Mit ein bisschen Phantasie ist mittlerweile zu ahnen, was einmal aus dem ehemaligen Kellereigebäude des Badischen Winzerkellers werden soll: Zwei u- förmige Gebäude mit jeweils 16. 000 m³ umbauter Fläche und 31 großzügigen Wohnungen neusten energetischen Standards. Denn inzwischen wurden mit schwerem Gerät aus der einstigen Riesenhalle zwei Gebäude gezaubert. Grund für die Baufirma, zum „besonderen Spatenstich“ (Volker Homann) einzuladen.
Viel Vorausschau in „Klein Dresden“
Ausreichend Phantasie für diese Planung hatte schon vor rund zwei Jahren DOMIZIEL- Mitbegründer und Bundesdenkmalschutzpreisträger Willi Sutter, dessen Credo „Architektur ist eine Mischung aus Vergangenheitssehnsucht und extremer Vorausschau“ sich nun auch beim „Alten Winzerkeller“ bewähren darf.
„Erst Willi Sutter“, so Treubau AG- Vorstandsmitglied Volker Homann in seiner Ansprache, „hat die Treubau AG zu diesem Umbau motiviert und die Idee geliefert, was man daraus machen kann.“ Beim ersten Anblick des heruntergekommenen Gebäudekomplexes hatte Homann sich nach eigener Aussage eher weniger angeregt sondern vielmehr wie in „Klein Dresden“ gefühlt. Obwohl der erste Bauabschnitt erst im Frühjahr 2012 fertig gestellt sein wird, freute sich Homann, seien bereits 93% der hochpreisigen Wohnungen verkauft.
Neben Ideengeber Sutter dankte der Treubau Vorstand den Breisacher Politikern/Innen, vertreten durch Bürgermeister Oliver Rein und etliche Mitglieder des Stadtrates, den am Projekt „Alter Winzerkeller“ beteiligten Firmen Fahle- Stadtplanung, Mitbebauer HochTief, der für den Abbruch verantwortlichen Firma Walther Keune Bau, den Planern von der Kommunalkonzept GmbH sowie der LBBW und, für den ehemaligen Eigentümer Badischer Winzerkeller, dessen Vorstand Wilfried Dörr.
Besonderen Dank sprach Bauherr Homann aber den Anliegerinnen und Anliegern der Großbaustelle aus, die bereits seit September 2010 unter den Rückbaumaßnahmen zu leiden hatten. Auch für die weitere nicht zu vermeidende Lärm- und Schmutzbelästigung bat Homann um Verständnis. Er sicherte den Anwohnern/Innen jedoch zu, dass der Bauträger auch zukünftig stets engen Kontakt zu den unmittelbar von der Baustelle betroffenen Breisachern/Innen halten würde.
Abschiedsschmerz und Veränderungen im Quadrat
„Wir sind hier nicht in Klein Dresden“, stellte sich Breisachs Bürgermeister Oliver Rein vor seine Stadt. Die „Bundesligabaustelle“ „Alter Winzerkeller“ allerdings, sei für die Stadt nicht nur eine besondere Stunde sondern eine „Veränderung im Quadrat“. Ihn selbst, so Rein, hat das Thema „Alter Winzerkeller“ schon sehr lange begleitet. Er hatte aber kaum noch Hoffnung gehabt, dass „zeitnah was geht“. Auch wenn das nun im Bau befindliche Konzept zu heftigen politischen Diskussionen geführt habe, sei es, auch mit Blick auf Nachverdichtung wie Schaffung von neuem Wohnraum, stimmig. Nur unter dem Aspekt einer „unrentierlichen Maßnahme“ hatte die Stadt überhaupt Landesfördermittel für den kostspieligen Abbruch der alten Gebäude beantragen können, betonte der Bürgermeister mit Blick auf die Kosten.
Neben der Stadtverwaltung bedankte sich auch Rein bei den Anliegern (m/w) der Baustelle und freute sich, dass zumindest einige der Betroffenen „noch freundlich winken“, wenn sie ihm begegneten.
„Wenn jemand geht, ist eine Geschichte zu Ende“, so BWK- Vorstand Wilfried Dörr ein wenig melancholisch. Mit dem Verkauf des Geländes ist nun ein Stück Weinbaugeschichte in der Breisacher Innenstadt zu Ende gegangen. Lediglich das Verwaltungsgebäude an der Kupfertorstraße bleibt weiterhin im Besitz der Großkellerei. Tröstlich ist aber, so Dörr, dass nun der Weg für eine „tolle Wohnbebauung“ frei geworden ist. Dörr bedankte sich für die kollegiale Zusammenarbeit von Bauträger und Winzerkeller, die besonders in den wöchentlichen Besprechungen ihren Niederschlag gefunden hätte. Auch den „direkt Leidtragenden“, den Nachbarn (m/w) nämlich, dankte Wilfried Dörr für ihr Verständnis. Aber es gäbe ja „zum Schluss eine gute Belohnung“, womit Dörr sicher nicht nur das kalt- warme Buffet sondern auch Breisachs „neuen Stadtteil“ meinte.
Baggerbiss statt Spatenstich
Für den eigentlichen Spatenstich hatten sich die Veranstalter etwas Besonderes ausgedacht. Da es sich ja nicht um einen Neubau im eigentlichen Sinne sondern um einen Ab- und Umbau handelt, wurden nicht wie üblich die Honoratioren mit Bauhelm und Spaten auf einen Erdhügel gestellt. Mit einem monströsen Baggerungetüm durften erst Bürgermeister Oliver Rein für die Stadt und im Anschluss Wilfried Dörr für den Badischen Winzerkeller am Stahlbeton der zukünftigen Lofthäuser knabbern. In den Männern erwachten rasch die Buben zum Leben und hätte der Baggerführer von Keune Bau die Herren nicht unter Kontrolle gehabt, hätte sich die Sache mit den formschönen Wohngebäuden innerhalb weniger Stunden wohl erledigt. Mittels dinoartiger Riesenfresszange konnte, so machte es zumindest kurz den Anschein, insbesondere Breisachs Bürgermeister nicht genug davon bekommen, dem halsstarrigen Gebäude an die Substanz zu gehen. Der Baggerehrenpreis von Volker Homann jedenfalls ging neidlos an das Stadtoberhaupt.
Reden hilft!
Allein ein Stichwort blieb auf der gelungenen Veranstaltung zumindest offiziell unerwähnt: Das umstrittene Bauvorhaben der Treubau AG auf dem Breisacher Münsterberg. Während sich der Bauträger für die von Anfang an ausgesprochen gut kommunizierte und transparent gehandhabte Großbaustelle „Alter Winzerkeller“ nun sogar noch eine PR- Beratung an die Seite geholt hat, war die Planung „Kettengasse“ leider eher ein Schuss aus der Hüfte gewesen.
„Veränderungen machen auch Angst“, so ein treffendes und gern verwendetes Zitat von Breisachs Bürgermeister Oliver Rein. Und wo Ängste sind, sind oft auch Widerstände. Wo allerdings geredet wird, werden Ängste abgebaut, Vertrauen aufgebaut und damit Widerstände geringer. Und mit dem Abbauen kennt sich die Treubau AG doch eigentlich ganz gut aus…
Nach viel Spaß beim Abbauen mit dem Bagger gab es zu den Klängen der Albert- Louis- Jazzband allen voran für die Baustellenanlieger besagtes Buffet, allerlei Getränke und vor allem viel Gesprächsstoff.