Mit dem „Badner Lied“, gespielt vom Musikverein Umkirch, begann kurz nach halb Zwölf der offizielle Teil des Festes. Anschließend hießen die Kinder des Kindergartens „Am Mühlbach“ die französischen und deutschen Gäste mit einem zweisprachigen musikalischen Gruß willkommen.
Lange Entwicklung kurz gefasst
Der erste Redner am Pult vor der leicht überdimensionierten Fischtreppe - mit einigen liebevoll drapierten Kürbissen wurde dem Eindruck entgegen gearbeitet, man hätte in Umkirch die Mauer wieder aufgebaut - war Bürgermeister Walter Laub. Nach der Begrüßung der Ehrengäste, unter anderem Bürgermeisterkollege Bernard Seurot aus Bruges und Altbürgermeister Ulrich Greschkowitz, in dessen Amtszeit der Erwerb der Mühle durch die Gemeinde fiel, fasste Laub in erfreulich knappen Worten die Geschichte der Mühlensanierung zusammen. Dabei blieben auch zahlreiche Stolpersteine auf dem Weg bis zur Fertigstellung nicht unerwähnt, die es zu Überwinden galt, vor allem die finanzieller Natur. Hierbei stellte Laub natürlich auch die Arbeit des Fördervereins Umkircher Mühle e. V. sowie die Unterstützung durch die Partnergemeinde Bruges heraus. Im Weiteren unterstrich er die Bedeutung von Baudenkmalen für das historische Selbstverständnis einer Gemeinde. Durch Baudenkmale, so Laub, würde Ortsgeschichte „greifbar“ gemacht und so „der Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlossen“. Die sanierte Mühle, so Laub weiter, sei nun wieder „ein Schmuckstück, das sich gekonnt ins Ortsbild einfügt“. Durch den zeitgleichen Bau der Fischtreppe fänden sich hier „Tradition und Ökologie vereint“ sagte Laub abschließend. Übersetzerin Frau Hodapp sorgte dafür, dass auch die Gäste aus Frankreich der Rede folgen konnten.
Mehr zum Thema Fisch gab es nun von der Chorgemeinschaft Umkirch: unter der Leitung von Maki Kobayashi sang der gemischte Chor Variationen des Forellenquintetts von Franz Schubert. Ein Lied, das, so die Programmansage, „Freud und Leid am Mühlbach“ widerspiegelt.
Alles Gute kommt aus Bruges
Zu einem Grußwort trat daraufhin der Bürgermeister von Bruges, Bernard Seurot, ans Rednerpult. Umkirch, so Seurot scherzhaft, empfange seine Gäste „mit der Sonne von Bruges“. Aus der Partnerschaft sei in 20 Jahren eine Freundschaft geworden und Zeichen dieser Freundschaft wäre, dass auf Worte auch Taten gefolgt seien, so zum Beispiel die Spende für den Bau des neuen Mühlrades. Neben dem gelungenen Fest lobte Seurot insbesondere das Brot von Bäcker Gustav Danzeisen, das mit dem Aroma der Freundschaft zwischen Umkirch und Bruges „gewürzt“ sei. Allein, Forellen hätte er im Mühlbach noch keine gesehen, diese müsse man wohl nächstes Mal aus Bruges mitbringen.Natürlich durfte auf dem Fest das Lied von der Klappernden Mühle am rauschenden Bach nicht fehlen. Es wurde von den Kindern des Kindergartens „Regenbogen“ gesungen.
Stolz, Freude und lange Tradition
Als nächster Redner umriss Mühlenvereinsvorsitzender Hans- Jürgen Siebert (Umkirchs „neuer Müller“ ) Bedeutung und Tradition von Wassermühlen in der Region, bevor er nochmals auf die Geschichte der Umkircher Mühle einging. Diese hatte in den Jahren 1978 bis 1998 ein trauriges Dasein zwischen Zerfall und Zerstörung gefristet. Nur die „Opferbereitschaft vieler Menschen in unserer Gesellschaft“ habe es möglich gemacht, die Mühle wieder in ihrem heutigen Glanz erstrahlen zu lassen. So ist das neue Mühlrad komplett durch Spendengelder finanziert worden. Mit dem Gruß der Müller „Glück zu!“ endete „Müller“ Siebert und überließ die Bühne nun dem eigentlichen Ereignis: das Mühlrad sollte zum ersten Mal in Bewegung gesetzt werden. Hier zeigte sich leider die Schattenseite des Sonnenscheins: aufgrund langer Trockenheit führte der Mühlbach so wenig Wasser, dass Wassermeister Werner Haas und die Freiwillige Feuerwehr auf das Kommando „Wasser marsch!“ das schlammige Bachbett erst wieder in den Mühlbach verwandeln mussten, bevor die am Wehr oberhalb von Mühle und Fischtreppe platzierten Bürgermeister Laub und Seurot dieses öffnen und sich, unter dem Applaus der Zuschauer, das Mühlrad klappernd und plätschernd in Bewegung setzten konnte.
„Lobet den Herrn…“ - Ein Segen für die Mühle
Nach dem Lied „Lobet den Herrn“, das die Festgäste gemeinsam mit den Umkircher Pfarrern Kurt Hilberer und Fritz Breisacher, die mittlerweile den Platz am Rednerpult eingenommen hatten, sangen, erbaten die Geistlichen nach einer kurzen Predigt den Segen auf die wiederhergestellte Mühle. Sie verglichen die Faszination Mühle mit der Vergegenwärtigung der Güte Gottes, der uns nicht nur das Leben, sondern auch die Lebensmittel zur Verfügung schenkt. Mehl wachse schließlich nicht im Supermarkt. Wie groß die Bedeutung einer Mühle in diesem Zusammenhang sei, ließe sich ja schon an der Wortherkunft ersehen, da Mühle und Mahlzeit unverkennbar eine gemeinsame Wurzel haben.
Mit sichtlichem Vergnügen segneten die Pfarrer anschließend Gäste und Gebäude mit Weihwasser. Den Zusammenhang zwischen Mühle und Mahlzeit verdeutlichten abschließend nochmals die Kindergartenkinder, die als Bäcker und Müllerinnen verkleidet, ein deutsch- französisches Müllerlied sangen. Gegen 13 Uhr beendete Bürgermeister Laub den offiziellen Teil der Veranstaltung und wünschte allen Anwesenden noch schöne Stunden auf der Festwiese. Diese Einladung wurde dankbar angenommen. In der gut besuchten Festküche klärte sich schließlich auch das Schicksal der munteren Mühlbachforellen: sie wurden in den Variationen geräuchert und gebacken angeboten und unter den Klängen des Akkordeonvereins verzehrt.
Die Umkircher Schloss-Mühle in Zahlen und Fakten
1750: Erbauung der Wassermühle an ihrem jetzigen Standort
1922: Ende des Wassermühlbetriebes; Einbau einer Elektroturbine
1978: Letzter Mahlgang der Umkircher Mühle
1998: Erwerb der Mühle durch die Gemeinde Umkirch (DM 390.000)
1998-2009: Sanierung und Renovierung des zerstörten Gebäudes
2009: Fertigstellung der Mühle samt Wasserrad; Kosten allein für das Mühlrad
Euro 35. 000 inkl. Technik Euro 90.000; entspricht den Kosten für die Fischtreppe
Spenden: Von 5 bis 5000 Euro; 10.000 Euro von der Partnerstadt Bruges
Viel Prominenz beim Festbankett vor der Bundestagswahl
Mit einem Festbankett, das allerdings nur geladenen Gästen vorbehalten war, endete der Tag der Mühleneinweihung und des Städtepartnerschaftsjubiläums. Unter den prominenten Ehrengästen befanden sich, am Abend vor der Bundestagswahl, neben Gastgeber Bürgermeister Laub und Amtskollegen Seurot auch Größen aus der Bundes- und Landespolitik: Staatsminister Gernot Erler (SPD), sowie der Landtagsabgeordnete Gundolf Fleischer und Landrätin Dorothea Störr- Ritter (beide CDU). Wohl um dem Bankett auch einen internationalen Anstrich zu geben, hatte der noble und spendable Bürgermeister Seurot auf seiner Dienst-Reise auch noch den Amtskollegen der spanischen Partnergemeinde von Bruges zum Essen mitgebracht, um auch ihm einmal das schöne Umkirch zu zeigen.
Autor: F.W.Steckmeister