Zurückversetzt ins Mittelalter wurden rund 60 Breisacherinnen und Breisacher bei ihrem Besuch in der Karlsruher Glockengießerei A. Bachert. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wird in der Familie Bachert das Handwerk des Glockegießens ausgeübt, das allerdings schon vor rund 1000 Jahren mit der gleichen Technik praktiziert wurde.
Genau um 15 Uhr und traditionell am Freitag, der Todesstunde und dem Todestag Jesu Christi, öffneten die Gießer den Ofen mit der 1000 ° heißen Kupferlegierung, der „Glockenspeise“, die über einen eigens gemauerten Kanal wie ein glühender Strom in die Glockenformen floss. Von denen allerdings war nichts zu sehen, da diese, wie schon bei Schiller nachzulesen, „fest gemauert in der Erden“ komplett in der Gießgrube vergraben sind. Zunächst wurde die kleinere der beiden Breisacher Glocken, die 1600 Kilo schwere „Schöpfungsglocke“ gegossen. Anschließen wurde der Metallstrom in die Form der gewaltigen, 3, 6 Tonnen schweren „Christusglocke“ umgelenkt. Mit einem Gebet und einem Lied wünschten die Besucher/Innen aus Breisach „ihren“ neuen Glocken den Segen des Herrn, denn „der Segen kommt von oben“.
Rund zwei Wochen wird, es dauern, bis die Glocken so weit erkaltet sind, dass die äußere Form abgeschlagen werden kann. Erst dann wissen die Klangfachleute und die Mannschaft rund um den Glockengießer Albert Bachert, ob das Werk gelungen ist.
Für die Gäste aus Breisach gab es von Christina Bachert noch eine Führung durch die Gießerei und einen Film, der den komplexen Prozess der Entstehung einer Glocke vom Aufmauern des Kerns, dem Aufbringen der „falschen Glocke“ mittels der Glockenrippe, dem Abformen der wächsernen Glockenzier und Glockenkrone bis hin zum Aufbau des Glockenmantels anschaulich schilderte. Der Breisacher Künstler Helmut Lutz, verantwortlich für die Verzierung der beiden neuen Münsterglocken erläuterte seine Motive. Während er für die Kleinere klassische Schöpfungsmotive wie Tiere und Pflanzen gewählt hatte, war er für das Motiv der Christusglocke auch vom Tsunami in Japan beeinflusst worden, so Lutz. Christus, versteckt in einem Band aus wellenförmigen Dornenranken streckt seine Arme aus. Allerdings nicht am Kreuz sondern um Hände zu ergreifen, die sich ihm entgegen strecken. „Hand in Hand“ lautet das Motto des Motivs, erläutert der bekannte Bildhauer.
Zusammen mit der frisch restaurierten „kleinen Nirnberger Glocke“ und der rund 1000 Kilo schweren ges- Glocke, für die der Münsterbauverein noch kräftig Spenden sammelt, ist das Geläut des Münstersüdturmes komplett. Bisher haben 380 Menschen Geld für das Geläut gestiftet. Beim Stadtpatrozinium am Sonntag, den 26. Juni 2011, werden die Glocken feierlich geweiht. Erstmals erklingen wird „die Stimme Christi“ am Dankfest der Stadtpatrone, dem 03. Juli 2011.
Umfangreiche Informationen zu den Münsterglocken und natürlich auch ein Hinweis auf das Spendenkonto gibt es im Internet unter:
www.gebt-christus-eine-stimme.de.
Wer mehr über das uralte und faszinierende Handwerk des Glockengießers erfahren will, besucht die Homepage der Glockengießerei A. Bachert:
www.bachert-glocken.de.