Heiß ist es vor dem Gebäude der Breisach Touristik am Marktplatz. Aber Freifrau Ursula von Pforr ist eine echte Dame ihrer Zeit und trägt ihr warmes Renaissance- Gewand mit Würde und Kopfbedeckung. In Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Uwe Fahrer hat Marlene Müller, die Grande Dame der Breisacher Gästeführerinnen, die Patrizierin aus dem Breisach des 15. Jahrhunderts wieder auferstehen lassen, um in historischem Gewand geschichtsinteressierten Gästen die Ereignisse in der Stadt Breisach rund um die Hinrichtung des Landvogtes Peter von Hagenbach näher zu bringen. Und mit knapp 30 Mann und Frau im Gefolge, geht es denn auch gleich ab in die Vergangenheit.
„Wer Geld hat, hat die Macht“, so Freifrau von Pforr über die politische Situation um 1500. Daran zumindest hat sich in den vergangenen 500 Jahren wenig geändert. Die Lage Breisachs allerdings erinnert heute kaum noch an die damals, denn zu Zeiten Frau von Pforrs, lag die von Fischern bewohnte Fischergasse tatsächlich noch am Rhein, der die heutige Oberstadt wie eine Insel umschloss. Im Hafen des „sehr frommen Breisach“ lag 1164 auch das Schiff des Rainald von Dassel vor Anker, der auf seiner Reise von Mailand nach Köln in der Stadt mit einem großen Fest empfangen wurde und als Dank die Gebeine der Stadtpatrone Gervasius und Protasius im gerade fertig gestellten St. Stephans Münster ließ.
Schon vor Peter Zwegat waren Schulden ein Problem. So musste sich der damalige Landesherr Sigmund von Tirol, der zwar „der Münzreiche“ genannt wurde aber pleite war, vom Nachbarherrscher Karl dem Kühnen 50. 000 Gulden leihen. Als Pfand bekam der Burgunder Breisach und das Oberelsass. Mit dem von Karl eingesetzten Landvogt Peter von Hagenbach machten die Breisacher Bürger/Innen kurzen Prozess. Der grausame und ungerechte Vogt wurde zum Tode durch das Schwert verurteilt und am 09. Mai 1474 vom Colmarer Henker enthauptet. Schlecht für die von Pforrs, denn Ursulas Vater Hans Werner war unter Hagenbach Schultheiß gewesen. Der Patrizier aus der Oberstadt kam zwar gefoltert aber mit Kopf aus der Affäre heraus. Auch Bürgermeister war im 15. Jahrhundert also bereits ein Risikojob.
Vom Tympanon über dem Westportal der Münsters, das die Leidensgeschichte des Heiligen Stephanus erzählt, über den Radbrunnen, der die Oberstadt mit sauberem Wasser versorgte bis zum Breisacher Schloss, das beim heutigen „Kapuzinergarten“ stand, geht die informative Reise in die Stadtgeschichte. Und das schier unerschöpfliche Wissen von Marlene Müller lässt teilweise den Eindruck aufkommen, sie wäre wirklich dabei gewesen. Die Tour endet am Kupfertorplatz mit der ersten Vertreibung der Breisacher Juden und Jüdinnen und einer dunklen Vorahnung auf die spätere Geschichte.
Zur Stärkung geht es in ein uraltes Breisacher Wirtshaus, dessen Name erstmals im Jahre 1319, allerdings an anderer Stelle, urkundlich erwähnt wurde.
Die Führung dauert ca. 1,5, Stunden und kostet mit kulinarischem Gruß 6 € pro Person.
Weitere Termine sind der 11. Juni, 13. August, 24. September und 29. Oktober 2011.
Infos und Anmeldung bei der Breisach Touristik, Marktplatz 16. Tel.: 07667/940155
Fax 07667/940158 oder per Mail
breisach-touristik@breisach.de (www.breisach.de).