So war denn auch niemand wirklich überrascht, dass sich knapp ein Drittel der 1800 CDU- Mitglieder (m/w) aus den 31 Städten und Gemeinden des Wahlkreises auf den Weg in die Europastadt am Rhein gemacht hatten, um an der Wahl teilzunehmen. In seiner Eröffnungsrede begrüßte der stellvertretende CDU- Kreisvorsitzende Thomas Schätzle die anwesende Politprominenz insbesondere den Gastgeber Finanzminister Willi Stächele sowie den scheidenden Kreisvorsitzenden und Landesparlamentarier Gundolf Fleischer. Um überhaupt mal wieder mit den Stimmkarten warm zu werden und die Armmuskulatur zu lockern, galt es in rascher Folge über die Tagesordnung und die verschiedenen Gremien des Wahlausschusses abzustimmen. Gegen 20 Uhr betrat die erste Kandidatin und Herausforderin Rapp´ s die Bühne, die 50jährige Bankkauffrau und „leidenschaftliche“ Kommunalpolitikerin Sabine Pfefferle. Und schon zu Beginn ihrer Rede machte Pfefferle keineswegs den Eindruck der chancenlosen Verzweiflungskämpferin, die es vergeblich mit dem schon fest im Sattel befindlichen Kreisvorsitzenden Dr. Patrick Rapp aufnimmt. Nach ihrem Grundcredo „funktioniert die Familie, funktioniert die Gesellschaft“ spulte die Profipolitikerin, für die das „C“ der CDU für praktizierte Nächstenliebe steht, das gesamte Programm (regional-)politischer Themen ab: Kinder und Alte, Bildung, Energieversorgung und (Land-)Wirtschaft im Allgemeinen fehlten ebenso wenig wie die regionalen Megathemen Ausbau der Rheintalbahn und verträgliche Retention. Insbesondere bei letzteren Themen sagte die Kandidatin zu, eng mit den Bürgern/Innen und Bürgerinitiativen zusammenarbeiten zu wollen und erntete zahlreiche Bravo- Rufe und Zwischenapplaus. Pfefferle gestand sich zu, noch nicht Fachfrau in allen bereichen zu sein, betonte aber, dass sie gut zuhören könne und durch Gespräche mit Ortsverbänden und den Mitgliedern in den Gemeinden von deren Potential und Erfahrungen gerne profitieren wolle. „Landespolitik“, endete die Mutter dreier erwachsener Kinder ihre Ausführungen, “darf keine Ein- Frau Show sein.“ Der große Applaus in der rappelvollen Stadthalle schien ihre Aussage zu bestätigen.
Dr. Patrick Rapp, erst im Februar des vergangenen Jahres zum neuen Kreisvorsitzenden bestimmt, wirkte fast ein wenig matt angesichts der Rede der Powerfrau aus Bad Krozingen. Allerdings musste ihm auch der alphabetisch bedingte undankbare zweite Rednerplatz zu gute gehalten werden, da er keine neuen Themen erfinden, sondern nur die von Sabine Pfefferle bereits genannten nochmals aufgreifen konnte. Auch seine Schwerpunkte lagen bei den Themen Bildung, Förderung der Wirtschaft insbesondere des Mittelstandes, Infrastrukturmaßnahmen, Landwirtschaft und vernünftiger Atomausstieg. Ebenso standen bei ihm die Forderung nach einem menschenverträglichen Ausbau der Rheintalbahn sowie naturverträglicher Hochwasserschutz auf dem Redeprogramm. Zum Thema Landwirtschaft betonte er insbesondere die Unsinnigkeit der EU- Weinreform, bundespolitisch störte er sich an den Ungerechtigkeiten des Länderfinanzausgleichs. Als seine besonderen Merkmale unterstrich der 41jährige promovierte Forstwirt, der seit 1985 in der CDU aktiv ist, Konfliktbereitschaft, Geduld, Geschick, Beharrlichkeit und ein großes Maß an Diplomatie. „Politik“, fasste Rapp seine Rede zusammen, „sei ein Mannschaftssport“ und sein Ziel „Arbeit mit und für die Menschen“.
Um 20 Uhr 55, im Anschluss an beide Redner, verkündete Thomas Schätzle, dass sich mittlerweile 481 Stimmberechtigte in der Stadthalle eingefunden hätten. Diese waren nun aufgefordert, in zwei Wahlräumen ihren/ihre Wunschkandidatin/Kandidaten für die Fleischer- Nachfolge zu bestimmen. Und rund 50 Minuten später stand das Ergebnis der Erstkandidatenwahl fest: Mit 56% der Stimmen hatte Dr. Patrick Rapp die Wahl nicht erdrutschartig aber doch deutlich gewonnen und wird somit das schwere Erbe der Wahlkreislegende Gundolf Fleischer antreten. Die Wahl des Zweitkandidaten (m/w) stellte sich eher als eine Formsache dar. Denn schon im Vorfeld hatte sich die 38jährige Diplom Volkswirtin und CDU- Kreisrätin Natascha Thoma- Widmann aus Ebringen zu einer Zusammenarbeit mit Dr. Patrick Rapp bekannt. Mit 59% der Stimmen setzte sich die ehemalige Deutsche Weinkönigin gegen ihren Kontrahenten, den 43 Jahre alten Schliengener Rechtsanwalt Dr. Christian Renkert durch. Die Mitglieder der CDU hatten sich also für ein gemischtes Doppel entschieden.
In ihren während der Auszählungspausen gehaltenen Grußworten hatte neben Breisachs Bürgermeister Oliver Rein, der einige Worte zur Stadtgeschichte an die Gäste richtete, Finanzminister Willi Stächele beiden Kandidaten das Kompliment gemacht, „nichts großspurig zu versprechen“. Der, wie er sich selbst bezeichnete, „Lückenbüßer“ zum Zeit überbrücken, forderte außerdem die Kolleginnen und Kollegen in der Bundespolitik auf „wieder in die Gänge zu kommen“ und „das vielstimmige Chaos“ zu beenden. Den Menschen in Staufen sagte er auch im Namen Gundolf Fleischers tatkräftige Hilfe in Sachen Risse zu. Mit einem Blumensträußchen für Sieger/Innen und Verlierer/Innen endete der offizielle Teil des Kreis- und Landespolitikgastspiels in Breisach am Rhein. Wie Patrick Rapp mit dem schweren Erbe Gundolf Fleischers zu Recht kommt, wird sich spätestens bei den Landtagswahlen im Frühjahr nächsten Jahres zeigen. An Kontur und Charisma könnte er in jedem Falle noch eine Schippe drauf legen! Chef- Charismatiker Fleischer verließ zumindest in den eigenen Reihen unbeschädigt und als wenigstens äußerlich unbestrittene Ikone strahlend die Stadthalle und seinen Posten. Im Bewusstsein seiner Anhänger/Innen überwiegen seine Eigenschaften als „Wohltäter der Region“ ganz offensichtlich weiter und bis in alle Ewigkeit die Imageeinbußen der letzten Wochen und Monate.