Fünf Gemeinden, fünf Gewerbevereine und ein Ziel, nämlich gemeinsam Stärke in der Region zu zeigen, so lässt sich die Grundidee des Interkommunalen Wirtschaftstreffs zusammenfassen, der sich in Ende Mai 2011 zum zweiten Mal zu einer gemeinsamen Veranstaltung getroffen hat. Im Umkircher Bürgersaal hatten sich neben den Gastgebern, Bürgermeister Walter Laub und Carmen Niederkofler, der 1. Vorsitzenden des Umkircher Gewerbevereins auch die Bürgermeister der anderen Partnergemeinden, Josef Hügele (March), Volker Kieber (Gottenheim) und Dieter Schneckenburger (Bötzingen) eingefunden. Eichstettens Bürgermeister, der Fünfte im Bunde, hatte sich entschuldigen lassen, jedoch war Eichstetten mit dem 1. Vorsitzenden des dortigen Gewerbevereins, Wilhelm Rinklin, vertreten. Aus Bötzingen waren Amtskollege Ulrich Barleon, aus Gottenheim Frank Braun, und aus der March Georg Andris gekommen. Bis auf den letzen Platz gefüllt war der Bürgersaal mit interessierten Unternehmern aus den Partnergemeinden und der Region.
Gewerbe und Gemeinden gemeinsam
„Gemeinde und Gewerbe sind keine Gegensätze sondern sind aufeinander angewiesen“, begrüßte Umkirchs Bürgermeister Walter Laub die Gäste sowie die Initiative der örtlichen Gewerbevereine zu mehr interkommunaler Zusammenarbeit. Auch im Hinblick auf den großen Nachbarn Freiburg ist das Miteinander ein wichtiger Beitrag zum Zusammenwachsen der Region, freute sich der Bürgermeister über die Initiative. Wie fruchtbar ein Miteinander zwischen Gemeinde und Gewerbe sein kann, machte Laub unter anderem am Beispiel des sanierten Gutshofes deutlich. Und auch die zunehmende Bereitschaft von Unternehmern, sich bei Gemeindeaufgaben wie der Kinderbetreuung mit einzubringen, stellte Umkirchs Rathauschef positiv heraus.
Gabriela Bernauer, die als Moderatorin für den Abend engagiert worden war, wollte nun von den Vereinsvorsitzenden mehr die jeweiligen Eigenheiten ihrer Gemeinden erfahren. „Umkirch“, so Carmen Niederkofler, „liegt ideal.“ Die Gemeinde mit dem ländlichen Flair aber der städtischen Infrastruktur und dem großzügigen Gewerbegebiet hat einen gesunden Branchenmix und durfte sich in der Vergangenheit vieler Neuansiedlungen renommierter Betriebe erfreuen. Ganz bewusst ländlich ist Eichstetten, berichtete Wilhelm Rinklin, selbst größter Arbeitgeber der kleinen Kaiserstuhlgemeinde. Ein mehr an Initiative der einzelnen Gewerbetreibenden, gebündelte Interessen und noch mehr Zusammenarbeit zwischen Schulen und Ausbildungsbetrieben wünschten sich alle Vorsitzenden.
Tops und Flops
Am Beispiel von Kulthandy iPhone und Ladenhütertreibstoff E10 machte Professor Dr. Marc Knoppe deutlich, wie wichtig es ist, Kundenbedürfnisse zu kennen aber auch, Kundenbedürfnisse zu lenken. Denn obwohl man mit dem Apple- Telefon auch bloß telefonieren kann und mit E10 durchaus fahren, geht das Trendphone wie warme Semmeln während den Biosprit kaum einer tanken mag. Das Herausstellen des so genannten „Zusatznutzens“ eines Produktes, beispielsweise Lifestyle oder soziales Ansehen, zum einen als auch das klare Erkennen von Kunden/Innenbedürfnissen zum anderen sind, so erläuterte Knoppe eigentlich alt bekanntes neu, die zentralen Säulen erfolgreichen Marketings. Klare Zielgruppendefinition und Kundenbindung durch Kundenorientiertheit sind weitere Schlüssel zum Erfolg. Viele Unternehmer/Innen, warnte der Professor, machten sich viel zu viele Gedanken um ein Produkt und viel zu wenig Gedanken über den Kunden. Kernüberlegung sollte aber stets sie simple Frage sein: „Welchen Nutzen hat der Kunde von dem Produkt?“ Aussagen wie „das Tagesgeschäft lässt keine Zeit für den Kunden“ hingegen, seien der erste Schritt um erfolgreich am Kunden vorbeizuarbeiten. Nur 3% mehr Stammkundenbindung, beispielsweise über ausgezeichnete Serviceleistungen, bringen Umsatzsteigerungen bis zu 80%, rechnete Knoppe den Anwesenden vor.
Erkenne deinen Markt
Zur anschließenden Podiumsdiskussion bat Gabriela Bernauer Unternehmer aus ganz unterschiedlichen Branchen auf die Bühne. Volker Galli vom Steuerberaterbüro Birner & Galli, den Gastronomen und Löwen- Wirt Julius Jauch, den Biogroßhändler Wilhelm Rinklin, Bernd Baumeister vom Vorhanghersteller Gerriets, Manfred Leber von der Metallverwertung Gottenheim GmbH und denLeiter der kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau, Michael Szymczak.
„Bio- Lebensmittel“, so Wilhelm Rinklin selbstbewusst auf die Frage von Gabriele Bernauer, wie Marketingprobleme gelöst würden, „sind die Problemlösung.“
„Den Finger am Puls des Kunden“ hat nach eigenem Bekunden die Firma Gerriets. „Der Kunde muss zufrieden sein“, betonte Gastwirt Julius Jauch, der im direkten Kontakt zum Kunden „gleich sieht, was Sache ist.“
Den Zusatznutzen bei der Altmetallverwertung aufzuzeigen, gestaltet sich eher schwierig, gestand Manfred Leber. Seine Firma beglückt Geschäftspartner allerdings regelmäßig mit Spargelpaketen. Michael Szymczak gestand, dass es in seiner Branche, der Altenpflege, noch schwer sei, den Kunden zu definieren, da Auftraggeber und Leistungsempfänger oft nicht ein und dieselbe Person sind. Sinnvoll und kundenorientierter empfand er jedoch die erst jüngst in seiner Institution eingeführte Trennung von Pflegeberatung und Einsatzplanung. Volker Galli wünschte sich, dass die Gewerbevereine gerade im ländlichen Bereich noch mehr Plattform der Wissensvermittlung für Unternehmen sind. Mit dem Interkommunalen Wirtschaftstreff ist sicherlich bereits ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Beim anschließenden Imbiss konnte die Plattform, in diesem Fall das Parkett des Bürgersaals, reichlich zum Wissensaustausch genutzt werden.