Nun ist der da; für jeden sichtbar, erlebbar, begehbar: Umkirchs neues Steinheiligtum, der „Stein-Rats-Paradeplatz“. Neben den „Externsteinen“ in Norddeutschland, „Stonehenge“ in England, dem „Ayers Rock“ in Australien und diversen Stein-Flächen aus alten Zeiten, ist nun der Gutshofsplatz als Zeichen unserer Zeit dazugekommen....Stein, Stein, Stein, wohin man schaut: unten, rechts, links, seitlich, vorne, hinten. Zaghaftes Grün schleicht sich zwar sparsam von der Seite ein, aber seit das schöne frühere Grün verschwinden musste und nur noch 1 (!) Baum „die Stellung hält“ ist alles klar: Kamen die undefinierbar grauen Stein-Platten schon aus China, so wird nun wenigstens auch bei uns auf dem kleineren "Platz des Himmlischen Friedens" (Peking) eine neue Zeit anbrechen: Die graue Zeit aus Stein. Tausende Umkircher, Gottenheimer, Marcher, Schaulustige, ja Demonstranten, Touristen und Festgäste aus nah und fern können sich jetzt mühelos auf dem Grauplatz versammeln – und es bleibt immer noch genug Platz. Bei einer erneuten Fürstenhochzeit kann Europas Hochadel mühelos das unschwer, an seinem verkorksten als „historisch“ gelungen erkennbare Turm, das Schloß Büningen/Rathaus erblicken und erreichen; wir alle können Spalier stehen und auf den seitlichen Stein-Bänken bietet sich für die regionale und internationale Presse, vom Reblandkurier und der BZ bis zu BILD und Super-Illu eine hervorragende Rundumsicht, auf Steinernes aller Art. Promenade auf einem Streinplatz à la Gemeinderats-Geschmack und Rosen-Sti(e)l-Träumen. Einige historisch wertvolle Schilder weisen auf die Attraktionen hin und die heimelige Gutshof-Schänke wird (wieder mal) völlig überfüllt sein. Nennen wir noch die Mini-Spargel der Laternen (heißes Diskussions-Geschmacks-Thema für –zig Stunden konstruktiver und intelligenter Gemeinderatsarbeit), die am Abend eines hitzeflimmernden Sommertages auf dem aufgeladenen und heissen Umkircher Graustein ein mildes Licht spenden können. Und versonnen in all der Fläche die sandsteinerne Maria, als warm-farbiger Lichtblick. Und sie könnte – wie auf anderen Dorf- und Kirchplätzen Deutschlands - so schön auf einige blühende Bäume schauen, auf duftende Büsche, grünende und je nach Jahreszeit blühende Spaliere, auf bunte Blumen inmitten von sanftem, grünem Gras....und ringsherum gäbe es das Viereck eines in historischem Stil auf- und umgebauten Gutshofes.....Lang, lang ist’s her,
Nach den drei Riesengeschmacks-Bausünden mit der Fischtreppe an der Mühle, dem Turm am Rathaus und dem „Grauplatz“ dürfte bald noch eine vierte Bausünde zur stil-losen Kreuz- und Quer-Bauweise in der Hauptstraße dazu kommen: Das Riesen-Baugebiet an Umkirchs „Gesicht von Freiburg aus betrachtet“ ; in Umkirchs Osten, an der Einfahrt in den „Historischen Ort“ sei 1084. Umkircher Romantik und Charme ist der Vorliebe von Herrn Rosenstiel für Flugplatzflächen und Parade-Plätze gewichen; mit leerer Steinarchitektur. (Moment: allerdings gut geeignet für eine echte Großveranstaltung, vielleicht für einen Abstecher nach Umkirch beim Papstbesuch Seiner Heiligkeit. Genug Platz wäre ja, wie Sie sehen, noch da! Siehe die Regionalia Foto-Collage.) Umkirch ist jetzt für die nächsten 1084 Jahre versorgt, planiert und saniert ! Schade für die vergebene Chance zur sanften und behutsamen Restaurierung von dem, was früher nur wenige Gemeinden hatten: einen echten Gutshof. Ein Mal wenigstens in der Woche belebt der Wochenmarkt farbenfroh und einladend die Stein-Fläche, vielleicht biete danach auch ab und zu ein am Marienbrunnen niedergelegter Blumenstrauß einen Farbpunkt und wir werden uns – auf einem mitgebrachten farbigen Kissen niederlassen. Denn auf den lieblosen Edel-Stein-Blöcken am Platzrand kann man nicht fröhlich sein. Und dann träumen wir – vielleicht ja auch Sie – vom Verweilen und Schauen auf schönere Plätze in den romantischen Dörfern und Städten der Welt, die ihre alte Seele nicht an die Moderne verkauft, sondern bewahrt haben. Wenn jetzt auch der sensible und behutsame Parkschöpfer Werner Semmler (ein realer und echter "Grüner" und Natur-Investor mit sichtbaren Taten) noch aufgibt, kehrt zum grauen Stein auch noch der Osten in Umkirch ein.
Den verpassten Chancen und der verlorenen Seele können die Umkircher jetzt nur noch nachtrauern. Jetzt haben sie ein Stein-Denkmal, das für immer und alle Zeiten an ihren Ratsgeschmack von 2011 erinnern wird. „Stein“ reimt sich auf „Sein“ – dann können wir jetzt in Zukunft auch eines sein: Umkircher Seelen in Rosenstiels Stein!
Hennig Wellbrock, Oberstudienrat i.R. und Alt-Stadtrat von Freiburg