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Von Würfelheim nach Spitz(dach)bergen – Neue Tour bei „TreuBau- Reisen“

Neues von "Treubau- Reisen": Von Würfelheim nach Spitz(dach)bergen über den Münsterberg! (Bild: Stadt Breisach/JWS)

Tiefe Einblicke in die Baugeschichte und fabelhafte Aussichten auf Rhein und Radbrunnen verspricht die bunte Rundreise durch die Architektur, die der Anbieter „TreuBau- Reisen“ exklusiv für Breisacher Bürger/Innen neu in sein Programm aufgenommen hat. Mit dem ebenfalls neuen "Reiseleiter" Michael Fischer geht es für Freunde/Innen des guten Geschmacks auf den Münsterberg durch Pforr-, Ursulinen- und Kettengasse. Auch alt eingesessene Breisacher/Innen, so der Veranstalter, werden hier einmal mehr viel Neues entdecken. Und das Schöne an einer Rundreise ist, dass man genau da wieder ankommt, wo man begonnen hat. 

 
Ausschlaggebend für die Neukonzeption der Reiseroute „Bebauung Kettengasse“ waren mangelnde Kundenzufriedenheit sowie behördliche Einsprüche, so der "Reiseveranstalter". Die Tour in die architektonische Moderne, die die TreuBau für den im Jahre 2009 von der Stadt erworbenen Grund zwischen Ketten- und Ursulinengasse vorgesehen hatte, ging zunächst vielen Breisachern/Innen und schließlich auch dem Denkmalamt zu weit, das zunächst eine "Reisewarnung" und dann das Aus Richtung Bauhaus- Stil aussprach. Nun, so die öffentliche Stellungnahme des in Breisach bereits in der Kupfertorstraße mit Pauschalreisen in Quaderform tätigen Anbieters, gibt es etwas völlig Neues für die kritische Klientel am Münsterberg. „Die Treubau ist der Stadt sehr entgegen gekommen“, so Architekt und „Reiseleiter“ Michael Fischer. Eine interessante, ja vielleicht sogar abenteuerliche These! Aber Abenteuerreisen liegen voll im Trend.
 
„Wie geht die Reise weiter“,
wollte denn auch der Experte für mittelalterliche Stadtarchitektur, Professor Karl Humpert, wissen.
Der Münsterberg, so viel steht fest, bekommt über kurz oder lang eine verbindliche Gestaltungssatzung. Eine feste Reiseroute, die potentielle Bauherren wie Anlieger (m/w) zukünftig vor bösen Überraschungen schützen soll. Erste Ansätze sind mit dem ausgewiesenen Fachmann Humpert sowie mit den zuständigen Behörden bereits gemacht. Breisacher Bürger/Innen sollen in noch nicht festgelegter Dosierung mit einbezogen werden.
Fragen bezüglich des Wohlfühlfaktors der Mitreisenden bleiben aber bezüglich der Wohnbebauung an der Kettengasse weiter offen. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass nicht die TreuBau der Stadt sondern vielmehr die Stadt der Treubau entgegen gekommen ist. Fakt ist, so wie zunächst geplant, hätte die TreuBau nicht bauen dürfen. Eigentlich logisch, dass dann ein Entgegenkommen von Nöten ist – gegenüber der Denkmalschutzbehörde. Dies besteht darin, das nun gebaut werden soll, was behördlich irgend möglich ist: Zwei Wohnhäuser mit Satteldach, die den Blick auf den Radbrunnen nicht zerstören. Um den Verlust der Wohnfläche, der durch die Satteldächer entsteht, halbwegs erträglich zu halten, sind die Gebäude mit 11 Metern nicht gerade Gebäudezwerge. Und damit die geforderte Radbrunnensicht dennoch gewahrt bleibt, muss neben der „Historisierung“ der Gebäude auch eine andere Platzierung der Häuser realisiert werden. Hier kommt das nächste „Entgegenkommen“, der geplante Grundstückstausch ins Spiel. Die Stadt bekommt die Hälfte ihres ehemaligen Grundstückes zurück und dafür bekommt die TreuBau, so die Idee, den Spielplatz unterhalb des vorgesehenen Bauplatzes. Dadurch fällt auch die Höhe des Dachfirsts weniger ins Gewicht, denn das neue Baugrundstück ist gewissermaßen „tiefer gelegt“. Wir erinnern uns: Die Treubau kommt der Stadt entgegen! Sie verzichtet auf den Bauplatz, den sie ohnehin nicht wie gewünscht bebauen darf, jedenfalls kaum in dieser Größenordnung, und erhält das 1a- Grundstück mit unverbaubarem Vogesenblick. Dieser wird dadurch allerdings Nicht- TreuBau- Reisenden für immer entzogen. Eine Tatsache, die auch Professor Klaus Humpert aussprach, die aber leider ein wenig unterging. Vielleicht das Opfer einer See/Sehreise…
 
Ästhetisch ist gegen die neuen Häuser an der Reiseroute über Breisachs "Identitätsstelle" nichts einzuwenden. Dies bestätigte nicht zuletzt Mittelalterkenner Humpert. Breisacheinwohner Fischer hat Gespür für „seine“ Stadt, und dies vor Ort auch schon mehrfach bewiesen. Aber wie war das noch mit „neu“ und „entgegenkommen“?
 
Waren für das Grundstück an der Kettengasse nicht schon von Anfang an auch Planungen mit Satteldachbebauung auf die Tische von Stadtverwaltung und Gemeinderat geflattert? Warum wurde nicht gleich auf der Satteldachvariante bestanden und dem Anbieter mit diesem Plan das Grundstück verkauft? Oder haben sich die kubistischen TreuBau- Wunderwürfel etwa während der Reise eingeschmuggelt, gewissermaßen als blinde Passagiere, in der Hoffnung auf eine ebenfalls blinde Bevölkerung? War es der unschlagbare Knüllerpreis für das Grundstück, die frohe Erwartung für das Areal „Alter Winzerkeller“ oder die gute alte Reiseweisheit „Der Weg ist das Ziel“?
 
Wie bei einer Rundreise üblich, ist die Stadt mit ihrem "Reiseveranstalter" TreuBau AG zumindest architektonisch wieder am Ausgangspunkt angelangt: Dem Satteldachhaus. Ob die Rückkehr zum Startpunkt mit Änderung der Reiseroute über den Spielplatz unterhalb der Ursulinengasse allerdings ausreicht, um kritische Weltenbummler zu überzeugen, werden die nächsten Wochen zeigen. Die Reisesaison hat längst auf Hochtouren begonnen. Also mit Bedacht Koffer packen und Augen auf!
 
Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 4229 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 30.04.2011 16:08.

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