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Ausweitung der Kampfzone – Wo bleibt das Miteinander?

Zurück in die Steinzeit? Plädoyer für mehr Miteinander (Bild: Regionalia/ JWS)

Zu einer heftigen Auseinandersetzung kam es in der vergangenen Woche zwischen einem Fußgänger und einem Radfahrer an der Auffahrt zur Fußgängerbrücke am Tunibergweg. Das Wortgefecht ums Wegerecht endete in einer Körperverletzung. Glücklicher weise landen nicht alle Interessenkonflikte zwischen Radlern und Fußvolk im Polizeibericht, aber hin und wieder herrscht ein recht raues Klima zwischen Pedalisten und per Pedes- Wegenutzern. Und auch untereinander sind die Radler/Innen nicht gerade zimperlich. Wer sich dann lieber ins Auto setzt, ist nicht zwangsläufig auf der sicheren Seite. 



Am Mittwoch, den 04. Mai 2011, kam es gegen 21 Uhr in Breisach an der Auffahrt zur Fußgängerbrücke über die L 104 im Bereich des Tunibergweges zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen einem zirka 50- bis 55-jährigen Fußgänger und einem 46-jährigen Fahrradfahrer. Grund der Auseinandersetzung war offensichtlich die Tatsache, dass der Radfahrer durch Klingeln den Fußgänger zur Schaffung einer freien Durchfahrt bewegen wollte. Aufgrund des Klingelns soll der Fußgänger dem Radfahrer den Weg versperrt haben, was Auslöser der Auseinandersetzung war. Im Verlauf der verbalen Auseinandersetzung zog der Fußgänger plötzlich ein Reizstoffsprühgerät und sprühte dem Radfahrer damit ins Gesicht. In Begleitung des Fußgängers befand sich noch ein zirka 12-jähriges Mädchen, bei welchem es sich offensichtlich um die Tochter des Fußgängers handelte. Die Ermittlungen der Polizei nach der Identität des Fußgängers dauern noch an. Mögliche Zeugen des Vorfalles werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Breisach, Telefon 07667-91170, in Verbindung zu setzen.
So hört sich eine Auseinandersetzung zwischen zwei erwachsenen Menschen an, wenn sie es bis in den Polizeibericht geschafft hat.
„Mach Platz, Du alte Kuh“, durfte sich ebenfalls in der vergangenen Woche eine über 70jährige Radlerin auf dem Rheinuferweg beiseite brüllen lassen. Der hinter ihr befindliche „Sportradfahrer“ fühlte sich offensichtlich allein durch die Existenz der älteren Dame in der Ausübung seines Sports behindert.
„Hochmut kommt vor dem Fall“, heißt eine alte Weisheit. Zu Fall kam am 1. Mai ein Rennradfahrer, der auf der Straße Batzenhäusle eine Gruppe Mairadler, in der sich auch Grundschulkinder befanden, als störend empfand. Statt abzubremsen raste er in die Gruppe hinein. Bei dem Versuch, ein erschrockenes Kind, das sich noch ordnungsgemäß an den rechten Fahrbahnrand flüchten wollte, rechts zu überholen, stürzte der Sportsmann in Folge einer Vollbremsung. Glücklicher weise wurde das Kind nicht verletzt und der Radler erlitt lediglich Abschürfungen. Statt sich zu entschuldigen oder sich bei den Radfahrern/Innen, die ihm sofort zur Hilfe eilten, zu bedanken, drohte der Raser den Eltern des grob fahrlässig gefährdeten Kindes sogar noch mit einer Anzeige.
Sport ist gesund und Jedermann und -frau sollte diesen ungehindert ausüben können, solange er/sie selbst niemanden gefährdet. Viele Rennradler bedanken sich höflich, wenn man als Bummelradfahrer oder Fußgänger beiseite geht. Beides sollte in einer zivilisierten Gesellschaft selbstverständlich sein. Natürlich darf dann ein Klingeln vom langsameren Verkehrsteilnehmer auch nicht gleich als persönlicher Angriff gewertet werden. Es ist ein akustisches Bitteschön – sofern ein Dankeschön folgt. Eigentlich ganz einfach und außerdem ist mit etwas Rücksichtnahme und Geduld genug Platz für alle da.
Die aber offensichtlich stattfindende „Ausweitung der Kampfzone“ vom Streit um den Parkplatz vor dem Supermarkt bis hin zum Drängelraser auf der Autobahn wirft ein trauriges Licht auf den Zustand unserer ach so zivilisierten Gesellschaft: Das Recht des Stärkeren kehrt zurück. Willkommen in der Steinzeit!
„Der Klügere gibt nach“, heißt ein anderes Sprichwort. Vielleicht sollten sich alle Fußgänger/Innen, Radfahrer/Innen und Autofahrer/Innen mal an die eigene Nase fassen und überlegen, ob sie lieber stärker oder klüger sein möchten. Das gilt übrigens auch für alle Lebensbereiche außerhalb der Fortbewegung. Also mehr Mut für mehr Miteinander!

 

 

Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 4277 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 09.05.2011 12:05.

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