Ein wenig überraschend kam die Nachricht aus dem Badischen Winzerkeller denn doch, dass dieser „den Faden in der Zusammenarbeit mit der badischen Gemeinschaftswerbung wieder aufnimmt und darauf setzt, dass in Baden alle Erzeuger künftig wieder an einem starken Strang ziehen.“
Denn im September vergangenen Jahres war dieser Faden radikal durchtrennt worden und auch von versöhnlichem Tonfall konnte keine Rede sein.
„Mit dem konsequenten Schritt der Kündigung will der Badische Winzerkeller diese unakzeptable Situation (nur noch 35% aller badischen Weinbaubetriebe waren zu diesem Zeitpunkt noch Mitglied der Gemeinschaftswerbung gewesen; Anmk. der Redaktion) beenden und den Weg freimachen für neue zukunftsweisende Gemeinschaftskonzepte“, hieß es in der Pressemitteilung der Breisacher KellereiAnfang September des vergangenen Jahres (siehe REGIONALIA- Breisacher Nachrichten, 03. 09. 2010, Art. Nr.: 2943).
Die Rückkehr zum Sonnenmännchen
Sind die „neuen, zukunftsweisenden Gemeinschaftskonzepte“ nun doch die alten und die angekündigten Reformen im Marketing über das knuffig- kultige Sonnenmännchen samt Badischer- Wein- Song nicht wirklich hinausgewachsen?
Fehlt es dem Badischen Winzerkeller auch nach personeller Radikalkur und monatelangem Tüfteln über neuen Werbestrategien schlicht an Ideen? Oder steht wirklich das neue Gemeinschaftsgefühl à la „Einer für Alle und Alle für Einen“ hinter der Rückkehr zum Sonnenmännchen?
Fakt ist, dass der Winzerkeller selbst mit argen Zerfallserscheinungen zu kämpfen hat. Zuletzt hatten die „Winzer vom Silberberg“ aus Bahlingen, eine der 36 vollanliefernden Genossenschaften, der weiteren Zusammenarbeit mit der Zentralkellerei eine Absage erteilt. Und auch bei der Generalversammlung der Genossenschaftskellerei, die am Mittwoch, den 09. Juni 2011, stattgefunden hat, konnte von einem geschlossenen Miteinander nicht wirklich die Rede sein: Rund ein Drittel der Mitglieder hatten Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung versagt. Misswirtschaft und Innovationsstau sind Schlagworte, die in der vergangenen Woche nicht das erste Mal gefallen sind.
Gemeinsam stark oder hilft auch zukünftig der Lahme dem Blinden?
„Die Verhandlungen der letzten Monate über die Zukunft der badischen Weinwerbung zeigen Früchte. (…) Die zweijährige Kündigungsfrist liefe noch ein Jahr. Insofern ist im laufenden Betrieb der Weinwerbezentrale bislang keine sichtbare Veränderung in Erscheinung getreten. Allerdings machen die Breisacher deutlich, dass sich nun auch die Ergebnisse der gemeinschaftlichen Werbearbeit deutlich verbessern müssten. Ziel sollte es sein, für die Winzerinnen und Winzer mehr konkrete Beteiligungen und nachhaltigen Praxisbezug zu schaffen. Die inhaltliche Neuausrichtung wird in den nächsten Monaten Gegenstand intensiver Gespräche mit der Weinwerbezentrale sein. Die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung sind hoch“, heißt es zur Begründung der Wiedervereinigung weiter aus dem Winzerkeller.
Hier bleibt zu hoffen, dass sich nicht, ähnlich dem Gleichnis vom Blinden und vom Lahmen zwei müde Giganten gegenseitig erdrücken. Denn auch bei der Badischen Wein GmbH hatte es im vergangenen Jahr mächtig gerumpelt. Nur noch ein Drittel der Badischen Weinerzeuger sahen sich von der Werbeorganisation entsprechend repräsentiert und auch an der Spitze der Karlsruher Weinwerber hatte es im Juni 2010 mit der neuen Geschäftsführerin Sonja Höferlin einen Wechsel gegeben.
Viele Winzer/Innen, Winzergenossenschaften aber auch kleine, regionale Weinwerbeorganisationen, wie die Kaiserstühler Weinmarketing GmbH, die neben 14 Kaiserstühler Genossenschaften auch für den Winzerkeller wirbt, zeigen einen Trend zu pfiffiger und innovativer Werbung und mehr Dezentralisierung.
Von der Sonne verwöhnt
Dennoch: Nicht alles, was schon da gewesen ist, muss schlecht sein. Sonnenmännchen, Badischer- Wein- Song und der Slogan „Badischer Wein - Von der Sonne verwöhnt“ haben durchaus Kultcharakter. Es kommt aber nun sehr darauf an, was man draus macht. Weniger Wasserkopf und mehr Kreativität stünden sowohl den Karlsruhern als auch den Breisachern gut zu Gesicht.
„Der größte Beitragszahler Badischer Winzerkeller gibt der Gemeinschaftswerbung eine neue Chance. Im weiteren Verlauf sollte die Geschlossenheit im badischen Auftritt auch zu einer nachhaltigen Gemeinsamkeit in der Vermarktung führen. Wir fühlen uns dem Miteinander in Baden verpflichtet - zum Wohle aller badischen Winzerinnen und Winzer“, so die hoffnungsfrohen und versöhnlichen Worte aus dem Badischen Winzerkeller.
Die beiden Dinosaurier sollten nun alles daran setzen, „ihre“ Winzer/Innen nicht nur mit Worten sondern viel mehr mit Taten bei der Stange zu halten. Denn ebenso wenig wie der BWK gewillt ist, Beiträge für eine müde Gemeinschaftswerbung zu bezahlen, werden die anliefernden Winzer/Innen sich mit einem auch durch das Defizit an flotten und florierenden Marketingkonzepten mitverschuldeten zu geringen Traubengeld dauerhaft abfinden. Werber und Verwalter sollten ihre Finger am Puls der Zeit aber vor allem ihre Ohren bei den Wünschen der Weinerzeugern/Innen haben, denn mangelnde Bodenhaftung führt zum Verlust des richtigen Gespürs. Denn nicht nur für die Qualität eines Weines ist Basisarbeit ausschlaggebend.