Ein Bürger-Platz ist kein "Hof mit Mauern", kein Bauern-Hof, kein Winzer-Hof, kein Guts-Hof, der Privateigentum mit Mauern abgrenzt und verschließt. Ein Bürger-Platz muss offen und darf nicht verschlossen sein. Er muss aus allen Richtungen betretbar sein und schon von weitem einladen. So wie Freiburgs Münsterplatz oder Rathausplatz. Das ist der Unterschied zwischen einem "Hof" und einem "Platz".
Einladende Verbindung zwischen Rathaus und Kirche
Lieblings-Plätze wachsen durch ihre „persönliche“ Ausstrahlung, ihre harmonische Seele. Die Öffnung des Gutshof-Platzes ist notwendig in „Korrespondenz“ zum Rathaus / Schloss Büningen und zum Pfarrhaus mit der Kirche. Die Sicht-, und Laufverbindung zwischen den weltlichen und den kirchlichen Herren sollte wieder hergestellt werden. Auch das Auge fühlt - und Harmonie und das richtige Pflaster beflügeln die Platz-Wirkung. Das beweisen alle Plätze der Welt, die Lieblings-Plätze der Bürger wurden. Alles andere wäre stümperhaft und unprofessionell. Man sollte über den Platz vom Rathaus zur Kirche und umgekehrt (zu Fuß und mit dem Auge) „wandern“ können. Man darf vom Platz „zu Gott sehen und soll ihm und dem Kirchturm entgegen gehen können“. Die Kirche und das wunderschöne Pfarrhaus (selbst ein kleines Schlösschen) müssen sich nicht hinter Mauern verstecken und abgrenzen. Sie sollten einladen.
Der Gutshof-Platz (besser Rathaus-Platz) sollte nicht nur den Weg zum Rathaus, sondern auch den Weg zu Gott weisen und sein Haus sichtbar machen. Die Menschen sollten nicht auf einem schmale Streifen (halb mit dem Körper auf der Straße) an einer Mauer entlang schleichen müssen, um in der Mauer ein „Loch zu Gott“ zu finden. Der Petersplatz in Rom und der Münsterplatz in Freiburg laden ein und versperren nicht durch Mauern den Zugang.
Und von der Kirche sollte man „zu den weltlichen Herren“ sehen und einen Blick auf sie werfen können. Wenn man auf dem Platz steht oder sitzt, muss der Vorhang auf sein für die baulichen Majestäten von Umkirch: Die älteste Kirche des Breisgaus, das wunderschöne Pfarrhaus-Schloss und das neue Rathaus-Schloss. Dazwischen liegt „die Seele Umkirchs“ – Der Platz der Begegnung, der Freude, der Feste, der Kultur und Kunst, des Wettstreits, der Reibung, der Wärme, des Lebens, des Handels und der Hoffnung.
Kultureller und geselliger Ortsmittelpunkt
Der Gutshof ist heute kein Platz mehr, auf dem das Vieh eingesperrt wird, damit es nicht davon läuft, wenn es zum Brunnen geht. Man braucht keinen Misthaufen mehr hinter einer Mauer verstecken. Man braucht dort sein Eigentum nicht mehr vor anderen schützen. Der Gutshof soll auch kein eingezäunter Kinder-Spielplatz sein, sondern ein Bürger-Platz. Der Platz sollte einladen, statt einzuschließen oder auszugrenzen. Deswegen braucht er keine gemauerte Abgrenzung mehr. Weil er nicht trennen, sondern verbinden soll, was zusammen gehört. Wenn man das gute alte Pflaster belassen und nur die neue Fläche ergänzen würde, könnte die Gemeinde ein Großteil der ursprünglich veranschlagten über 750.000 Euro sparen und den morbiden Charme des Platzes erhalten. Ich hoffe, das Werk, das für die nächsten Jahrhunderte gestaltet werden soll, gelingt. Autor: Werner Semmler