Mit ihren 21 Jahren ist die Umweltliste Breisach, die im Sommer des Jahres 1989 im Hinterzimmer einer Gaststätte gegründet worden war, längst in der politischen Realität angekommen. Und mit vier Sitzen im Gemeinderat ist aus der Protestbewegung von einst eine feste Größe in der politischen Landschaft der Europastadt geworden. Die erfolgreiche Umsetzung von Anliegen wie die Verhinderung der geplanten Müllverbrennungsanlage am Kohlerhof, die Anbindung des Kohlerhofs an die Stadtbuslinie, die Einrichtung einer Kinderbetreuung für unter Dreijährige und die Schaffung von mehr Tempo- 30- Zonen sowie die aktive Erinnerung an das ehemalige jüdische Leben in Breisach sind nur einige Ergebnisse der bisherigen Arbeit der Kommunalen Wählervereinigung, die aber das breite Spektrum des Engagements ihrer Mitglieder deutlich machen. Deshalb gibt es auch zukünftig viel zu tun für die Partei. Ziele wie die Verkehrsberuhigung der Innenstadt, mehr Angebote für Kinder und Jugendliche und, hier werden die Ursprünge der Partei deutlich, die Stilllegung des AKW Fessenheim, hat die ULB sich unter anderem für die Zukunft auf die Fahne geschrieben. Grund genug zum Feiern gab es jedoch schon in der Gegenwart mit einem Geburtstagsfest im Herzen der Stadt.
Nachdem das Moderatorenduo Dr. Andreas Hoffmann und Jürgen Langer die Gäste auf dem Marktplatz begrüßt und erklärt hatte, warum die ULB, die ja eigentlich im letzten Jahr ihren runden Geburtstag hatte, jetzt nachfeiere - die Gemeinderatswahlen im Jahr 2009 waren „dazwischen gekommen“ - trat Breisachs Bürgermeister Oliver Rein ans Rednerpult.
Dass die ULB bereits im Stadtarchiv zu finden sei, scherzte Rein, beweise doch bereits eine gewisse Nachhaltigkeit. Er betonte das gute miteinander der Parteien im Gemeinderat und lobte die ULB für „manchen guten Anstoß“. Aber auch Reibung, die es durchaus mit den ULBlern gäbe, sei ausschlaggebend für die besten Lösungen für die Stadt. Es sei alle Ehren wert, wenn Menschen sich für ihre Stadt einsetzten, betonte Rein und zählte einige Erfolge der ULB- Arbeit der vergangenen Jahre auf. Lediglich die seit den Neunzigern schwelende Diskussion um den autofreien Marktplatz habe für die Partei noch nicht zum Erfolg geführt. „Aber heute ist der Marktplatz für Sie autofrei“, beendete Rein seine Glückwunschrede, „wenn Sie das glücklich macht.“ Die grüne Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae umriss in ihrer Rede die Höhepunkte des Gründungsjahres 1989, den Beginn der politischen Wende im Osten, das Wachsen der Umweltbewegung aber auch unpolitische Neuerungen wie die erste „Loveparade“ in Berlin. Revolutionäre Entwicklungen, die sich oft in 20- Jahres- Zyklen ereigneten, so Andrea mit Blick auf die Europaabstimmung in Breisach vor drei Mal 20 Jahren oder die Protestbewegung der siebziger Jahre, zwanzig Jahre vor der Gründung der ULB. Vielleicht, so Andreae im Hinblick auf die Erfolgsgeschichte der Umweltliste, stellt die ULB ja auch bald einen Bürgermeister. „In 20 Jahren ist´ s mir wurscht“, konterte „Noch- Bürgermeister“ Oliver Rein schlagfertig aus dem Publikum. Abschließend warb auch Andreae nochmals für einen autofreien Marktplatz. Man solle die Stadt mit Menschen füllen nicht mit Autos, so die Grünenpolitikerin. Im Anschluss an Reden und musikalisches Intermezzo wurde Gerd Müller, dem ULB- Urgestein und ehrenamtlichen Bibliothekar des „Blauen Hauses“ vom ersten Vorsitzenden Dr. Andreas Hoffmann und von ULB- Fraktionschef Jürgen Langer in Form einer Urkunde die Ehrenmitgliedschaft in der Partei verliehen. Müller bedankte sich mit einer „Kleinen Parteigeschichte“, die er mit Hilfe des bereits erwähnten Stadtarchivs für die Gäste auf dem Marktplatz und seine Parteifreunde/Innen vorbereitet hatte. Bis immerhin 22 Uhr durfte noch und wurde auf dem viel zitierten Marktplatz der nahezu runde Geburtstag gefeiert.