Es gibt nicht nur eine Inflation der Währung, sondern auch eine Inflation von falschen Versprechungen und falschen Freunden. Nach über 50 Jahren Wahlversprechungen und Wahlgeschenken ist Deutschland so verschuldet wie noch nie. Die Politiker haben ihren Wählern und Partei-Freunden vor jeder Wahl Versprechungen gemacht und Wahlgeschenke verteilt, doch sie nicht selbst bezahlt. Sie haben einfach noch mehr Kredite aufgenommen, den Staat noch mehr verschuldet und ihre Versprechungen mit neuen Schulden bezahlt. Viele Banken haben das ihnen von den Sparern anvertraute und hart erarbeitete Geld missbraucht, um damit zu spekulieren. Einige große Banken waren nicht die Freunde ihrer Kunden, sondern deren "Abzocker" . Die Politiker mussten erkennen, dass die Banken mit dem Geld der Sparer spielten, doch sie verschlossen die Augen, statt den Banken die Spekulation mit dem Geld der Sparer rechzeitig (und schon vor Jahren) zu verbieten. Denn der Staat war und ist der größte Schuldner der Banken. Deswegen machten die Politiker den Banken, die Milliarden verspielten, nicht den Prozess oder sperrten deren Bosse ein, so wie sie es mit den kleinen Bürgern machen, die Fehler begangen haben. Denn die Politiker sitzen mit den Bankern in einem Boot. Gemeinsam haben sie den Bürgern ihre Spargelder abgenommen (ausgeliehen) und ausgegeben oder verspielt. Sie können sie derzeit nicht mehr zurückzahlen. Deswegen laufen die Notenpressen auf Hochtouren und statt zu zahlen bürgt der verschuldete Staat. Keine Bank würde einen Bürgen akzeptieren, der selbst bis über den Kopf verschuldet. Nur bürgt der hoch verschuldete Staat für die verschuldeten Banken?
Rekord-Schuldenberg rund 1.655 Milliarden Euro
Die Banker haben die Wahlversprechungen der Politiker finanziert. Und die Politiker haben den Staat, (Bund, Länder und Kommune) damit verschuldet. Das Geld ist nicht mehr da. Es ist ausgegeben. Mehr noch: es sind gigantische Schuldenberge da, die auf Bezahlung hoffen. Die Staatsschulden werden am Ende des Jahres 2009 die Höhe von rund 1.655 Milliarden Euro erreicht haben. (Quelle Bund der Steuerzahler) Könnte der Staat diese Schulden monatlich mit eine Milliarde Euro zurückzahlen, würde es 165 Jahre dauern, bis sie zurückbezahlt wären. Doch niemals kommt das Geld vom Himmel. Die Banken, die Defizite aufweisen, werden versuchen, das fehlende Geld ihren Kunden abzunehmen, das heißt, an ihnen zu "verdienen".
Und die Schulden, die die Politiker auf den Staat aufgenommen und mit dem sie ihre Wahlversprechungen bezahlen ließen, muss der Staat von den Bürgern eintreiben. Die Lebenden und die noch nicht Geborenen müssen die Rechnung am Schluss bezahlen. Und wenn man den Bürgern nicht noch mehr Geld abnehmen kann, als man dies ohnehin schon tut, was dann? Folgt dann auf die Banken-Pleite die Staats-Pleite und die Stunde Null? Das würde sich dann Währungs-Reform nennen. Die nicht mehr bezahlbaren Staatsschulden und die Guthaben der Sparer würden gestrichen? Dann wären die Guthaben der Sparer (an die sie glaubten) keine Guthaben mehr, denn sie wurden ja längst vom Staat bei den Banken ausgeliehen und verprasst. Und das wäre dann die Stunde der Wahrheit unserer "Partei-Freunde" und das bittere Erwachen für ihre Wähler.
Versprechungen prüfen
Deswegen sollte man vor Wahlen genau hinschauen und Männer und Frauen von Worten und Taten unterschieden. Man sollte prüfen, ob sie ihre Zusagen gehalten und nicht nur vor, sondern auch nach der Wahl, noch Freunde waren. Die Wähler sollten gegenüber den Politikern, die Versprechungen machen, die sie nicht selbst, sondern durch den Staat bezahlen lassen, misstrauisch sein.
Denn bezahlen werden die Schulden niemals die Politiker, die sie gemacht haben, sondern allein die Bürger. Die Lebenden und die noch nicht Geborenen müssen die Wahlgeschenke und die Schulden der Politiker in der Zukunft bezahlen. Die Wähler sollten deswegen wissen, dass es nicht nur die Wahl guter, sondern auch die Abwahl falscher Freunde gibt. Gefragt sind jetzt solide Politiker und solide Freunde, die nicht mehr versprechen, als sie halten und vor allem zahlen können.
Freundschaft - ein seltenes Gut oder ein inflationärer Begriff?
Vor einigen Jahren rief mich ein politisch einflussreicher Freund an: „Ich möchte Dich zu meinem 60. Geburtstag einladen – sechs Jahrzehnte – das möchte ich feiern. Es kommen 129 Gäste, lauter nette Freunde.“ - „So viele Freunde“, fragte ich zurück, „treu bewährt in den harten Schlachten Deines Lebens?“ Er antwortete mir: „Ja so ist es, lieber Freund, bitte jetzt keine Kritik und keine Stänkereien.“ Einige Jahre danach kam die schockierende Nachricht: Mein Freund erlag einem Herzinfarkt und ich trat erschüttert den langen Weg nach Berlin an, um ihm die Ehre auf seiner letzten Reise zu geben und ihm meine Freundschaft zu bezeugen. Danach gab es eine Trauerfeier mit vielen Reden und den von mir gehassten „Leichenschmaus" in einem Nobel-Lokal. Ein Geschäftsmann erzählte mir dabei, dass man auf solchen Feiern immer alle treffe, vor allem die Nachfolger der Abgetretenen, er pflege hier Kontakte zu den künftigen Machthabern. Als der ganze Rummel vorbei war und sich die Leichengesellschaft verflüchtigt hatte, ging ich noch einmal zurück auf den Friedhof, um allein in Stille zu trauern und ein letztes Gespräch mit Herbert zu führen. Ich fand am Grab seine trauernde Witwe, die ich seither freundschaftlich begleite und betreue und die, nachdem ihr Mann die Macht verloren hatte, von der feinen Gesellschaft fallen gelassen wurde, nicht mehr eingeladen wird und allein ist. Ich traf am Grab noch zwei weitere Freunde. Drei Freunde also von damals, die nicht zum Familienkreis gehörten.
Einhundertzwanzig Freunde im Machtrausch - drei Freunde am Ende?
Was war geschehen?
Nichts Besonderes war geschehen. Die drei Freunde am Ende seines Lebens waren nur die echten, liebenden Freunde und die vielen anderen waren die eingebildeten Freunde, die zwar existierten, aber nur in seiner Phantasie Freunde waren. Es waren die „falschen Freunde“. Kalkulierende Freunde im Rausche von Erfolg, Einfluss, Macht, Konsum, Verbindungen, Geld; Mitglieder der so genannten ehrenwerten, aber heuchlerisch-verschlagenen Gesellschaft. Die Familie berichtete ( mit trauriger Stimme), der Verstorbene sei nach seiner Pensionierung sehr einsam gewesen. Kaum noch Besucher, Anrufe, Einladungen, Konsultationen. Eigentlich sei von den alten Freunden niemand mehr da gewesen und alle buhlten jetzt um den mächtigen Nachfolger von Herbert. Als er als Führer aus dem Gremium, in dem Macht und Einfluss konzentriert waren, ausgeschieden sei, da seien die alten Freunde plötzlich alle ganz schnell weg gewesen. Auf der Rückfahrt im Zug stellte ich mir selbst die Frage: Wer sind eigentlich wirklich meine echten Freunde? Ich notierte die Namen der Menschen, denen ich absolut vertraute und für die ich die Hand ins Feuer legen würde. Menschen, zu denen ich in der Not kommen könnte, um sie um Hilfe zu bitten. Und dann notierte ich die Namen von Menschen, von denen ich vermute, dass sie mich in schwierigen Situationen sofort zu sich rufen und sich mir offenbaren würden, was noch viel mehr über eine gute Freundschaft aussagt. Es waren „nur“ wenige Namen, die ich notieren konnte. Es waren nicht 129 und auch nicht 29, es waren sehr wenige. Doch ich war glücklich, dass es wenigstens einige waren. Ganz am Anfang, an erster Stelle, stand meine liebende Mutter. Sie ist für uns alle in der Regel unser treuester Freund.
In unserer schwatzhaften Handy- und Konferenzgesellschaft wird mehr geredet als getan. Man redet vom Tun oder fordert von anderen, dass sie es tun, statt es selbst zu tun.
Maskenträger der Freundschaft
Auf dem Narrenschiff, auf dem wir uns alle befinden, pflegen sie die äußere Fassade durch Einladung von Mitgliedern der Gesellschaft und stehen auf Zeit verschwendenden Schwatzempfängen herum, weil sie Kredit, Anerkennung, Wähler, Mitglieder, Sponsoren, Spender brauchen. Ich pflichte daher Friedrich Schlegel bei, der schon 1798 erkannte, dass die gute Gesellschaft ein Sammelbecken harter, geschliffener und polierter Karikaturen ist, und füge hinzu, dass ich dort für das starke Anerkennungsbedürfnis oft Liebesmangel, Ambivalenzen und einen Hang zu ausgeprägter geistiger und sexueller Insuffizienz beobachtete. Da die feine Gesellschaft lieber unterhalten statt gebildet werden will, gefallen wir ihr auch mehr durch unsere Fehler als durch unsere Vorzüge. Arthur Schopenhauer stellte daher in seinen Aphorismen zur Lebensweisheit treffend fest, dass Geist und Verstand keine Mittel seien, um sich in der dummen Gesellschaft beliebt zu machen, weil man damit den anderen nur ihre Unfähigkeit, ihren Stumpfsinn und ihren Neid vor Augen halten würde. Darum sagte Goethe über die Übungen der Gesellschaft und falsche Freunde: Wären’s Bücher, ich würde sie nicht lesen.
In meinem Leben lernte ich: Die so genannte feine Gesellschaft taugt nicht viel, doch die von ihr für schlecht gehaltenen, kritischen, offenen und direkten Menschen gefallen mir teilweise ganz vorzüglich. Auf diesem menschlichen Narrenschiff wimmelt es von Freundschafts-Maskenträgern: Schulfreunde, Jugendfreunde, Studienfreunde, Verbindungsfreunde, Kollegen, Vereinsfreunde, Clubfreunde, Urlaubsfreunde, Sportsfreunde, Jagdfreunde, Geschäftsfreunde, Parteifreunde usw.
Es handelt sich um eine Inflation des Begriffs der Freundschaft.
Auf diesen "Bahnhöfen des Etikettenschwindels" und des opportunistischen Zeitgeistes erklären sich die Narren schnell zu „Freunden“ und fahren miteinander durch die Meere der Begünstigung, Vorteilsnahme, Protektion, Eitelkeit und Anerkennungssucht. Wer so schmierig, anpassungsfähig und heuchelnd ist, dass er jedermanns Freund ist, der ist der meine nicht. Ich will weder jedermanns Freund noch der Narr falscher Freunde sein.
Wie bewahren wir uns vor falschen Freunden und falschen Versprechungen?
Durch Offenheit, mutige Kritik, Reibung, Wachsamkeit, Kontrolle, Tests, genaues Hinsehen und sensible Beobachtung. Denn wahre Freunde erkennt man nur in Sturm, Not und Streit. Und auch, wenn ihnen oder uns Fehler unterlaufen sind oder falsch gehandelt wurde.
In meinem kurzen Leben möchte ich sagen können, was mein Herz denkt. (Don Pedro bei Shakespeare) Und Martin Luther erkannte: „Es soll keiner einen für seinen vertrauten Freund halten, er habe denn zuvor einen Scheffel Salz mit ihm gegessen.“
Und das gilt auch für die Wähler in Bezug auf unserer Politiker.
Autor: Werner Semmler