Das Ergebnis der Umkircher Gemeinderatswahl wird frischen
Wind, wenn nicht den einen oder anderen Sturm in die Gemeinderatssitzungen
bringen.
Überraschend, nicht gerechtfertigt und für die Betreffende
sicher auch bitter, ist die Abwahl der Fraktionsvorsitzenden der UBU, Margit
Hable-Maier mit 708 Stimmen aus der Fraktionsliste. Frau Hable-Maier war in den
Sitzungen stets bestens informiert und hat überzeugend, logisch und sachlich
argumentiert. Allerdings hat sie auch unbeirrt an ihren durch gründliches
Durcharbeiten gebildeten Meinungen festgehalten, ohne irgendjemandem gefallen
zu wollen. Das mag konservativen Menschen bei einer Frau nicht gefallen haben.
Da die UBU stets viel Kontakt mit ihrer Basis hat, können natürlich auch andere
– der Öffentlichkeit nicht zugängliche Gründe – mitgespielt haben. Das mag auch
die Ursache dafür sein, warum Claudia Weibel-Kaltwasser überraschend die
meisten Stimmen (1025) auf der UBU-Liste bekommen hat, obwohl sie sich eher
selten im Rat zu Wort meldete. Ilias Moussourakos, der wie Hable-Maier oft die
Dinge auf den Punkt brachte, erhielt 890 Stimmen. Mit dabei sind auch wieder
Carola Staffa (928) und Christa Strecker-Schneider (772). Die UBU hat somit
einen Sitz im Rat verloren.
Gleich geblieben ist die Anzahl der Sitze bei CDU und SPD.
Letztere ist durch Tom Hirzle, Erhard Haas und Henning Wellbrock vertreten.
Hirzle hat überhaupt die meisten Stimmen bei dieser Wahl auf sich vereint
(1980). Bürgermeister Walter Laub und die anderen CDU-Mitglieder wären besser
beraten gewesen, wenn sie diesen Kandidaten in ihre Reihen integriert hätten.
Hirzle hatte nämlich nur für die SPD kandidiert, weil ihm die Mitarbeit im
Projekt „Umkirch 2020“ verwehrt worden war und er Einfluss auf die weitere
Entwicklung Umkirchs nehmen wollte. Vielleicht schreckte das Projekt vor einem
gewissen Fanatismus zurück, mit dem er seine Vorstellungen zu verfolgen pflegt.
Mit Hirzle wird aber der CDU kein politischer Gegner erwachsen, denn mit diesem
Mann kann sie für die Weiterentwicklung der Gemeinde eine gute Zusammenarbeit
betreiben.
Anders sieht es mit den beiden anderen SPD-Kandidaten aus.
Erhard Haas (824 Stimmen) trat bisher in den öffentlichen Gemeinderatssitzungen
in der Bürgerfragestunde mit kritischen Anfragen hervor, die nicht immer von
großer Sachkenntnis zeugten und dennoch zu teils heftigen Reaktionen des
Bürgermeisters führten. Die Stimmen für ihn und Henning Wellbrock (789) zeugen
von einem Gegenwind in der herrschenden Gemeindepolitik. Henning Wellbrock ist
– neben einigen marginalen neuen Ideen - mit dem Ansinnen angetreten, mehr
Transparenz in die Arbeit des Gemeinderats zu bringen. Die Umkircher scheinen
dem politischen Profi und Zugezogenen aber noch wenig Vertrauen entgegen zu
bringen. Es ist zu hoffen, das sich die SPD-Gesinnung der neuen Fraktion nicht
nur in dem Fall bzw. Nichtfall der Gutshofmauer, in Spitzfindigkeiten oder
professionellen politischen Worthülsen erschöpfen wird.
Zunder aus den eigenen Reihen steht der CDU vermutlich mit
ihrem neuen Kandidaten Viktor Horn bevor. Der – zumindest bei den
Alteingesessenen - weitgehend unbekannte 34jährige ließ sich kurz vor der Wahl
noch beraten und machte seine Anliegen mittels persönlichen Briefen publik. Er erzielte 878
Stimmen. Horn, in Russland geboren, redet aufrichtig und ehrlich, wie ihm der
Schnabel gewachsen ist. Er wird sicherlich zu einer Bereicherung des Diskurses
im Gemeinderat beitragen und seine Stimme für die Umkircher Spätaussiedler
erheben, was schon lange überfällig war.
Die zweit meisten Stimmen bei der Gemeinderatswahl und damit
einen Vertrauensbeweis hat der langjährige Gemeinderat Klaus Leible bekommen
(1717), gefolgt von seiner Kollegin Roswitha Heitzler (1665). Mit deren
beider bodenständiger Arbeit sind die Umkircher offensichtlich zufrieden. Auch der
beliebte Dr. Gerd Babucke (1084) und Martina Blum (740) kamen wieder zum Zuge,
obwohl sie ganz hinten auf der Liste standen. Neu ist Jörg Kandzia (855), bei
dem man sich wohl auf längere Redebeiträge wird einstellen müssen – im
Gegensatz zu Frau Blum, die in der vergangenen Periode sehr still war und ihre
Wähler wohl durch ihr soziales Wirken in der Gemeinde überzeugte.
Auch Wolfgang Risch (699 Stimmen) trat im alten Gemeinderat
als Mitglied der SPD-Fraktion kaum in Erscheinung, hat sich aber über dessen
Arbeit ein negatives Urteil gebildet und könnte in der neuen Periode ganz
anders auftreten. Er bezeichnet sich als Rebell und will kein Blatt vor den
Mund nehmen. Seine „Volksnahheit“ tendiert freilich politisch nach rechts und
er könnte noch für einige Polarisierungen sorgen.
K. Wortelkamp