Die Landtagswahlen am 27. März locken Politiker/Innen aus ihren Bauen und hinaus auf´ s Flache Land. Auch Gabi Rolland, die für die SPD im Freiburger Stadtrat sitzt und für ihre Partei in den Stuttgarter Landtag einziehen möchte, gab sich die obligate Ochsentour, die sie auch nach Umkirch führte.
„Was brennt Umkirch auf der Seele“, so die gelernte Diplom- Verwaltungswirtin zielstrebig.
Differenziertere Bildungspolitik
Probleme mit landespolitischem Bezug, so Umkirchs Bürgermeister, wären eher selten. Das Thema Bildung jedoch treibt die Umkircher/Innen nicht erst seit der Schließung der Hauptschule im vergangenen Jahr um. Ganz gegen die Linie seiner Partei sprach sich Bürgermeister Laub für längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 7 aus. Eine bildungspolitische Maßnahme, die die Umkircher Schule womöglich hätte retten können. Das Bildungshaus, das in den leeren Hauptschulräumen entstehen soll, sei zwar eine Chance für die Gemeinde, jedoch mit dem enormen Kostenaufwand „nicht gerade kommunalfreundlich“, so Laub. Auch dem Trend zur Ganztagsschule steht Umkirchs Bürgermeister eher skeptisch gegenüber. „Die Vereine gehen langsam in die Knie“, befürchtete er angesichts von Schülern/Innen, die erst am Spätnachmittag nach Hause kommen und kaum mehr Zeit für außerschulisches Engagement fänden.
Gabi Roland zeigte sich selbst erschrocken über den enormen Druck, den sie bei Schülern/Innen nicht zuletzt wegen der Einführung des 8jährigen Gymnasiums (G8) erlebt hat. Auch betonte sie, dass Bildungsfragen in der Stadt anders gelöst werden müssten als auf dem Land.
Bessere ÖPNV- Anbindung
Erhard Haas und Uwe Lampe waren sich einig, dass Umkirchs Anbindung an den ÖPNV verbesserungswürdig ist. „Der Verkehr ist sternförmig auf Freiburg ausgerichtet“, beklagte Haas. Die Anbindung an die Breisgau- S- Bahn empfanden beide als ebenso wünschenswert wie notwendig. Stattdessen würden nur weiter Straßen ausgebaut, beklagte Erhard Haas. Gabi Rolland setzte diesbezüglich Hoffnung in die für 2019 geplante Elektrifizierung der Pendelbahn zwischen Breisach und Freiburg. „Es wäre schön, wenn wir da mit dabei wären“, wünschte sich Haas.
Ein Hoffnungsschimmer zur KFZ- Verminderung ist zumindest die Fertigstellung einer Radwegverbindung nach Gottenheim, die im Zuge des Weiterbaus der B 31 entstehen wird, so Walter Laub. Momentan sei es nicht im Interesse der VAG, noch zusätzliche Fahrgäste zu generieren, die dann „in die engen Büchsen reingedrückt werden“. Gabi Rolland, die praktischerweise im Aufsichtsrat der Freiburger Verkehrs AG (VAG) sitzt, versprach das Thema auf der nächsten Sitzung anzusprechen.
„Des Pudels Kern“- Weiterbau der B31und Ausbau der Rheintalbahn
Endlich Weiterbau der B31 bis Breisach, forderte Erhard Haas. Gabi Rolland hatte „des Pudels Kern“ rasch in den Uneinigkeiten über die Trassenführung ausgemacht, mit denen sich seit geraumer Zeit die Gemeinden Ihringen, Wasenweiler und Merdingen aufreiben. „Es wird Klagen geben, das wird nix in 30 Jahren“, so Umkirchs leidgeprüftes Gemeindeoberhaupt.
„Man hat angefangen und muss fertig bauen“, so Gabi Rolland voll (Zweck-)optimismus.
Mehr als das gesetzlich Vorgeschriebene fordert unermüdlich IGEL- Mitglied Uwe Lampe für den Lärmschutz beim Ausbau der Rheintalbahn, der die Diskussionen im Bundestag als „Schaufensterdebatten“ bezeichnete. Was tatsächlich passiert, regelte ohnehin der Projektbeirat, beklagte Lampe die Theaterdemokratie.
„Ziemlich stinkig“ ist Walter Laub auf die Grünen, die im Landtag gegen die Landesfinanzierung von 50% der Ausgleichsmaßnahmen gestimmt hatten. Dies sei ein Votum „gegen Schienen und Menschen“. Außerdem stimmte ihn besorgt, dass neben aufwändigen Untertunnelungen andernorts die kleinen Forderungen womöglich unter den Tisch fallen könnten.
Die Strecke, wünschte sich Gabi Rolland, sollte einmal „Modellprojekt“ sein.
Eine Kostprobe der legendären Umkircher Streitkultur gab es für Gabi Rolland zum Schluss des politischen Kaffeekränzchens, denn Erhard Haas zauberte den SPD- gewüschten Kreisverkehr am Umkircher Ortseingang Ost aus dem Ärmel, den er Frau Rolland an einem wie zufällig an der Wand hängenden Plan des projektierten Neubaugebietes auch gleich erläuterte. Allerdings war der SPD- bevorzugte Kreisel bereits im Gemeinderat durchgefallen. Dies betonte auch leicht angesäuert Walter Laub: Der Kreisel unterliege der kommunalen Planungshoheit, wurde im Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt und solle nicht mehr thematisiert werden. Erhard Haas beharrte darauf, dass die Entscheidung von vornherein unter falschen Voraussetzungen gefällt worden sei, da die Verwaltung die Alternative „Kreisel“ nicht ausreichend geprüft habe. Gabi Rolland hatte allerdings rasch genug von den temperamentvollen Umkirchern und bat diese, später alleine weiter zu streiten. Hierfür bietet sich beispielsweise die nächste Gemeinderatssitzung an...
Walter Laub malte als kühnsten Alptraum die Abschaffung der Gewerbesteuer an die Wand und rannte damit bei Gabi Rolland, die die Wichtigkeit dieser Einnahmequelle aus eigener Anschauung als Stadträtin kennt, „offene Türen ein“.
Im Falle ihrer Wahl in den Landtag, betonte Stadträtin Rolland, würde sie ihr Mandat im Freiburger Gremium allerdings niederlegen, „um ganz präsente Abgeordnete zu sein“.