohlgesonnener solch vermeintlich  „pfauenhaftes Auftreten“ nicht ganz mit Jesus-mäßiger und Franziskus-mäßiger Bescheidenheit in Einklang bringen könnte? Im altehrwürdigen Freiburger Münster „Unser Lieben Frau“ ist doch der Geist Gottes allgegenwärtig und der Erzbischof ist dort „die rechte Hand Gottes“.

In seiner ordentlichen Predigt blieb der scheidende Erzbischof „cool“ und ohne Fehler; seine Gefühle gestikulierte er immer wieder typisch mit seiner rechten Hand. Mit seinem Bischofsstab in der rechten Hand zog der Erzbischof im „conductus“ der Bischöfe und hohen Priester mit dem „Pompa funebris“ vom Oberhaus des Münster durch den Mittelgrund zur Pforte des Münsters und wieder zurück; Zum letzten Gang mit dem verstorbenen Weihbischof - in den Untergrund des Münsters.

Das „Münster-Ensemble“ hatte eine große Vorstellung. Zollitsch, der als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz einen gut Job gemacht hatte, war weltweit sichtbar auf seiner (Abschieds-) Sendung. Verdi hätte das Pontifikalrequiem mit einem „Bravo“ bedacht. Und ich dachte wohl mit vielen Gläubigen - in memoriam - an Verdis „Libera me“: Rette mich.

Autor:  Werner Semmler Chefredakteur (Regionalia Deutschland, Artikel-Nr. 9899 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 06.04.2014 10:11.

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