Mit dem Lied „Hava Nagila - Lasst uns fröhlich sein!“, einem erfreulichen programmatischen Motto, eröffnete die Chorgemeinschaft Umkirch unter der bewährten Leitung von Maki Kobayashi den Neujahrsempfang 2011.
Und mit einem afrikanischen Sprichwort begann Bürgermeister Walter Laub seine Ansprache: „Wenn Du schnell gehen willst, geh´ allein. Wenn Du weit gehen willst, geh´ gemeinsam.“ Denn Kommune, so der Bürgermeister weiter, heißt nichts anderes als eben gemeinsam. Kommunalpolitische Entscheidungen hätten eben darum elementare Bedeutung, weil sie den Alltag der einzelnen Bürger/Innen ganz unmittelbar beträfen.
Viel Bewegung trotz Sparzwang
Mit einem Dankeschön an den Umkircher Gewerbeverein startete Walter Laub seinen Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 2010, das Umkirch trotz Krise „einigermaßen unbeschadet überstanden hat“. Dies, so Laub, sei vor allem den ortsansässigen Unternehmern zu verdanken. Hier freute sich Laub besonders über die großen Neuzugänge im vergangenen Jahr, die Firmen „Kälte Kramer“ und Merkur Frucht“.
Auf der Ausgabenseite hat die Gemeinde vor allem in energetisch zukunftsweisende Projekte investiert, was sich auch im Jahr 2011 fortsetzen soll. Die Sanierung von Turn- und Festhalle sowie dem Hallenfreibad „Aquafit“ stehen ganz oben auf der To- Do- Liste.
„Umkirch will Wirtschaft und Familien ein gutes Umfeld bieten“, so das Credo des Bürgermeisters auch für das Jahr 2011. Die Erschließung neuer, familienfreundlicher Baugebiete sowie die Einrichtung des Bildungshauses 3- 10 in den Räumen der ehemaligen Hauptschule sind nur zwei Bausteine.
Es ist „gute Tradition“, so Laub weiter, allen ehrenamtlich tätigen Mitbürgern/Innen zu danken. Insbesondere galt Laubs Dank den Mitgliedern der Umkircher Arbeitsgruppen „Alt und Jung gemeinsam“, „Abschied und Trauer“, dem neuen „AK- Pflege“ sowie dem gerade ins Leben gerufenen Arbeitskreis „Verkehrsentwicklungskonzept“.
Als weiter Themen für das Jahr 2011 nannte Bürgermeister Laub das gärtnerbetreute Gräberfeld auf dem neuen Friedhof, den Wasserleitungsbau vom neuen Brunnen „Im Schorren“ zum Wasserwerk „Im Spitzenwäldele“, die Forderungen zum Lärmschutz beim Ausbau des 3. und 4. Gleises der DB- Trasse sowie natürlich die Weiterführung der Ortskernneugestaltung. Ein weiterer, mit rund 2 Millionen Euro auch sehr kostenträchtiger Angang wird die Sanierung des Hochwasserrückhaltebeckens „Dietenbach“, das Umkirch und seine Unterlieger zukünftig besser vor Hochwasser schützen soll.
„Ohne Wachstum folgt Stillstand“, leitete Laub eine besondere Bitte an seine Bürger/Innen ein: Umkirch braucht mehr Nachwuchs! Vielleicht können die neuen Gemeindewerke GWU ja mit dem ein oder anderen Stromausfall dem Umkircher Bevölkerungsschwund entgegen wirken.
Die fünf Herren von „Brassociation“ mit ihren Blasinstrumenten bewiesen den Anwesenden im Anschluss an die Ausführungen des Stadtoberhauptes, dass der Bürgersaal zwar über eine fiese Sprechakustik, dafür aber über eine phantastische Musikakustik verfügt.
Schwer und unerfreulich
Im Namen des Gemeinderats dankte Bürgermeisterstellvertreterin Claudia Weibel- Kaltwasser ihren Kollegen/Innen, dem Bürgermeister und der Verwaltung, den „guten Geistern im Hintergrund“ und allen Vereinsmitgliedern und ehrenamtlich Tätigen.
Als „unerfreulich“ bezeichnete die UBU- Gemeinderätin das Hick- Hack um den Gutshof und seine Pflasterung. Letztlich hätte man aber „die Kröte geschluckt“ und die fehlfarbigen Steine akzeptiert um langwierige Prozesse und eine Bauverzögerung zu vermeiden, so Weibel- Kaltwasser. Neben dem Projekt Ortskernneugestaltung nannte sie als weitere gravierende Veränderungen das Projekt „Ortseingang- Ost“, das neben neuem Wohnraum auch mehr Lärm und Verkehr in die Gemeinde bringen wird. Insbesondere bei solch einschneidenden Projekten freut sich die Gemeinderätin auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Umkircher Bürgerinnen und Bürgern.
„Welch ein Glück! Umkirch bleibt Umkirch“, so Chorgemeinschaftsvorsitzende Carola Staffa im Anschluss an die Lieddarbietung „Wien bleibt Wien“.
Fruchtbares Gebäck
Ein Riesenbackwerk mit ganz besonderem Zierrat hatte der Vorsitzende der Umkircher Vereinsgemeinschaft, Karl Leible, für den Bürgermeister anfertigen lassen: Eine Neujahrsbrezel mit „Fruchtbarkeitsmäusen“, die dem Schrumpfen der Umkircher Bevölkerung entgegen wirken sollte. In diesem Fall allerdings haben Jasmin und Walter Laub ihre Aufgabe in überdurchschnittlichem Maße erfüllt und können guten Gewissens auf den Rest der Bevölkerung verweisen.
Ehrungen verdienter Mitbürger/Innen
„Es gibt nichts gutes außer man tut es“, leitete Bürgermeister Laub nach einem weiteren Intermezzo mit der „Brassociation“ die Ehrungen verdienter Umkircher/Innen ein.
„Freiwilligkeit ist so vielfältig wie das Leben selbst und ebenso unterschiedlich sind auch die Gründe, sich ehrenamtlich zu engagieren“, führte Walter Laub aus. Eines allerdings verbindet alle, die ein Ehrenamt bekleiden, nämlich der Wunsch mit Gleichgesinnten etwas zu erreichen und „nicht lediglich das Ich sondern das Wir zu sehen.“ Nur durch diese nachahmenswerten Beispiele, betonte Laub, „funktioniert die Gesellschaft und wird das Leben in Umkirch heller und bunter.“
Nachahmenswert sind die Blutspender Liselotte Mutschler und Uwe Lampe, die für 10maliges Blutspenden die Ehrennadel in Gold angesteckt bekamen. Stellvertretend für die Umkircher Sportler/Innen wurden die erfolgreichen Schwimmer Jakob und Gabriel Hank vom Schwimmverein „Neptun“ für ihre Erfolge ausgezeichnet. Für ihr Engagement für die Frauen in der altkatholischen Kirche bekam Katharina Nickel, die im September 2010 für ihr Wirken mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war, einen Blumenstrauß aus den Händen des Bürgermeisters. Fast 40 Jahre im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr ist der Umkircher Unternehmer Gerd Noll, der sich auch über ein Dankeschön von Walter Laub freuen durfte. Prächtige Blumen gab es auch für die ehrenamtliche Tätigkeit von Margit Hable- Meier, die sich für den Arbeitskreis „Alt und Jung gemeinsam“ stark macht. Und auch die Arbeit von Ulrich Mandel von der Schülerhilfe Umkirch e. V. wurde öffentlich gewürdigt. „Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele“, erkannte schon Cicero. Damit die Umkircher Gemeindebücherei nicht seelenlos wird, wurde die „gute Seele“ der Einrichtung, Rotraud Gebbers, geehrt. Den Höhepunkt fanden die Ehrungen in der Verleihung der Verdienstmedaille der Gemeinde Umkirch an Pfarrer Kurt Hilberer, der eigentlich vor sieben Jahren nach Umkirch gekommen war, um hier seinen Ruhestand zu verbringen, aber seitdem aus dem leben der Gemeinde nicht mehr wegzudenken ist.
Hilberer wunderte sich sichtlich über so viel Aufhebens um seine Person. „Es ist nicht schwer freundlich zu sein, wenn einem soviel Freundlichkeit entgegen kommt“, so der bescheidene Kirchenmann. Ein besseres Kompliment hätte Hilberer der Gemeinde und ihren Einwohnern/Innen wohl kaum machen können.
Diese feierten sich nun auf dem anschließenden Stehempfang, wo bei gutem Wein und herzhaften Fischbrötchen vom Umkircher Forellenhof noch bis weit nach Mitternacht geplaudert wurde. Dass er so manche Kröte schlucken kann, bewies Umkirchs Ortskernneugestalter Volker Rosenstiel. Der umstrittene Architekt war nicht nur auf den Empfang gekommen, sondern blieb auch nach Ende des offiziellen Teils noch lange im Bürgersaal. Vielleicht konnte er auf diesem Wege die ihm vorgeworfene mangelnde Nähe zur Umkircher Bevölkerung ein wenig abbauen.