Für das Verdienst um Freiburgs Bestattungs-Kultur:
„Pour le Merite“ für Bernhard Keller, Freiburgs "Herr der Gräber" und "Herr der Friedhöfe".
Freiburgs „Monsieur Adieu“ Bernhard Keller, Betriebsleiter des kommunalen Eigen-Betriebes der siebzehn Friedhöfe der Stadt Freiburg, erhielt jetzt seinen „Pour le Mérite“ um Freiburgs Bestattungs-Kultur. Die Anerkennung für seine Verdienste um die Sanierung der Einsegnungshalle der Stadt Freiburg erhielt Freiburgs "Maître de l'adieu à la vie" zwar nicht durch den berühmten Orden von Friedrich dem Großen, sondern von Freiburgs „Otto dem Großen von Freiburgs Stadt-Finanzen“, dem Ersten Bürgermeister Otto Neideck. Neideck würdigte am Mittwoch in einem edlen Festakt - ohne Neid und mit intelligenten Worten - den langjährigen Friedhofsleiter für seinen Einsatz um die sanfte Sanierung des schönen Freiburger Friedhofsdoms. Bernhard Keller durfte sich damit ein „Denkmal“ setzen und sogar das goldene Kreuz auf der Dom-Kuppel wieder erstrahlen lassen. Keller: „Jeden Morgen, wenn ich auf den Friedhof komme und das goldene Kreuz in der Sonne strahlen sehe, denke ich, es wird ein guter Tag“. Das "Goldene Kreuz" auf der Kuppel, so sagte Keller, sei für ihn das Symbol der Sanierung geworden. Auch für lebenskluge Freiburger wird jeder Besuch im schönen Park des Freiburger Hauptfriedhofes ein guter Tag. Obwohl viele (noch) die Fürsorge für den Tod verdrängen, lässt er sie doch auch die Hoffnung für ihr Leben erkennen.
Imposantes "Adieu & Salut" aus dem Freiburger Verabschiedungs-Dom: Freiburg-Liebhaber lassen sich auf dem Hauptfriedhof bestatten.
Wer Freiburg liebt, lässt sich nicht irgendwo im Nichts verstreuen, sondern will vorzüglich auf diesem schönen Hauptfriedhof begraben sein. Für den letzten großen Auftritt mit den Verstorbenen bietet die Einsegnungshalle der Stadt Freiburg einen wahrhaft pompösen und würdigen Rahmen. Wenige denken aber so weit wie ehedem der aus Ehrenstetten stammende berühmte Bildhauer und Architekt des „Freiburger Rokoko“ Johann Christian Wentzinger (* 10. Dezember 1710 , † 1. Juli 1797). Wentzinger hatte sein Vermögen dem Freiburger Stiftungsfond nur unter der Bedingung vererbt, dass sein Grab auf ewige Zeiten auf dem „Alten Friedhof“ gesichert sei; seiner Verfügung verdankt Freiburg das ewige Friedhofs-Denkmal des „Alten Friedhofs“. Otto Neideck: „Mit der Sanierung der Einsegnungshalle haben wir gesichert, dass die Erinnerung an die Verstorbenen und die Trauer der Hinterbliebenen auch die nächsten 100 Jahre einen festen und würdigen Ort haben“. Wahrscheinlich wird dann allerdings auch Neideck nicht mehr die Jubiläumsrede halten können dürfen.
Lob für den Verabschiedungs-Tempel der Stadt Freiburg auch durch Martina Pleuger.
Bei der Neueinweihung des sanierten „Verabschiedungs-Tempels“ der Stadt Freiburg, am Mittwoch den 30.4.2014, beglücktwünsche auch die Vorsitzende des „Fördervereins zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur in Freiburg“, Martina Pleuger, die Verantwortlichen der Stadt Freiburg zur gelungenen Sanierung. Die Mitinhaberin des führenden Freiburger Blumengeschäftes „Blumen-Pleuger“ entrichtete ihr Grußwort im Namen der zum Festakt eingeladenen Friedhofsgärtner, Bestatter, Steinmetze und Dienstleister. Sie sagte: “Wir sind stolz und froh, dass wir in Freiburg eine so würdige Verabschiedungshalle haben“. Das hörte Freiburgs "Bestattungsmacher" Bernhard Keller, der auch schon den liebevollen Spitznamen „Mister Goodbye“ bekam, natürlich gern. Die Sanierung wurde notwendig, weil an der Bausubstanz erhebliche Schäden festgestellt wurden. Jetzt wurden auch die Gebäudedämmung, die Heizung, die Belüftung, die Kühlung und die Sanitäranlagen modernisiert und eine induktive Höranlage installiert.
Schönster Friedhofs-Dom Deutschlands: Freiburgs Einsegnungshalle.
Der Hauptfriedhof von Freiburg wurde 1872 angelegt und umfasst eine Fläche von 27,11 Hektar. Er wurde notwendig, nachdem Kaiser Maximilian I. von Habsburg 1515 die Bestattungen um das Freiburger Münster wegen Seuchengefahren verboten hatte; der neu angelegte Friedhof bei der St. Nikolauskirche im Stadtteil Neuburg wurde 1678 Opfer der Veränderungen des Festungsbaumeisters des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV., Sébastien Le Prestre de Vauban, und der 2,65 ha große „Alte Friedhof“ bei der Ludwigskirche war zu klein geworden. Der „Neue Friedhof“ mit einer Leichen- und Gruftenhalle, wurde zum Hauptfriedhof der Stadt Freiburg. Nach mehreren Erweiterungen der Grabfelder entstanden von 1894 bis 1899 das Hauptportal und die domartige Einsegnungshalle. (domus = lateinisch „Haus“) Das Eingangsportal erinnert an einen Triumphbogen mit drei Durchgängen. Den pompösen Eintritt ins Jenseits kündigen zwei Engels-Figuren mit dem Ausdruck von Trauer und Hoffnung an. Der Friedhofs-Dom ist ein Kuppelbau im Stil der Neorenaissance mit einer 33 Meter hohen Kuppel auf dem Grundriss eines "Griechischen Kreuzes". Er wurde 1899 eingeweiht. Im Jahre 1901 wurden auf dem Hauptfriedhof die Grabkapelle der Familie Mitscherlich und 1905, im Auftrag des wohlhabenden Zahnarztes Karl Günther, die „Magdalenenkapelle“ errichtet. Bekannte Freiburger und berühmte Deutsche sind auf dem Freiburger Hauptfriedhof begraben. Nicht nur zwei ehemalige Reichskanzler (Constantin Freiherr von Fehrenbach und Joseph Wirth), sondern auch Badens letzter Staatspräsident Leo Wohleb, Verleger Hermann Herder, Fabrikant Carl Mez und die Widerstandskämpferin Gertrud Luckner liegen dort.
Krematorium der Stadt Freiburg: Einäscherung mit Vergangenheit und Zukunft.
Mit der ersten Einäscherung des Geheimen Oberjustizrates Emil Huber nahm das Freiburger Krematorium am 15. April 1914 seinen Betrieb auf. Der Bau des Krematoriums war heftig umstritten. Die Sozialdemokraten befürworteten die Ermöglichung der Leichen-Verbrennung, die christlichen Parteien, insbesondere die damalige katholische Zentrumspartei, stimmten geschlossen gegen den aufkommenden neuen Ritus der Bestattung. Der Erzbischof hatte durch das „Heilige Offizium“ aus Rom noch am 27. Juli 1892 die Weisung erhalten, Verstorbenen, die sich verbrennen lassen, nicht die Sakramente der Kirche zu spenden. Von 1894 bis 1912 dauerten die politischen Kämpfe um das Krematorium. Am 6. November 1912 fasste der Freiburger Stadtrat mit 56 gegen 52 Stimmen den Beschluss zum Bau eines „antiken Tempels“ aus Eisenbeton. Nachdem in einem Architektenwettbewerb mehrere andere Entwürfe keine Zustimmung fanden, wurde der Bau durch den Stadtbaumeisters Rudolf Thomas und den Stadtarchitekten Mathias Stammnitz umgesetzt. Das Krematorium wurde durch die damals berühmte Freiburger Baufirma Brenzinger & Cie erstellt und mit Betonwerkstein verkleidet.
Die Ofenmeister des Freiburger Krematoriums (früher auch Heizer genannt) schieben jährlich rund 1.000 Särge mit einem Schamottstein und der unverwechselbaren Einäscherungsnummer des Verstorbenen in die zwei modernen Verbrennungs-Crematoren auf dem Freiburger Hauptfriedhof. Im Jahre 2013 gab es im Krematorium Freiburg insgesamt 1194 Einäscherungen. Bei Temperaturen von 900 bis 1000 Grad verbrennen mit den Särgen die Leichen der Verstorbenen in 90 bis 120 Minuten. Mit einem Stahlbesen werden die Knochen-Reste in einen Aschenkasten gekehrt. Daraus werden sodann mit einem Magnet Metalle, Implantate und Prothesen abgefischt, bevor die verbliebenen Reste der menschlichen Hülle in der Knochenmühle pulverisiert werden und danach in die zwei bis drei Kilogramm schwere Urne gelangen. Die Urne mit dem Schamottstein erhält eine Plombe. Da der Mensch überwiegend aus gebundenem Wasser besteht, verdampft das Leichenwasser über dem mit modernden Filtern versehenen Kamin des Krematoriums. Unsere Zeitung fragte den beim Festakt anwesenden Bestatter der Freiburger "High Society", Karl-Heinz Müller, welche Bestattungsform er, als erfahrener Bestatter, für sich selbst bestimmt habe. Müller antwortete klar und ohne zu zaudern: „Ich wähle für mich selbst die klassische Erdbestattung“.
Die Zeit der „Ciao-Sager“: Der Wandel in der Sepulkralkultur.
Die Bestattungs- und die Erinnerungskultur für die Verstorbenen befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Keinem Menschen, der sich selbst liebte und der auch seine Mitmenschen lieben konnte, ist die Erinnerung an ihn gleichgültig. Deswegen braucht die Erinnerung auch einen festen Ort, einen Speicher, einen Sender für die „Memory of Life“, statt eine Verstreuung im vergesslichen Nichts. Die Feuerbestattung hat extrem zugenommen, und in entfernten Friedwäldern werden die Verstorbenen entsorgt, um keine Gräber pflegen zu müssen. Ob die „Ciao-Sager“ der künftigen Erben-Generationen an Bestattungs,- Grab,- und Pflegekosten beim „au revoir“ ihrer Verstorbenen ins Jenseits sparen, um ihren Erbanteil größer zu halten, wird die Zukunft zeigen. Lebenskluge Erblasser, die Erinnerung an sich wach halten wollen, werden, wie ehedem Freiburgs berühmter Bildhauer Johann Christian Wentzinger, zu Lebzeiten dafür sorgen, dass sie ihre Vermögen und ihre Lebenswerke nicht nur für ein billiges „und Tschüss“ zurück lassen.
Autor des Artikels: Werner Semmler