Vom Umgang mit der Wahrheit
Wer nach Sprichwörtern zum Begriff „Wahrheit“ googelt, der ist fürwahr überwältigt, wie viele Wahrheiten ihm da entgegen purzeln.
Der Suchvorgang aber kann zum Nachdenken anregen. Denn ganz sicher gilt auch für jene, die die Umkirch Regionalia nicht zu lesen vorgeben, obwohl sie wissen was drin steht, was Lichtenberg so treffend feststellt: „Man kann die Fackel der Wahrheit nicht durch die Menge tragen, ohne dabei jemandem den Bart zu versengen."
Mit einem solchen Zitat aber, wendet der Kritiker zu Recht ein, kann jeder seine Meinung schützen und dem anderen vorwerfen, er könnte die Wahrheit nicht ertragen. Und das wäre auch wahr, würde man solche Sprüche als Totschlagargumente einsetzen, um anderen zu schaden.
Wer als Journalist eine eigene Wahrheit erfindet, ist seiner Bezeichnung nicht wert - Was berichtet wird muss wahr sein.
Auf Giordano Bruno soll der Satz zurückgehen: "Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden." Diesen Anschein erweckt so mancher Bericht, der Leserinnen und Leser verunsichert. Es sind jene Dinge, von denen man nicht weiß, ob sie jemand bewusst verfälschend darstellt, obwohl sie – und da spielt dann das eigene Wissen und (Vor-)Urteil mit rein – doch wahr sind oder zumindest sein könnten. „Wenn nicht wahr, dann gut erfunden“, weil die Aussage so gut auf die Person oder Situation zu passen scheint, so wie man sie kennt und einschätzt. Gerüchte entstehen übrigens nach dem selben Gesetz.
Kann nicht sein, was nicht sein darf!? – Glaubwürdigkeit der Journalisten
Manche meinen, dass Tatsachen erfunden sein müssen, weil sie nicht zu glauben sind. Sie denken an Verfälschung und fühlen sich an fragwürdige Bericherstatgtung erinnert.
Ganz derb und wohlbekannt kommt da das alte Sprichwort daher: "Wer einmal lügt em glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht." Hier wird die Basis jeder Wahrheit auf den Punkt gebracht: Die Glaubwürdigkeit des Berichtenden. Von ihr hängt alles ab. Wahrheit ist unteilbar, d.h. man kann nicht nur ein bisschen die Wahrheit sagen. Oder doch?
„Flunkern“ nennen Kinder manchmal das, was zwischen Wahrheit und Unwahrheit passiert. Die Grenze zur Lüge ist nicht weit. Und „Lügen haben kurze Beine“, heißt es da zu Recht. Auf der Seite der Wahrheit gilt entsprechend: "Die Wahrheit geht manchmal unter, aber sie ertrinkt nicht." Das heißt: Weder die Lüge noch die Wahrheit lassen sich dauerhaft unterdrücken.
Warum so viele Angst vor der Wahrheit haben oder sie sogar als unanständig empfinden, das hat viele Gründe. Vor allem aber geht es um das persönliche Ansehen und den politischen oder privaten Vorteil. Diese könnten durch bestimmte Wahrheiten gefährdet werden. Deshalb will man nicht hören oder lesen, was nicht sein darf. Man steckt lieber den Kopf in den Sand, die berühmte Vogel-Strauß-Politik.
Die Wahrheit wird im Streit geboren
Drum heißt es auch in China: "Wer die Wahrheit sagt, sollte sein Pferd gesattelt lassen." Zugleich aber gilt: „Die Wahrheit wird im Streit geboren.“
Gut und schön, kann ja alles sein, werden Sie vielleicht denken, wenn Sie überhaupt soweit lesen. Aber wer gibt einem Schreiber das Recht, festzulegen, was die Wahrheit ist bzw. welche Wahrheit er veröffentlicht? Er könnte ja, wie die anderen auch, was er weiß für sich behalten. Das würde viel Geld und Papier sparen. Vor allem aber würde Ärger und Zwietracht vermieden. Doch müsste man dann nicht fast alle Zeitungen und Zeitschriften einstellen? Oder könnte man sie nur noch auf 10 % ihres Umfangs auf die reinen "Fakten" kürzen? Manche Fakten verändern sich schon, wenn sie über drei Übermittlungs-Stationen gelaufen sind. Vermutlich könnte man jeden Tag eine Zeitung füllen, wann man darlegen würde, was an der jeweiligen Bericherstattung nicht stimme.
Ist diese Reaktion auch ein Stück jener Mentalität der drei Affen: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen? Vielleicht sind Journalisten auch Menschen, die immer wieder versuchen, andere zum Nachdenken zu bringen, nach dem Motto: "Die Wahrheit wird im Streit geboren."? Und wenn gestritten wird lächelt oft die Wahrheit !
Es gibt mir schon zu denken, wieviel Unruhe entsteht, weil bestimmte Dinge der an sich öffentlichen Gemeindepolitik öffentlich beim Namen genannt werden.
Oder ist es wirklich nur die Tendenz, die ganze Richtung, die einem nicht passt?
Sensationsjournalismus, Wahrheit, oder Überschriften die aufrütteln aber Wahrheiten beschreiben ?
Dabei ist zu unterscheiden zwischen Tatsachenaussagen und Meinung. Wenn ein Autor eine Tatsache bewertet, also die eigene Meinung zu einem wahren Faktum äußert, wirkt das natürlich tendenziös und verfälschend. Deshalb ist es gut, wenn zwischen Bericht und Kommentar getrennt wird. Das geschieht gewiss nicht in jeder Zeitung. Man lese mal die deutschen Zeitungen. Ob da immer Fakten von Meinung unterschieden ist.
Diese Trennung aber müssen Lesende auch wahrnehmen. Manche scheinen kommentierende Texte als Berichte zu lesen, sie verstehen Kommentare und Vorschläge als Wahrheitsbehauptung. Sie beschimpfen letztlich den, der die Meinungsfreiheit lebt oder leben möchte. Ist das die Wahrheit‘?
Das fragt leicht erstaunt Jacques