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Umkirch
Freitag, 15. November 2024
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LICHTblick: Umkirch braucht besseres Licht im Dunkeln

Lichtblick: Umkirch braucht besseres Licht im Dunkeln (Bild: Regionalia)

Geschmack braucht Information, Intelligenz, Sinne und Urteilskraft: Und dafür braucht man Licht. Licht und Energie ist der Vermittler zum Gehirn. Die Sonne macht das Leben. Ohne Licht keine Schicht, sagen die Bergleute – ohne warmes Licht gibt’s keinen schönen Gutshof bei Nacht, sagen vernünftige Umkircher Gemeinderäte. Doch wo Dunkel oder Unwissenheit über den Augen liegt, da kann bekanntlich kein Licht hinein. Und das gilt offensichtlich für einige gewaltsamen „Modernisierer“ des Gutshofes. Was jedenfalls der Gutshof-Architekt Volker Rosenstiel bisher den Umkirchern als Beleuchtung für den Gutshof vorstellte, erzeugt nicht den Eindruck, als verstünde Rosenstiel viel von Licht. Der Gutshof ist auf dem Weg, provinziell, oder nach modernistischer Rosenstiel-Mode, beleuchtet zu werden. Doch dort wo die Sonne unter geht gibt’s auch Schatten und dann es ist besser, Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen. Deswegen ist konstruktive Kritik jetzt das Mittel, Licht für bessere Erkenntnisse zu bringen und die Verantwortlichen zur selbstkritischen Reflexion bei der Beleuchtung des Umkircher Gutshofes zu ermuntern. Bessere und neutrale Ratgeber wären jetzt das Mittel, Beleuchtungs-Fehler zu vermeiden. Lampen-Dealer sind nicht unbedingt geeignete Berater, weil sie eigene Interessen haben. Nach mehreren „Lampen-Shows“ sind die Gemeinderäte noch immer im Konflikt und keiner traut sich wohl, die Wahrheit in einem Satz auszusprechen: Keine der neuen, modernistischen Lampen riss die Gemeinderäte vor Begeisterung vom Hocker – nur die bisherigen alten Gutshof-Lampen gefallen allen Gemeinderäten. Denn nur die bisherigen „Altstadt-Leuchten“ des Gutshof machen den Gutshof „heimelig“ und finden das Herz der Gemeinderäte. Das Gute liegt also so nah, wenn man auf Rosenstiels seltsamen Geschmack pfeift und ihm die rote Laterne gibt. 

 

Umkircher Rosenstiel-Sünden

 

Ob Volker Rosenstiel für die Neugestaltung von Umkirch eine gute Wahl war, muss sich erst noch erweisen. Denn auf sein Konto gehen, ausweislich der öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates, einige (zum Glück noch nicht verwirklichte) Planungs- und Geschmacks-Sünden. Rosenstiel hat sich bisher dadurch ausgezeichnet, dass er auch das Gute am Gutshof abbauen oder wegwerfen und, mit Hilfe der Gemeinderäte, durch seinen Geschmack ersetzen will. Ob das daran liegt, dass ein Architekt sein Honorar oft nach der Höhe der Bausumme bezieht? Jedenfalls mutete Volker Rosenstiel den Umkirchern bisher einiges zu und offenbarte bisher manche erschreckende Informations- oder Planungs-Mängel. Auch bei der „naturellen Möblierung“ des Gutshofes kam es zu Planungsfehler, weil Rosenstiel offenbar sehr wenig von Bäumen versteht. Er überplante den Gutshof mit so einer so großen Menge von Bäumen, dass der Berichtverfasser den Bürgermeister darauf hinweisen musste, dass diese Anzahl an Bäumen niemals „Platz auf dem Platz“ finden werde. Um seine Bäume, wie stehende Soldaten, in Reihen stellen zu können, musste „umgeplant“ und die gewachsenen Kastanien „umgebracht“ werden, statt davon wenigstens einen Teil zu erhalten und sie in ein lockeres Konzept zu integrieren. Rosenstiels „Soldaten-Baumreihen“ und Bäume müssen alle gleich sein. Doch welches Menschen-Gesicht sieht schon gleich aus. Und wie langweilig wäre es, wenn alle Bäume und alle Menschen gleich aussehen würden? Jetzt will Rosenstiel, zwölf (!!) gleiche (neue und teure) Rosskastanien oder Sumpf-Eichen (Quercus Palustris) auf den Gutshof pflanzen lassen und verrät damit erneut wenig Ahnung von Bäumen. Denn ein sachkundiger Landschaftsplaner muss bedenken, wie seine aufgestellten Natur-Geschöpfe aussehen, wenn sie erwachsen geworden sind. Schließlich baut er ja auch keine Häuser nur für die Größe von Kindern, sondern für die Größe von Erwachsenen. Rosenstils „Baum-Kinder“ müsste man eines Tages, wenn sie erwachsen werden, wie den falsch und zuviel gepflanzten Platanen an Umkirchs Straßen, Jahr für Jahr Teile ihrer „Köpfe, Arme und Ohren“ abhacken, damit sie sich nicht gegenseitig massiv behindern (Mord auf Raten?). Denn die von Rosenstiel vorgesehenen scharlachroten Rosskastanien (Aesculus cernea der Variation „Brioti“) erreichen im sonnigen Breisgau einen Kronendurchmesser von 12 bis 15 Meter. Bei vier Baumreihen verbrauchen sie also eine Grundstücks-Breite von mindestens 60 Metern. Ob Rosenstiel das bedacht hat, oder Menschen sich später wieder, Jahr für Jahr, ermächtigen, den auf engem Raum zuviel gepflanzten Baum-Lebewesen gesunde Körperteile zu amputieren?

 

Wird Umkirchs Gutshof rosen-sti(e)l-mäßig beleuchtet?

 

Hat Rosenstiel, dessen bevorzuge Kleidungsstücke offenbar schwarze Sachen sind, wirklich Geschmack? Und haben das auch der Bürgermeister und alle Gemeinderäte? Das dürfen die Bürger, die ihre Werke bezahlen und ertragen müssen, ruhig fragen. Über Geschmack lässt sich zwar streiten, doch die Werke von Baumeistern mit einem guten Geschmack überleben alle Zeiten. Ein Beobachter, der nicht genannt werden will, meinte frei: „Rosenstiels Geschmack und seine Plätze sind so kalt wie „Hundeschnautzen im schwarzen Rollkragenpulli“. Deswegen muss man über guten Geschmack bei der Beleuchtung des Gutshofes wohl streiten. Denn nur wer wirklich scharf denkt, und viel weiß, hat auch guten Geschmack und Vorstellungskraft und kann seine guten Sinne mobilisieren. „Geschmack ist ein Euphemismus. Viele Deutsche haben keinen Geschmack, weil sie keinen Euphemismus haben und derb sind“, meine schon der große Goethe. Friederich Nietzsche schrieb deshalb: „Und ihr sagt mir, Freunde, dass nicht zu streiten sei über Geschmack und Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack und Schmecken.“ Das menschliche Auge sieht nichts bei Dunkelheit und die Farben verschwinden ohne das Licht zu purem Schwarz. Doch im Licht werden die Farben des Lebens sichtbar. Deswegen ist die richtige Beleuchtung des Guthofes das A und O des Platzes. Das Licht überliefert das Sichtbare dem Auge und das Auge überliefert es dem Gehirn des Menschen. Deswegen gibt es „kaltes“ Licht und „warmes“ Licht. In Umkirch haben die „Beleuchtungs-Dealer“, also die Händler mit Beleuchtungsmittel, in letzter Zeit große Auftritte. Das sind die in letzter Zeit aufgekommenen Händler mit Beleuchtungskörpern, die das Licht teuer und für sich fette Gewinne machen wollen. Meist handelt es sich nicht um echte Fabriken, sondern um Händler und „Zusammenschrauber“, die Glas, Blechteile, Fassungen und Glühbirnen preiswert auf der ganzen Welt kaufen und daraus „Gold“ für sich machen. Solche Licht-Design-Firmen sind in den letzten Jahren unter vielversprechenden Phantasie-Namen wie Pilze aus dem Boden geschossen und sie machen aus einem runden Glasdeckel, einer Blechhaube, einer Fassung und einer Glühlampe gleich einmal ein paar hundert Euro. Auch in Umkirch soll der ahnungslose Gemeinderat einmal einige hunderttausend Euro für die Beleuchtung des Gutshofes ausgeben. So hoffen es jedenfalls wohl die Beleuchtungs-Dealer. In mehreren Lampen-Shows haben die Herren dem Gemeinderat ihre sündhaft teure Kollektion aufgeboten, doch den Gemeinderat wohl nicht wirklich überzeugt. Denn kein Gemeinderat war „Feuer und Flamme“ für das modernistische Lampensortiment, das Rosenstiel ihnen auffahren ließ. Das lag wohl am guten „Bauch-Gefühl“ der Gemeinderäte. Denn alle fanden, die bisherigen (alten) Gutshof-Lampen passten am besten zum Guthof. Doch die Verwaltung sagte, die würde es nicht mehr geben. Und ihrer Verwaltung glauben die Gemeinderäte in der Regel ohne Nachprüfung. Ist das ein alter Gemeinderats-Fehler der sich bei Greschkowitz schon als Fehler offenbarte? (siehe Stöckmatten). Denn in vielen alten Städten der Welt stehen die so genannten Altstadt-Leuchten, und kein kluger Stadt-Chef käme auf die Idee, sein historisches Stadtbild durch modernistische Leuchten zu „versauen“. Deswegen gibt es auch weiterhin Leuchtenmanufakturen, die sogenannte historische Altstadt-Laternen produzieren. So entschied sich z.B. auch Regensburg, sparsam und zugleich stilgerecht, für LED-beleuchten Gassen (mit Altstadt-Laternen) in der Regensburger Altstadt. Es gibt unzählige Hersteller, z.B. die seit vielen Jahren auf dem Mark befindliche Firma Dahlhaus. Darüber hinaus gibt es Spezial-Gießereien und kleinere Handwerksbetriebe, die weiterhin die Altstadt-Laternen herstellen. Und das noch viel billiger als manche Edel-Händler. Man braucht sich nur bei pfiffigen, schönen Dörfchen und Städtchen erkundigen. Die romantische nordbadische Schloss-Gemeinde Angelbachtal wusste wie, und hat ihre wunderschönen Laternen von einem regionalen Spezialbetrieb preiswert liefern lassen.

 

Licht ist nicht gleich Licht

 

Wenn die Nacht schwarz ist, dann muss das Licht nicht weiß sein. Auch wenn „schwarz-weiß“ die kalte Sicht mancher Menschen ist. Sowohl die Sonne als auch die Kerzen produzieren kein weißes, sondern gelbes Licht. Das Licht ist die Quelle der Farben. Gelbliches Licht bringt Wärme in ein Dorf oder auf einen Platz. Wer das noch nicht weiß sollte einmal in das romantische elsässische Dorf Turckheim bei Colmar, am Anfang des Fecht-Tals, fahren. In dem ehemals deutschen Türckheim ging der „Dreißigjährige Krieg“ mit der letzte Turenne-Schlacht zu Ende. Seither gehört die Stadt, sowie das Elsass, zu Frankreich. Das Weindorf hat sich seinen Charme, auch durch das gelbe Licht seiner Altstadt-Laternen, erhalten. Im Sommer dreht der Nachtwächter, von Mai bis Oktober, um 22 Uhr noch immer seine Runden im gelblich-warmen Laternen-Licht. Man würde sich wünschen, dass die Gemeinderäte, statt zu Rosenstiels neumodischen „Lampen-Dealern“, einmal nach Turckheim pilgern würden; bevor sie sich entscheiden.

 

Dilettanten oder kluge Einkäufer?

 

Wer vor rund einer Woche bei der Lampen-Show in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates saß, konnte sich die freie Frage stellen: Sind das Dilettanten, Unerfahrene oder kluge Einkäufer? Denn während der Beratung des Gemeinderates befanden sich die Lampenhändler im Saal und konnten die Präferenzen der Gemeinderäte genau erkennen. Sie bekamen mit, welche Lampe die Gemeinderäte bevorzugen und waren damit, beim Preis, oder bei den variablen Leuchtstoffen, zu keinen weiteren zu Preiszugeständnisse bereit. Welcher Händler wird schon so dumm sein, weitere Zugeständnisse machen, wenn er erkennen kann, dass sein Produkt ohnehin gekauft werden soll? Manche erwiesen sich nicht als pfiffige Kaufleute, sondern als extrem unerfahrene Einkäufer. Doch einigen Räten kamen sowohl die Lampen, als auch die Preise, „spanisch“ vor. Sie wollten weder falsche Entscheidungen treffen, noch sich mit der Drohung unter Druck setzen lassen, sie könnten das Bauprojekt damit verzögern. Weise lehnten Bürgermeister und Rat eine unreife Entscheidung ab und wurden damit durchaus ihrem Verpflichtungs-Eid gerecht, das Wohl der Gemeinde zu wahren. Nun darf man gespannt sein, ob sie das richtige Licht in Umkirchs Dunkel bringen und den Gutshof charmant beleuchten. Man wünscht ihnen jetzt einen sensiblen LICHT-Blick.

 

Autor: Werner Semmler

 

 

  (Umkircher Nachrichten, Artikel-Nr. 2576 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 26.07.2010 13:40.

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