Viel Prominenz hatte sich am Samstag, den 24. 04. 2010 in der Außenstelle des Landratsamtes Breisgau- Hochschwarzwald am Breisacher Europaplatz eingefunden, denn es gab gleich doppelten Grund zu feiern: Mit einem Fest zum Mitmachen für Groß und Klein wurde nach zwei Jahren Laufzeit und der Aktionswoche der vergangenen Tage das Projekt „Gesund leben in Breisach am Rhein“ beendet. Dass das Thema Gesundheit aber auch weiterhin eine große Rolle in der Europastadt spielen wird, wurde mit der feierlichen Eröffnung des Forums „ernähren, bewegen, bilden“ durch Staatssekretärin Friedelinde Gurr- Hirsch und Landrätin Dorothea Störr- Ritter deutlich gemacht.
Nach einer musikalischen Einstimmung durch die Kapelle des Bürgerlichen Krankenvereins Breisach, die leider im wesentlichen gegen eine Wand spielte, da sich die Musiker draußen, die hohen Damen und Herren aber im Gebäude befanden, begrüßte in ihrer Eröffnungsrede Landrätin Dorothea Störr- Ritter die zahlreich erschienenen Gäste, unter denen sich unter anderem die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Friedelinde Gurr- Hirsch, der Landtagsabgeordnete Christoph Bayer, Dr. Reinhold Vetter vom Landwirtschaftsamt Lörrach, Rosa Karcher, die Vorsitzende der Landfrauen Südbaden, die ehemalige baden- württembergische Landwirtschaftsministerin Gerda Staiblin und natürlich Bürgermeister Oliver Rein befanden.
Das Besondere am heute zu eröffnenden Ernährungszentrum, dem fünften in Baden- Württemberg, so Störr- Ritter, sei die Einbeziehung des Gesichtspunktes Bewegung in das Konzept der bewussten wie gesunden Ernährung. In Sachen Ernährung hätten die Fachfrauen der „BeKi“ (Landesinitiative „Bewusste Kinderernährung“) bereits enorme Vorarbeit an Kindergärten und Schulen aber auch bei Eltern-, Erzieher- und Lehrerfortbildungen (m/w) geleistet. Durch die am Breisacher Ernährungszentrum vorgesehene Einbindung von sportlichen Aktivitäten würde nun, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportbund Freiburg e. V., gewissermaßen ein „Rundum- Sorglospaket“ geschnürt. Gerade im Kindergartenalter würden Kinder noch alles bereitwillig aufnehmen, führte die Landrätin aus. Deshalb sollten gerade hier die Grundzusammenhänge zwischen gesundem Essen und Körpergefühl vermittelt werden. Die Einbeziehung des Bereiches Sport würde zukünftig helfen, die Sensibilität für dieses Körpergefühl- und das in allen Altersgruppen- zu erhöhen, denn „wer sich nicht bewegt, der kann nichts bewegen“. Frau Störr- Ritter wünschte dem neuen Ernährungszentrum eine Wirkung über die Region hinaus.
Staatssekretärin Friedelinde Gurr- Hirsch stellte das „Problem des Überflusses“ an den Anfang ihrer Ansprache. Durch das massive Warenangebot seien die Verbraucher in zunehmendem Maße verunsichert, auch würden Grundkompetenzen im Haushalt mehr und mehr verloren gehen. Zwar stünden in vielen Häusern mittlerweile teure High-Tech- Küchen, nur wüsste kaum noch jemand etwas mit Nahrungsmitteln anzufangen. Neben der Tatsache, dass immer mehr gegessen würde, werde die Bewegung zunehmend aus dem Alltag verdrängt. Dabei würden schon 30 Minuten Bewegung am Tag ausreichen, um die schädlichen Folgen des Bewegungsmangels wie Herz- Kreislauf- Erkrankungen, Übergewicht oder Diabetes zu vermeiden. Einen „Glanzpunkt“ in dieser Hinsicht würde das Zentrum in Breisach, dem „Außenposten Baden- Württembergs“, zukünftig darstellen, dessen war sich Frau Gurr- Hirsch sicher, denn es mangele weder an guten Ideen, motivierten Mitarbeiter/Innen noch an kompetenten Kooperationspartnern, wie der PH- Freiburg oder der Sportmedizin an der Universitätsklinik Freiburg, um nur einige zu nennen. Bei jungen Leuten sei zudem ein erfreulicher Trendwandel zu beobachten: Genuss und Heimatverbundenheit, so zum Beispiel der Bezug zu regionalen Produkten, nicht zuletzt auch unter ökologischen Gesichtspunkten, würden nach dem Spar- bzw. Exotikboom wieder mehr in den Vordergrund treten. Das neue Breisacher Ernährungszentrum ist ein Meilenstein in der Ernährungsinformation, beschloss die Rednerin ihren Vortrag.
Den Abschluss der Festredner machte „Quotenmann“ und Außenposten- Bürgermeister Oliver Rein, der sich zunächst für sein, angesichts der noch folgenden sportlichen Aktivitäten gewähltes, etwas zu leger geratenes Outfit entschuldigte. Als die Stadt damals vom Landkreis auf das Projekt „Gesund aufwachsen in Baden- Württemberg“ angesprochen worden sei, habe man nicht lange gezögert, so Rein. Allerdings stand bald fest, dass in Breisach eine breitere Zielgruppe mit einbezogen werden sollte, gerade auch, weil die Erwachsenen, also die Elterngeneration die wichtigsten Multiplikatoren darstellten, weshalb der Projektname in „Gesund leben in Breisach“ abgewandelt worden war. Am Anfang hätte eine Bestandsaufnahme gestanden, die die in Breisach bereits vorhandenen Angebote wie Infrastruktur (z. B. Radwegenetz), Ernährung zu Hause und in Schulen und KiTas festgehalten hätte. Im Anschluss daran hatten sich vier Arbeitskreise zu den Themen Kindergärten, Schulen, Freizeitgestaltung und Ärzteschaft zusammengefunden, die im Verlauf der vergangenen zwei Jahre Verbesserungsvorschläge erarbeitet und teilweise bereits umgesetzt hätten. Zielsetzungen und Ergebnisse dieser Arbeitskreise seien in der vergangenen Woche mit zahlreichen Aktionen und Vorträgen vorgestellt worden, berichtete Oliver Rein. Mit dem offiziellen Ende der Aktion sei das Thema in Breisach aber keineswegs vom Tisch. Im Gegenteil sei aus den Arbeitskreisen ein runder Tisch gegründet worden, der die Projekte auch zukünftig fortsetzen werde. Gesund aufwachsen, betonte der Bürgermeister, hieße aber auch und vor allem Lebensfreude statt „verbittert durch´ sLeben zu gehen.“ Mit diesen ermunternden Worten und einem Dankeschön an den Landkreis für die tolle Zusammenarbeit beendete Rein seine Rede. Der eigentliche Eröffnungsakt wurde symbolisch mit einem Staffelstab besiegelt, der dem Bürgermeister zuvor schon heruntergefallen war. Damit dies nicht noch einmal passierte, hielten nun gleich sechs Hände die Aluröhre: Dorothea Störr- Ritter, Friedelinde Gurr- Hirsch und Bürgermeister Oliver Rein. Im Anschluss gab es eine Begehung der neuen Räumlichkeiten des Ernährungszentrums so wie ein Promi- Kochduell bei dem zwei hochkarätige Teams
(unter anderem die Landrätin und die Staatssekretärin) in der neuen Leerküche unter fachfraulicher Anleitung grüne Waffeln aus regionalen Produkten backen mussten. Um den Aspekt Bewegung mit einzubeziehen, wurde auf Zeit gebacken. Allerdings war den Beteiligten anzusehen, dass auch die Lebensfreude nicht zu kurz kam. Gestärkt durch einen Imbiss der Landfrauen wurde das Nachmittagsprogramm mit einem 3000- Schritte- Hochgeschwindigkeitsspaziergang durch Breisach unter sachkundiger Führung des Bürgermeisters eingeläutet. Wer vom Sport danach noch nicht genug hatte, konnte sich an verschiedenen Ständen rund um den Europaplatz noch den ganzen Nachmittag austoben oder aber bloß gemütlich im Schatten sitzen und eine gesunde Saftschorle trinken.
Autor: Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 2215 ISSN 2698-6949)