fudder.de/artikel/2008/08/22/spionspiegel-im-mas-y-mas/
Ein Name macht noch keinen Inhalt und keine Qualität.
Doch in den „Spiegel der Erfahrungen“ haben die Neuen bei der Neueröffnung der „Bad-Krozinger-Ausgabe“ des Restaurants offenbar nicht geschaut. Bei der Namensgebung wollten sie auf Erfahrungen nicht hören und waren auch gegen den guten Rat, einen verständlichen Namen zu wählen, beratungsresistent. Der neue Restaurant-Pächter Kai Thon-Caballero wählte mit seinen zwei albanischen Partnern den Namen „Di più”. Sie wollten auf “italienisch” machen, das “immer mehr” ihrer Vorgänger “toppen “ und: noch mehr. Sie verwendeten die italienische Sprache: Di più – das bedeutet auf gut deutsch “noch mehr”. Doch den Namen kann kein deutscher Normalbürger verstehen, geschweige denn aussprechen, schreiben, merken, weitergeben, bei der Telefonauskunft richtig abfragen.
BGB-Gesellschaft mit drei Kellnern, aber ohne Koch.
Fachkundige Kenner und Krozinger Bürger stellten sofort die Frage: „Wer ist der Koch in dem Besitzer-Trio der Restaurant-Gesellschaft des bürgerlichen Rechts? Wer kocht in dem italienischen und mediterranen Groß-Restaurant?“ Denn von dem Können des Kochs machen Restaurant-Besucher ihr Urteil über die Qualität in der Regel abhängig. Jeder clevere Geschäftsmann würde zuerst einen erfahrenen und zuverlässigen Koch suchen, bevor er (mit gewaltigen Investitionen und hohem Risiko) ein Restaurant eröffnet. Doch die “Noch-Mehr-Woller” machten es umgekehrt. Die drei Kellner pachteten zuerst das Restaurant und suchten dann, per Anzeige, einen Koch und per Gespräch „Kredit“. Statt einen erprobten, zuverlässigen Koch zu wählen, dessen Vor- und Nachteile sie über Jahre kennengelernt haben, setzten sie auf Risiko: Sie wählten eine Spanier aus Kolumbien für ihr italienisches Restaurant. Dieser war zuvor im südamerikanischen Kolumbien in einer Kochschule tätig. Der „Lationo“ konnte kochen, doch er sprach nur spanisch. So gab es gleich Verständigungsschwierigkeiten des Kochs mit Personal und Kunden und es kam manchen etwas spanisch vor. Die Kellner-Unternehmer stellten schnell fest, dass sie es zuvor versäumt hatten, einander (und besonders auch ihren Koch) besser kennen zu lernen; bevor sie eine „geschäftliche Ehe“ eingingen. Und jetzt fragte man sich natürlich in Bad Krozingen, ob das „Noch-Mehr-Wollen“ oder das Wissen und Können Pate im "Di più" ist. Und: Wird’s noch mehr oder wird’s nichts mehr mit den Versprechungen?
„Essen Sie ein Stück Urlaub“: Genießen Sie die raffinierte mediterrane Küche.
So verkünden es die Inhaber auf ihrer Homepage und versprechen, daß von der Vorspeise bis hin zum Menü mit gehobenen Ansprüchen alles vorhanden sei. Man wolle den Gast „in der gemütlichen Atmosphäre verzaubern“. Im Rausche der durch die Neugier produzierten Anfangs-Erfolge fuhren die chicen Jung-Unternehmer flotte Leasing-Autos, doch ihr Koch sagte schon bald „Adiós“. Er zeigte ihnen wohl den Mittelfinger und sagte „und tschüss“. Auch andere Köche, darunter ein Ex-Colombi-Koch, verliessen die „Pseudo-Italiener“ wieder. Nun kocht ein Ungar in dem italienischen Restaurant mit mediterraner Küche.
Neue Hoffnung: Gutbürgerliche Küche?
Neue Hoffnungen sollen die Besitzer nun auf einen Kurswechsel setzen. Im Freiburger „Storchen“ am Schwabentor sind nach Aussage von Kai Thon-Caballero einige Preise heraufgesetzt worden und eine „gutbürgerliche Küche“ soll nun das „Di più“ beflügeln? Fragt sich nur, mit welchem Koch die versprochenen „Geschmackserlebnisse“ den Kunden besorgt werden sollen. Denn „gutbürgerlich“ erforderte einen guten Koch. Und der arbeitet nicht für 1500 Euro monatlich. Und nur „bürgerliches“ Essen gibt es auch in Bad Krozingen fast so viel wie Thermalwasser. Auf das "Di più" und das "noch mehr" darf man also gespannt sein. Wir haben über das neue Restaurant noch keine eigene Essens-Meinung und überlassen das Urteil den Kunden. Ob in der Küche künftig deutsch, spanisch, italienisch, albanisch oder ungarisch gekocht wird, hängt wohl von den künftigen Köchen (und ihrer mediterranen Koch-Kunst) ab. Und so kommt nicht nur der Restaurant-Name, sondern auch der häufige Koch-Wechsel manchem spanisch vor, wenn sie "ein Stück Urlaub essen" sollen. Den Deutsch-Spanier Kai Thon-Caballero (deutsche Mutter, spanischer Vater) sieht man jetzt nicht mehr oft in seinem Lokal in Bad Krozingen. Der Restaurant-Macher soll sich jetzt wieder mehr um das italienische Lokal "La Cicogna" ( zu deutsch Storchen) am Freiburger Schwabentor kümmern. Dort ist er auch Gesellschafter. Der Titel "Mediterrane Küche" für das „Di più” wird aber weiterhin geführt.