Kaum ein Thema wird in der heutigen Zeit so tabuisiert wie der Tod, obwohl er uns Alle betrifft. Diesem Trend zur Verdrängung wird in Umkirch tatkräftig wie zeitgemäß entgegen gewirkt. Jüngstes Beispiel ist das neue „Gärtnergepflegte Gräberfeld“ auf dem Schlossfriedhof. Die rund 500 m² große, parkähnliche Anlage bietet Platz für 100 Gräber. Das Besondere: Für eine Pauschale zwischen 1200 und 5000 Euro wird für die Dauer von 20 Jahren nicht nur eine Grabstätte gepachtet sondern auch ein komplettes gärtnerisches Pflegepaket. Menschen ohne Angehörige werden mit diesem Angebot ebenso angesprochen, wie Zeitgenossen/Innen, die ihren Hinterbliebenen zwar einen Ort zum Trauern aber keine Arbeit hinterlassen möchten. Neben den normalen Grablegen für Erdbestattungen, gibt es die Möglichkeit der Urnenbestattung. Wer´ s schon zu Lebzeiten eher unkonventionell mochte, kann sich – ähnlich wie im Friedwald – unter einem Baum und mit Kieselgrabstein bestatten lassen.
Riten und Trends beim Trauern
Der Umgang mit dem Tod und dem Totengedenken, so Bürgermeister Walter Laub in seiner Ansprache, sagt viel über die Gesellschaft aus, denn „die Haltung zum Tod entspricht auch der Haltung zum Leben“. Zu allen Zeiten seien Friedhöfe Zeugnis der Kulturgeschichte gewesen aber auch „stille Oasen im lauten Getriebe unserer Zeit, die den Blick nach Innen lenken“, so Laub weiter. Auf dem neuen Friedhofsteil hätten Angehörige zwar weiterhin die Möglichkeit zu trauern und ihrer Toten zu gedenken, sähen sich allerdings nicht mehr in der Pflicht, gärtnerische Arbeiten leisten zu müssen. Gerade auch für Friedhofsbesucher von weiter her ein nicht zu unterschätzender Aspekt. „Riten geben Halt“, betonte Walter Laub die Wichtigkeit einer Trauerkultur auch in der heutigen Zeit.
„Es ist nicht üblich, dass man die Leute schon im Vorfeld ansprechen kann“, freute sich Klaus Goerigk, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner, über die zahlreichen putzmunteren Besucher/Innen der Grabfeldeinweihung. Dem heutigen Trend zum „Trauern ohne Verpflichtung“ würde mit dem Gärtnergepflegten Gräberfeld – rund 200 dieser Einrichtungen gibt es inzwischen allein im Badischen – voll Rechnung getragen.
Individualisierung statt Anonymisierung
In Geburt und Tod sind wir alle gleich, fasste Pfarrer Fritz Breisacher die unabdingbaren Tatsachen zusammen. Allerdings, so der evangelische Seelsorger weiter, ist im christlichen Menschenbild jeder Einzelne einmalig, außergewöhnlich und Gott gewollt. Diesem Menschenbild sollte auch der Umgang mit Verstorbenen entsprechen. Statt eines „Entsorgungsverfahrens von menschlichen Überresten“ wie anonyme Bestattungen es aus christlicher Sicht sind, sollte es auch weiterhin die Möglichkeit geben, der Toten würdig zu gedenken. Friedhöfe seien sowohl Orte der Einkehr für die Hinterbliebenen, die im Angesicht der Endlichkeit des Lebens zu Demut anleiten als auch Zeugnisse des Glaubens. Ausdrücklich betonte Pfarrer Breisacher auch die soziale Komponente des neuen Friedhofsteils. „Sterben ist eine teure Angelegenheit“, so der Kirchenmann. Durch bezahlbare Bestattungen zeige die Kommune auch Achtung gegenüber ihren Bürgern. Nach einer kurzen Predigt von Pfarrer Markus Ramminger beteten alle Anwesenden gemeinsam das „Vater unser“.
Zum Abschluss der Feierstunde bedankte sich Bürgermeister Walter Laub bei allen Verantwortlichen und insbesondere bei den beiden Pfarrern, vor allem dafür, dass sie gemeinsam gekommen waren, um das Gräberfeld mit einzuweihen. Dies sei, so Laub, auch ein Zeichen eines Schulterschlusses zwischen der politischen Gemeinde und den bei beiden Kirchen am Ort.