Zum Aufwärmen führte der stellvertretende Leiter des zuständigen Referats 24 im Regierungspräsidium, Joachim Lucht, kurz die Tagesordnung ein und stellte die drei Beteiligten aus seiner Behörde sowie Raimund Gier vom zuständigen Planungsbüro Fichtner Water& Transportation vor.
Während die interessierte Öffentlichkeit lediglich mit 12 Personen vertreten war, hatten sich am Bürgermeistertisch neben Oliver Rein auch Ihringens Bürgermeister Martin Obert, Merdingens Gemeindeoberhaupt Eckart Escher, Vogtsburgs Stadtvogt Gabriel Schweizer und Volker Kieber aus Gottenheim eingefunden.
„Es wäre fatal, wenn nicht weiter gebaut würde“, so Breisachs Bürgermeister Oliver Rein sehr klar zum klaren JA der Stadt Breisach zur „gerichtsfesten“ Nord- Variante des geplanten Bundesstraßenweiterbaus.
„Das wird passiv zu regeln sein“
Für den durch einen Verbindungs- Kreisel B31 alt/ B 31 neu stark betroffenen Ortsteil Hochstetten fordert die Stadt Breisach einen aktiven Lärmschutz vermittels eines Lärmschutzwalles entlang der alten B31- Trasse. Den aber, so Bernd Dörr von der Planfeststellungsbehörde, bekommen die Hochstetter Bürger/Innen nicht, da in Summa die Lärmbelästigung für den Breisacher Teilort nicht zunimmt. Zwar würde an der Verbindungsstraße mit einem höheren Verkehrsaufkommen zu rechnen sein, dafür wird der Verkehr auf der alten B31 aber erheblich abnehmen, prognostizierte Dörr. Die für eine aktive Lärmschutzmaßnahme erforderliche durchschnittliche Lärmsteigerung um 2, 1 Dezibel würde in Hochstetten nicht erreicht werden. Für die wenigen Häuser auf Höhe des Kreisels würde, so Dörr weiter, „der Lärmschutz passiv zu regeln sein“. Und da die Häuser ohnehin relativ neu sind, fuhr Dörr fort, entsprächen die Lärmschutzmaßnahmen aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin den Ansprüchen, so dass eigentlich nichts mehr nachzubessern ist.
„So ein Konstrukt ist nicht vermittelbar“, wunderte sich selbst der gestandene Verwaltungsmann Oliver Rein. Im Sommer geöffnete Fenster sind von Seiten des Gesetzgebers offensichtlich nicht vorgesehen.
„Es muss sich vom Schall deutlich was ändern, damit der Bund Geld in die Hand nehmen darf“, fasste Joachim Lucht die ernüchternde Botschaft zusammen.
Uneinigkeit am „Winkler Berg“
Beim Knotenpunkt B31 neu/ Kreisstraße 4928 in Richtung Achkarren herrscht Uneinigkeit unter den Bürgermeistern. Während Oliver Rein und Vogtsburgs Bürgermeister Gabriel Schweizer, nicht zuletzt wegen der Gewerbegebietsagglomeration in Vogtsburg Achkarren, für den Knotenpunkt unterhalb des „Winkler Berges“ aussprechen, kommt vom Ihringer Gemeindeoberhaupt ein Nein zum wuchtigen Betonbauwerk unterhalb des Reben bewachsenen Hügels mit eigener Weinlage.
„Es ist ein strittiges und kniffliges Thema“, betonte Breisachs Bürgermeister. Ein gute Anbindung der Breisacher Gebiete „Lohmühle“ und „Kohlerhof“ an die neue Bundesstraße läge aber eindeutig im Interesse „seiner“ Stadt.
Die Monstrosität des Knotenpunktes ist von Nöten, da an fraglicher Stelle die Bahnlinie überquert werden muss und eine Untertunnelung rund 2 Millionen Euro Mehrkosten verursachen würde.
Kreuzungen über Bahnlinien, so Bernd Dörr auf eine Anregung des um Alternativen bemühten Gabriel Schweizer hin, seien bei Neubauvorhaben gesetzlich nicht mehr zulässig.
Zuvor hatte Schweizer, der seit über 3 Jahrzehnten für die B31 West kämpft, ausdrücklich die Wichtigkeit der Anbindung des 30 Hektar großen rund 30 Betriebe beherbergenden zentralen Vogtsburger Gewerbegebietes in Achkarren betont: „Die Anbindung ist zentral wichtig!“
Die Varianten wurden reichlich erörtert, bereitete Leo Andlauer vom Referat 24 der Diskussion ein vorläufiges Ende, „man muss über die Bahn und ohne Bauwerk kommt man da nicht hin.“
Auf Bürgermeister Martin Oberts nicht ganz unberechtigte Frage, wie denn der Verkehr, nachdem er das prächtige Überführungsbauwerk passiert hat, über die schmale Kreisstraße 4928 abfließen soll, hatte Bernd Dörr eine nahezu poetische Antwort vorbereitet: „Das spielt in unsere Überlegung nicht mehr primär hinein.“
„Das ist mir Wurst“, lautet die ungefähre Übersetzung in die Umgangssprache.
Bauabschnitte „sinnvoll planen“
„In Breisach ist die Trassenführung völlig unstrittig, so dass man ohne Probleme in Breisach beginnen könnte“, versuchte es Bürgermeister Rein mit einem weiteren Anliegen. Ein schneller Ausbau der Bundesstraße von Breisach aus, so erhoffen sich die Straßenbefürworter im Rathaus, brächte der verkehrsüberlasteten Innenstadt hoffentlich Erleichterung von stockenden Blechmassen.
Während Bernd Dörr sich „im Ablauf der Arbeiten nicht festlegen“ wollte, vermittelte Joachim Lucht, dass der Vorhabensträger „den Wunsch mitgenommen hat“. Wie es aussieht, wenn der Vorhabensträger einen Wunsch ablehnt, bleibt im Bereich der Spekulation.
Für den Radweg über die B31 gibt es keine Unter- sondern die kostengünstigere Überführung. Und auch der Wunschkreisel ins KBC- Gelände bekam von Bernd Dörr eine charmante Abfuhr: „Untergeordneten Anschlüssen wird grundsätzlich nicht zugestimmt. Der Anschluss hat über das untergeordnete Straßennetz zu erfolgen.“
Bürgermeister Rein bedauerte die Absage an die „sinnvolle Entlastung des innerstädtischen Verkehrs“. Aber für die Ablehnung sinnvoller Maßnahmen hatte Bernd Dörr eben reichlich tiefsinnige Gesetzte, Floskeln und Satzbausteine mitgebracht.