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Umkirch
Mittwoch, 13. November 2024
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Gesellschaft+Porträt

Der Gärtner des Fürsten: Rudolf Efinger

Der Gärtner des Fürsten von Hohenzollern: Rudolf Efinger (Bild: Kati Wortelkamp)

In der Regionalia-Serie Bürger-Porträt stellen wir berühmte und bekannte Bürger und Bürgerinnen der Gemeinde vor. Heute porträtieren wir den Gärtner des Fürsten von Hohenzollern, Rudolf Efinger. 

Wer mich ganz kennen lernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz“  Dies sagte der wohl berühmteste deutsche Parkschöpfer aller Zeiten:  Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Und diese Wahrheit gilt wohl für viele Parkschöpfer und auch für viele Gärtner. Denn ihre sichtbaren Taten sagen mehr als alle schönen Worte. Park-Schöpfer und Park-Gärtner müssen wahre Künstler sein und aus der Natur „Bilder malen“. Das können sie nur, wenn sie ein Auge für die „Geschöpfe der Natur“ haben und sie kennen und lieben. Auch im Umkircher Park des Fürsten von Hohenzollern schlägt das Herz eines Gärtners aus Liebe und Leidenschaft: Das Herz von Rudolf Efinger.  Der Park-Gärtner des Fürsten von Hohenzollern wurde am  23.8.1935 in Aixheim bei Trossingen (jetzt Aldingen) als Sohn einer alt eingesessenen Bauern-Familie geboren. Nach dem Besuch der Grund, - und Hauptschule half er seinen Eltern auf der Landwirtschaft und lernte den Beruf des Gärtners. Unweit von Eigeltingen baute sich 1955 die Ex-Königin von Portugal, Auguste Viktoria, Prinzessin von Hohenzollern, das Landhaus-Schlösschen "Münchhöf". Die Ex-Königin war nach dem Tode von König Emanuel (Manuel) II. von Portugal 1933 nach Deutschland zurück gekehrt und hatte sich auf dem Umkircher Erb-Besitz ihres Bruders, des Fürsten von Hohenzollern, das Landhaus-Schlösschen "Fulwell-Park" gebaut. Dort besuchte sie öfters ihr Jugendfreund Robert Graf von Douglas, den sie am 23. April 1939 heiratete.  Die neue „Gräfin Douglas“ zog in das Stammschloss der Grafen Douglas nach Langenstein und „pendelte“ zwischen ihrem neuen Hauptwohnsitz im Hegau/Bodensee und ihrem Umkircher Landsitz. 1954 suchte die gräfliche Familie einen jungen Gärtner für Schloss Langenstein. Rudolf Efinger bewarb sich und wurde eingestellt. Nach dem Tode des Grafen Douglas, am 26.9.1955, ging Schloss Langenstein an seinen Sohn über. Die Witwe von Graf Robert von Douglas zog sich aus Langenstein zurück und baute 1955 das Landhaus-Schlösschen Münchöf im Hegau. Für dieses Anwesen brauchte sie einen „Gärtner auf Lebenszeit“. Den hatte sie in Rudolf Efinger schon gefunden. Er hatte sich auf Schloss Langenstein bewährt und deswegen nahm sie ihn nach Münchöf mit. Der junge, tatkräftige Fach-Mann packte an und schenkte sein Herz ihrem Garten. Und er pflegte  das Schmuckstück zur Freude der Ex-Königin und nunmehrigen Gräfin Douglas. Efinger war ein intelligenter, treuer  und verschwiegener Diener „Ihrer Majestät“. Er war von seinen Eltern gut erzogen und hatte „gute Manieren“.  Er wollte nicht herrschen, sondern er konnte dienen, eine Eigenschaft, die viele  inzwischen verlernt haben. Efinger stellte sein Leben in den Dienst der „Hoheiten“. Bis zu ihrem Tode, am 29.8.1966, stand der „königliche Gärtner“ im Dienste ihre Majestät Auguste Viktoria. Aus dieser Zeit weiß der erfahrene Gärtner manche Anekdote zu erzählen. Einmal musste der  Chauffeur die Gräfin nach Schaffhausen fahren. Majestät ließ ihren „Rolls-Royce“ am Rhein-Ufer parken und man ging zum einkaufen. Als die „Herrschaften“ zurück kamen, stand das königliche Gefährt nicht mehr an seinem alten Platz. Es war verschwunden. Man entdeckte es schwimmend im Rhein. Die Handbremse hatte versagt. Der Chauffeur befürchtete ein „Donner-Gewitter Ihre Majestät". Auf die Frage was man bei diesem "Grand Malheur" mit dem  edlen Auto denn tun solle, antwortete die Ex-Königin gelassen: „Sorgen sie dafür, dass es so wieder heraus kommt, wie es hinein gekommen ist“.  Derweil ließ sich Ihre Majestät in einem Kaffee-Haus nieder.

 

Weil Rudolf Efinger sich bewährt hatte, übernahm ihn 1966 „Seine Königliche Hoheit“ Friedrich-Wilhelm Fürst von Hohenzollern als fürstlichen Gärtner. Ab 1967  bewohnt er das Gärtner-Haus und „diente“  dem Fürsten  in seinem  Umkircher Schlosspark. Er gewann mit seiner vornehmen Zurückhaltung schnell das Vertrauen des Fürsten und war bald nicht nur Gärtner, sondern auch fürstlicher Begleiter, Chauffeur, Diener.  Und das blieb er bis zum heutigen Tag. Auch im Ruhestand dient er noch immer dem Fürstenhaus und dem Park und ist dessen Seele und Wächter, wenn der Fürst nicht da ist. Und wenn die Hoheiten kommen, dient er ihnen wie eh und je noch immer diskret und „auf leisen Sohlen“.  Efinger wurde über die vielen Jahre "Umkircher". Seine Ehefrau Helga Efinger, eine vorzüglicher Köchin,  schenkte ihm eine Tochter und einen Sohn. Auch der Sohn lernte den Beruf des Vaters und wurde Stadtgärtner in Freiburg. Helga Efinger hat in den letzten Jahren nicht nur manches solide Schnitzel für "die Hoheiten"  gekocht, sondern auch viele Leckereien für Gourmets. Jedes Jahr initiiert Efinger an Fronleichnam einen künstlerischen Blumen-Teppich vor dem Schloss und seine Blumen-Gestecke bei vielen Anlässen entzücken immer wieder die Betrachter. Efinger ist auch ein Tierfreund, besonders ein Vogel-Liebhaber. Er kennt alle Vögel im Park,  weiß wo sie brüten und kann sie an  ihre Stimme identifizieren.  Und er singt auch selbst: Im Männerchor der Chorgemeinschaft Umkirch. 

Umkirch hat mit Rudolf Efinger noch einen Gärtner mit Herz und einen Zeit-Zeugen, der wahrhaft „königliche Geschichten“ erzählen kann. Und er wird es bleiben, solange er lebt. Treue ist eine schöne Tugend. Besonders wenn sie ewig währt.

 

 Autor: Werner Semmler

Autor:  ws (Umkircher Nachrichten, Artikel-Nr. 552 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 18.06.2009 13:40.

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