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Aus Feuerwehr wird „Feierwehr“ - Glanzvoller Auftakt des Jubiläumswochenendes

150 Jahre FFW Breisach: Ausgezeichnete Feuerwehrmänner! (Bild: J. W. Steckmeister)

Am Freitag, den 04. 06. 2010, war es so weit: Mit einem Festbankett fiel der Startschuss zum Jubiläumswochenende der Freiwilligen Feuerwehr Breisach. In der Stadthalle hatte sich unter dem Bild des Heiligen St. Florian lokale und regionale Prominenz versammelt, um gemeinsam mit den Männern der Feuerwehr ihr 150jähriges Bestehen zu feiern. Die Freiwillige Feuerwehr Breisach am Rhein ist mit dem Gründungsjahr 1860 übrigens die älteste Wehr in der Region Breisgau- Hochschwarzwald. Im Rahmen des Festaktes wurden außerdem verdiente Breisacher Feuerwehrmänner mit dem Ehrenzeichen in Silber des Deutschen Feuerwehrverbandes ausgezeichnet. 

Mit einem Sektempfang und schwungvollen Klängen der Stadtmusik Breisach begann der feierliche Abend in der voll besetzten Stadthalle. In seiner anschließenden Rede begrüßte Bürgermeister Oliver Rein zunächst Prominente aus Politik und Feuerwehr. So hatten es sich unter anderem MdL Christoph Bayer, Kreisbrandmeister Alexander Widmaier, der Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Gerhard Lai sowie der Fachbereichsleiter des Katastrophenschutzes Peter Mayer nicht nehmen lassen an der Festveranstaltung teilzunehmen. Ebenso begrüßte der Bürgermeister die Feuerwehrkommandanten der benachbarten Wehren so wie aus der Partnerstadt St. Louis. Seine Würdigung der Breisacher Feuerwehr begann Rein mit einem Gedicht des ehemaligen Bürgermeisters Josef Bueb, dass dieser anlässlich des 100jährigen Jubiläums verfasst hatte. Zum 125Jährigen war es von Rein- Vorgänger Alfred Vonarb erneut vorgetragen worden, hat also gewissermaßen schon Kultstatus erreicht. Feuerwehrdienst, so das Stadtoberhaupt, sei zum einen mit Dankbarkeit zum anderen mit einer Rückbesinnung auf die Anfänge verknüpft. Denn seit sich die Menschen das Feuer zu Nutzen machen, müssen sie auch die Gefahren eindämmen, die von diesem Element ausgehen. Sein Dank gelte den Feuerwehrmännern für ihren freiwilligen Dienst an der Gesellschaft. Gefahr und teils heikle Einsätze auf sich zu nehmen, betonte Rein, sei „gelebtes Allgemeinwohl“. Der Dienst bei der Feuerwehr böte allerdings auch eine Menge: Das Gefühl gebraucht zu werden und Kameradschaft im Dienst für die gemeinsame Sache seien der Lohn für die ehrenamtliche Tätigkeit. Diese wiederum sei jedoch ohne verständnisvolle Familien und kooperative Arbeitgeber schlicht nicht zu leisten. „An Verantwortung kann man schwer tragen“, leitete Oliver Rein seinen speziellen Dank an Feuerwehrkommandant Jochen Böhme und seinen Vorgänger Ehrenkommandant Jörg Leber ein. Abschließend ließ es sich der Bürgermeister nicht nehmen, ein ebenfalls selbstverfasstes Gedicht auf die FFW vorzutragen, das mit dem Feuerwehrmotto „Gott zur Ehr, dem Nächsten zu Wehr“ endete.

Feuerwehrkommandant Jochen Böhme, der nun ans Rednerpult trat, begann seine Ausführungen mit einem großen Dankeschön. Dieses gelte neben dem Bürgermeister insbesondere allen Organisationen, die im Rettungsdienst tätig sind, den verständnisvollen Arbeitgebern und natürlich jedem einzelnen Mitglied der Feuerwehr. Was das Jubiläumsfest beträfe, bedankte er sich insbesondere bei Stadtarchivar Uwe Fahrer für dessen Feuerwehrfestschrift so wie bei den zahlreichen Helfern der Veranstaltung wie der Breisacher Stadtmusik und den „Bajakl Schnäpfen“, die die Bewirtung übernommen hatten.
Archivar Uwe Fahrer, Verfasser der Festschrift, bot nach einem weiteren Ständchen der Musikanten einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Feuerwehr im Allgemeinen und der Breisacher Wehr im Speziellen. Feuerbekämpfung und ihre Organisation, so der Geschichtsexperte, habe schon in den Städten des Mittelalters eine zentrale Rolle gespielt, da Brandkatastrophen in den engen, meist aus Holz gebauten Gebäudeansammlungen verheerende Ausmaße annahmen. So war jedes Mitglied einer Zunft verpflichtet, ein ledernes Wassergefäß zu besitzen, um im Brandfall Wasser herbeischaffen zu können. Bereits um 1600 habe es auch in der Stadt Breisach eine Feuerverordnung gegeben, die anlässlich zweier Feuersbrünste im 17. und 18. Jahrhundert immer wieder überarbeitet worden war. Am 17. Januar 1860 war unter Kommandantur von Gemeinderat Hermann Ulmann schließlich das 136 Mann starke „Altbreisacher Feuerwehrcorps“ gegründet worden. Schon das 25jährige Jubiläum im Jahre 1885 sei mit einem großen Fest begangen worden. Auch hatte die Wehr zu diesem Anlass erstmals Uniformen bekommen. Mit der Einführung der zentralen Wasserversorgung im Jahr 1902 hatten die Arbeitsweise wie Effektivität der Feuerwehrleute einen zentralen Wandel erfahren. Nach der Gleichschaltung der Wehr während der NS- Zeit hatte man bereits im Jahr 1945 mit der Neuorganisation der Feuerwehr im völlig kriegszerstörten Breisach begonnen. Das 100jährige Jubiläum sei ganz im Zeichen der Versöhnung mit Gästen aus Frankreich und der Schweiz begangen worden. Die größten Herausforderungen in den 70er Jahren stellten der Brand der „Goldfabrik“ in der Kupfertorstraße sowie der Großbrand in der Tapetenfabrik Ehrismann dar. In den 80er und 90er Jahren, so Fahrer, hatte es die Feuerwehr hauptsächlich mit den Hochwassern am Rhein zu tun, was die Aufgabenerweiterung im Feuerwehrdienst hin zur Gegenwart veranschauliche. Positiver Höhepunkt jüngster Vergangenheit, so beendete Fahrer seine Reise durch die Geschichte, sei 2005 der Umzug in das neue Feuerwehrgebäude im Helferzentrum gewesen.
Der Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes, Gerhard Lai, wandte sich in seiner Rede wieder dem Hier und Jetzt zu. Die Breisacher Feuerwehr habe besondere Bedeutung als Stützpunktfeuerwehr sowie als Ölwehr für den gesamten Landkreis, betonte Lai. Hätte früher die Brandbekämpfung den Hauptteil der Feuerwehrarbeit ausgemacht, würden nun zwei Drittel der Arbeit in technischen Hilfeleistungen und der Beseitigung und Abwendung von Unwetterschäden bestehen, erläuterte Lai den gegenwärtigen Aufgabenwandel. Dies hätte zum einen die Anforderung nach mehr und besserer Ausrüstung aber auch und vor allem nach einer komplexeren Ausbildung der Feuerwehrleute zur Folge. Als größte Herausforderung für die Zukunft nannte der Vizepräsident die Rekrutierung des Nachwuchses. Der Wertewandel innerhalb der Gesellschaft, befürchtete der Redner, hätte eine Ermüdung hinsichtlich ehrenamtlicher Tätigkeit zur Folge. Immer mehr Leistungen würden vom Staat erwartet, so Lai. Für den Kommandanten Jochen Böhme „wird´ s nicht einfacher werden“. Allerdings hätte Jörg Leber mit der Gründung der Jugendfeuerwehr im Jahr 2006 einen bedeutenden Schritt für den Feuerwehrnachwuchs getan. Abschließend wünschte Lai den Breisacher Jubilaren einen gelungenen Festverlauf. Kreisbrandmeister Alexander Widmaier schloss sich den Worten seines Vorredners an: Nachwuchsarbeit und Verständnis von Arbeitgebern so wie Familien für die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Feuerwehrdienstes seien auch zukünftig die tragenden Säulen einer funktionierenden Feuerwehrarbeit. Widmaier wünschte allen Feuerwehrmännern, dass sie stets wohlbehalten von allen Einsätzen zurückkehren mögen.
Den Abschluss des offiziellen teils bildeten die feierlichen Ehrungen verdienter Feuerwehrmänner. So wurde Heinrich Wiedensohler für seine 50jährige Mitgliedschaft bei der Breisacher Wehr zum Ehrenmitglied ernannt. Über das Ehrenzeichen in Silber des Deutschen Feuerwehrverbandes konnten sich Norbert Ciesiolka, Joachim Fuchs, Karl Heinz Meckel und Jörg Weber freuen. Mit Schnittchen und kühlen Getränken endete die Auftaktveranstaltung zum Jubiläumswochenende der Breisacher Freiwilligen Feuerwehr.
Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 2327 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 05.06.2010 11:58.

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Musikalischer Rahmen: Stadtmusik Breisach (Bild: J. W. Steckmeister)  

Feuerwehrkommandant Jochen Böhme und St. Florian (Bild: J. W. Steckmeister)  

Kreisbrandmeister Alexander Widmaier (Bild: J. W. Steckmeister)  

Prominente Gäste: Uwe Fahrer, Oliver Rein, Jörg Leber, Christoph Bayer uvm. (Bild: J. W. Steckmeister)  
   
 

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