Die Wahlen zu Bürgermeisterstellvertern enden wie erwartet. Gestern verpflichtete Bürgermeister Laub in der ersten Sitzung des Gemeinderates die 14 Gemeinderäte und Gemeinderätinnen der Gemeinde Umkirch.
Schon die erste, konstituierende Sitzung des neu gewählten Umkircher Gemeinderats am Montagabend hatte Pfeffer. Vor allem der parlaments- und redeerfahrene Henning Wellbrock (SPD) brachte Stimmung in das von Bürgermeister Walter Laub geführte Kommunalparlament. Doch Überraschungen blieben aus im "Heitzler-Saal" - letztlich kam es wie erwartet: Roswitha Heitzler (CDU) wurde zur ersten stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt, Klaus Leible (CDU) verlor nach zwei Legislaturperioden in diesem Amt seinen Posten. Claudia Weibel-Kaltwasser von der Unabhängigen Bürgerliste Umkirch wurde im Gegenzug zur zweiten Stellvertreterin gerwählt. Eine Absprache habe es allerdings nicht gegeben, versicherten jedenfalls einige Kommunalpolitiker.
Mit der Sitzordnung ging es los, sie passte Henning Wellbrock (zurecht?) nicht. Die vier UBU-Gewählten waren mit Namensschildern nach vorne zum Bürgermeister, und neben die drei SPD-Politiker von ihm entfernt platziert worden, gegenüber saßen die sechs CDU-Mitgliederund direkt neben ihnen FWU-Mann Wolfgang Risch, der ehrlich-lässig in Jeans erschienen. Den geradlinigen Mann rechnen manche schon dem CDU-Lager zu, doch andere glauben, dass er sich selbst treu bleiben wird. "Die SPD sei doch wohl etwas im Abseits, wie auch Herr Risch", bemängelte Wellbrock vor rund 40 Zuschauern in gewohnt launig bestimmter Ansprache. Eigentlich gehörten die stärksten Fraktionen nach vorne, „wir sind da aber nicht festgelegt. Wir werden das zeitnah mit dem Ältestenrat besprechen“, verschob Bürgermeister Walter Laub eine Entscheidung darüber. Nach der Zwischenfrage einer Bürgerin, die in den UMKIRCHER NACHRICHTEN gelesen habe, dass die Stellvertreter-Wahl schon gelaufen sei, „das wäre ja nicht richtig“, wie sie sagte, und der anschließenden kollektiven Versicherung der Parlamentarier, dass dem ganz bestimmt nicht so sei, wurden zunächst die ausscheidenden Gemeinderatsmitglieder verabschiedet. Bürgermeister Walter Laub entliess die ausscheidenden Räte Juditha Brauer, Margit Hable-Maier, Walter Rafalski, Antoniette Steinmüller und Ulrike Welte mit Dank und Anerkennung aus ihrem Amt. Jeder Fraktionssprecher fand auch ein paar warme Worte, überreichte Blumen oder Präsente. „Ihr Wirken im Gemeinderat hat mehr als nur Spuren hinterlassen, sie haben Pflöcke eingeschlagen“, erklärte der Bürgermeister in Richtung der Verabschiedeten. Henning Wellbrock brach eine Lanze für das politische Ehrenamt: „Der Dank gilt allen, die das tun, das ist Knochenarbeit. Lokalpolitische Arbeit wird zu wenig gewürdigt“, sagte er, ehe Dr. Gerd Babucke (CDU) einen Hinweis anbrachte: „Ich möchte noch einen Wermutstropfen konstatieren: Umkirch hat die Spitzenposition in Sachen Frauenquote verloren.“ Es folgten die erklärten Vorhaben der frisch begonnenen Legislaturperiode („Umgestaltung Ortsmitte“, „Gutshof“, „Umsetzung Verkehrskonzept“) und dann beschloss Bürgermeister Walter Laub den ersten Abschnitt der Sitzung: „Ich wünsche uns allen, dass eine erfolgreiche Amtszeit vor uns liegt.“ Anschließend sprachen alle Gewählten den Verpflichtungstext und es ging an die Wahlen.
Nachdem die Ausschüsse, Urkundspersonen, die Umkircher Mitglieder im Gemeindeverwaltungsverband March-Umkirch und im Entwässerungsverband, sowie der Aufsichtsrat der Gemeindewerke gewählt waren (siehe unten), ging es an die Bürgermeisterstellvertreter. Henning Wellbrock war es zunächst ein Anliegen noch einmal deutlich darauf hinzuweisen, dass die SPD zwar nur noch drei Sitze, aber den absoluten Stimmenkönig in seinen Reihen habe. Dies sei eine sehr ungewöhnliche Situation, die wohl ihresgleichen suche. Nur um ein paar Handvoll Stimmen sei es am Ende der Wahl gegangen. Ein Hauch habe gefehlt und es wäre nach Sitzen 5:4 für die CDU ausgegangen, nun habe man 6:3, was vielleicht etwas zu überproportional sei, wie Wellbrock anmerkte. Er hielt eine längere Rede, es gab erstes Gemurmel und noch schüchterne Zwischenrufe von Seiten der CDU. Das Ergebnis von Tom Hirzle müsse bei der Stellvertreterwahl aber eigentlich gewürdigt werden, meinte Wellbrock. Die Politikverdrossenheit sei ohnehin schon groß und ein Übergehen eines in Umkirch offenbar sehr geachteten Politikers käme nicht gut an im Ort. „Was ist besser für die Qualität der Gemeinde, diese Frage stellt sich. Die Leute wollen eine offene Demokratie, die durch Persönlichkeiten und nicht durch Fraktionszwänge bestimmt wird“, erklärte Wellbrock. Doch CDU-Fraktionschef Jörg Kandzia und Gerd Babucke wiesen dies ab, während Klaus Leible darauf hinwies, dass es durchaus ein gewisses Traditionsrecht des Stimmenkönigs gegeben habe. „Wir hatten eine Gemeinderatswahl und keine Bürgermeisterwahl“, stellte Jörg Kandzia allerdings fest. Es gab eine im Ansatz bereits emotionale Diskussion, Gerd Babucke verlor sogar etwas die Fassung. Es gehe nicht um den Stimmenkönig, „so viel Verstand möchte ich ihnen unterstellen“, sagte er in Richtung Wellbrock. Tom Hirzle beantragte schließlich eine offene Wahl – Gerd Babucke fühlte sich berufen, dem Antrag zu widersprechen - die Wahlen fanden daraufhin geheim statt. Wenn man eine Wahl an einem großen Tisch, an dem keinerlei Trennung vorgenommen wird, eine geheime Wahl nennen möchte. Die SPD-Mitglieder machten ihre Kreuze an einem separaten Tisch. Aus Trotz? Wie auch immer. Die Wahlen der Bürgermeistersterstellvertreter fanden jedenfalls das Ergebnis, welches erwartet wurde und von den Umkircher Nachrichten bereits im Vorfeld publiziert worden ist. Die CDU brachte demnach nicht "überraschend" Roswitha Heitzler zur Wahl, Klaus Leible blieb außen vor. Die UBU schlug, wie den den Umkircher Nachrichten angekündigt, Claudia Weibel-Kaltwasser (UBU) vor und die SPD „selbstverständlich“ (Wellbrock) Stimmenkönig Tom Hirzle. Doch der hatte keine Chance: In der Wahl um den 1. Stellvertreter unterlag er mit fünf zu zehn Stimmen Roswitha Heitzler, die die Wahl an ihrem Ziel dankend annahm. Und gegen Claudia Weibel-Kaltwasser zog er mit sechs zu neun Stimmen den Kürzeren. Auch die neue zweite Stellvertreterin nahm dankend an. Damit ist der in der Gunst der Umkircher Bürger mit fast 2000 Stimmen weit vorne liegende und damit am meisten (persönlichen) Rückhalt in der Bevölkerung genießende Tom Hirzle komplett leer ausgegangen – wie erwartet.
Der bisherige Stellvertreter Klaus Leible gab sich als fairer Unterlegener, merkte jedoch dezidiert an: „Es gab bislang Gepflogenheiten, die nicht mehr gelten“, sagte der Jurist, der bekanntlich mehr Stimmen eingeheimst hat als Roswitha Heitzler. Er hätte als Gegenkandidat antreten könne, er habe sich jedoch „nach reiflicher Überlegung“ entschlossen sich nicht mehr aufstellen zu lassen, sagte er ohne Gram, jedoch mit einem gewissen Unterton.
Unter dem letzten Tagesordnungspunkt 9 „Verschiedenes“ regte Erhard Haas (SPD) noch eine Bürgerversammlung an, die Bürgermeister Walter Laub (CDU) im Herbst in Aussicht stellte. Dann, nach fast exakt 90 Minuten, war die erste Sitzung des neu gewählten Umkircher Gemeinderats beendet. Es war eine letzlich unspektakuläre erste Sitzung, denn die Ergebnisse waren ja bereits vorher bekannt.
Mario Seliger/mse
Ergebnisse der einzelnen Wahlen:
Verwaltungsausschuss: Roswitha Heitzler (CDU) Martina Blum (CDU) Viktor Horn (CDU) Jörg Kandzia (CDU) Carola Staffa (UBU) Ilias Moussourakos (UBU) Henning Wellbrock (SPD) Erhard Haas (SPD)
Technischer Ausschuss: Gerd Babucke (CDU) Viktor Horn (CDU) Klaus Leible (CDU) Wolfgang Risch (FWU) Ilias Moussourakos (UBU) Claudia Weibel-Kaltwasser (UBU) Tom Hirzle (SPD) Henning Wellbrock (SPD)
Mitglieder im Gemeindeverwaltungsverband March-Umkirch Klaus Leible (CDU) Gerd Babucke (CDU) Christa Strecker-Schneider (UBU) Tom Hirzle (SPD)
Mitglieder im Entwässerungsverband Moos Roswitha Heitzler (CDU) Wolfgang Risch (FWU) Christa Strecker-Schneider (UBU) Erhard Haas (SPD)
Aufsichtsrat der Gemeindewerke Umkirch Gerd Babucke (CDU) Klaus Leible (CDU) Ilias Moussourakos (UBU) Erhard Haas (SPD)
Urkundspersonen für die Sitzungen des Gemeinderats und der Ausschüsse Klaus Leible (CDU) Wolfgang Risch (FWU) Christa Strecker-Schneider (UBU) Henning Wellbrock (SPD)
Alle Wahlen fanden eine 14:0-Mehrheit. Autor: wse (Umkircher Nachrichten, Artikel-Nr. 709 ISSN 2698-6949)