Große Kreativität bewies am Freitag zunächst Pfarrgemeinderatsvorsitzender Martin Hau, der mit Hilfe eines Eddingstiftes auf dem „Glocken- Ankunftszeit- Zettel“ demonstrierte, wie viele neue Uhrzeiten man aus einer 10 Uhr 30 machen kann. Denn schon beim Aufladen der Glocken auf den Lastwagen im Hof der Karlsruher Glockengießerei A. Bachert hatte es Probleme gegeben, so dass die beiden Glocken nicht um 10 Uhr 30 und auch nicht um 12 Uhr sondern erst um 14 Uhr 30 die Breisacher Stadtgrenze passierten.
Während die Glocken im Nordturm schon erwartungsfroh läuteten, blieb dem Fahrer des Lastwagens nichts anderes übrig, als sein großes Gefährt auf Höhe des Rheintores abzustellen. Das Windbruchtor war zu niedrig oder der LKW zu hoch. Während das Glockenempfangskomitee unter Führung von Münsterpfarrer Peter Klug den Glocken nun bergabwärts entgegen kam, organisierten fleißige Helfer einen großen Gabelstapler und einen kleineren Lastwagen. Mit viel Fingerspitzengefühl und Nerven wie Drahtseilen gelang es dem Staplerfahrer Norbert Rheinhold und seinen Einweisern, die Glocken zunächst vom Riesenlaster auf die Straße und von dort auf den kleineren Transporter zu hieven. Vor dem Museum für Stadtgeschichte hatten sich mittlerweile zahlreiche Schaulustige versammelt, um das einmalige Ereignis zu beobachten und die neuen Glocken bei ihrem unplanmäßigen Zwischenstopp erstmals in Augenschein zu nehmen.
Wirklich viel Platz gab es auch für den neuen Laster nicht, als dieser unter dem „Hagenbachturm“ durchfuhr. Aber zum guten Schluss konnten die Glocken dank menschlicher Präzisionsarbeit und sicherlich auch einer guten Portion göttlichen Beistands unversehrt und unter dem Applaus der Zuschauer auf dem Münsterplatz abgeladen werden. Hier warten sie nun in ihren Weihegerüsten, bewacht von zeltenden Ministranten, auf ihre feierliche Weihe und ihren Einzug ins neue Zuhause. Wer die Meisterwerke alter Handwerkskunst bewundern will, hat noch bis zum Montag Gelegenheit, diese in ihren eigens errichteten Gerüsten baumeln zu sehen.