Präsidenten-Wechsel in Südbaden: Grüne Sympathie für Bärbel Schäfer und sauren Württemberger für Julian Würtenberger.
Südbadischer Präsidenten-Wechel: Grüne Sympathie für Bärbel Schäfer und sauren Württemberger für Julian Würtenberger. (Bild: Regionalia)
Julian Würtenberger muss einen sauren, rubinroten und nicht von Badens Sonne verwöhnten „Württemberger Trollinger“ schlucken: Er wird entlassen und in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Würtenberger will den „grün-roten Rubikon“ nicht überschreiten und fügt sich. Der Stuttgarter Ministerialbeamte ist den Freiburgern als Regierungspräsident sympathisch geworden, doch war er zuletzt gesundheitlich angeschlagen. So sauer ist der Württemberger Entscheid für ihn aber nicht: Im einstweiligen Ruhestand wird er vom Land finanziell gut versorgt und braucht kein Viertele mit sonnenverwöhntem badischen Gutedel (und auch keinen guten Württemberger Trollinger) vermissen.
Die Grünen-Hochburg Sübaden erhält nun erstmals eine Frau als Präsidentin der Freiburger Landesverwaltung. Die Staatskanzlei teilte unserer Zeitung mit, dass Winfried Kretschmann in Abstimmung mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Nils Schmid folgende Entscheidungen getroffen habe :
„Der Ministerpräsident wird dem Kabinett vorschlagen, den amtierenden Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Freiburg Julian Würtenberger zum 1. April 2012 in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen. Zugleich schlägt der Ministerpräsident vor, die leitende Stadtrechtsdirektorin und Leiterin des Rechtsamtes der Stadt Freiburg Frau Bärbel Schäfer (parteilos) zur Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Freiburg zu berufen. Im Regierungsbezirk Tübingen verbleibt Regierungspräsident Hermann Strampfer und im Regierungsbezirk Stuttgart Regierungspräsident Johannes Schmalzl im Amt. Im Regierungsbezirk Karlsruhe geht der amtierende Regierungspräsident Rudolf Kühner auf seinen Antrag hin Ende Mai in den Ruhestand. Die Nachfolge des Regierungspräsidenten in Karlsruhe wird in der nächsten Woche bekannt gegeben. Die Kabinettsvorlage wird auf der Sitzung des Ministerrats am 28. Februar zur Entscheidung vorgelegt“.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hätte eigentlich das Recht gehabt, alle Regierungspräsidenten (als politische Beamte) in den Ruhestand zu versetzen und die Posten mit Frauen oder Männern nach seinem Gusto zu besetzen. Kretschmann verzichtete jedoch auf sein „Al gusto“ und zeigte sich erneut als Landesvater mit Toleranz und Weitblick. Er sagte: „Die Wortmeldungen und Argumente sind bei mir angekommen. Und ich habe sie nicht ignoriert, sondern in meine Entscheidung miteinbezogen: Demnach bleibt, in Absprache mit meinem Stellvertreter Nils Schmid, Regierungspräsident Hermann Strampfer im Amt. Nachdem sich die Benennung zum Generalbundesanwalt zerschlagen hat, wird auch der jüngste der amtierenden Regierungspräsidenten, Johannes Schmalzl, im Amt bleiben“.
Nun hoffen alle, dass die Regierungspräsidentin Schäfer keine Rechthaberin, sondern eine Moderatorin in der südbadischen Verwaltungspolitik wird. Mit der Belassung der anderen Regierungspräsidenten in ihren Ämtern erweist sich Winfried Kretschmann als sparsamer Landesvater. Er hat wohl erkannt, dass die Verwaltungs- und Personalkosten (und die Pensionen) des Landes künftig das schwerste Milliarden-Kreuz Baden-Württembergs sein werden.