„Ich freue mich, dass es kaum noch frei Plätze gibt“, begrüßte Frank Laurenat, 1. Vorsitzender der Festspiele Breisach e. V., die Premierengäste. Unter ihnen befanden sich neben Breisachs Bürgermeister Oliver Rein und Altbürgermeister Konrad Schanno auch etliche Mitglieder des Gemeinderates, die beiden Breisacher Seelsorger Peter Klug und Peter Hanselmann und Politprominenz wie MdB Gernot Erler (SPD) und Landrätin Dorothea Störr- Ritter. Laurenat bedankte sich bei allen Unterstützern und Sponsoren der Festspiele sowie bei der Breisacher Stadtmusik, die die Premierengäste musikalisch empfangen hatte.
Auch von Breisachs Bürgermeister Oliver Rein, Schirmherr der Breisacher Festspiele, wurden alle (Ehren-)gäste herzlich begrüßt. Als Schirmherr wünschte sich Rein ob des bedeckten Himmels, den Schirm nicht einsetzen zu müssen. Die endgültige Verantwortung für das Wetter läge allerdings eher bei der hohen Geistlichkeit, scherzte der Bürgermeister über die Grenzen seines Einflussbereiches. „Inseln zum Ausspannen sind wichtig“, so Rein am Ende seines Grußwortes. Eine solche Insel sei die Breisacher Festspielbühne.
Zum Ausspannen eher weniger geeignet ist die Gefängnisinsel Chateau d´ If. Hier landet, ausgerechnet am Tag seiner Hochzeit mit der schönen Mercedes (Alexandra Laurenat), der Seemann Edmond Dantes (jung: Falk Döhler). Aus Neid und Eifersucht haben seine vermeintlichen Freunde Arbeitskollege Danglars (jung: Johannes Joseph) und Mercedes- Verehrer und Schwager Mondego (Florian Weiß) Dantes mit einem anonymen Brief, hingekrakelt in der Kneipe des Schankwirtes Caderouesse (jung: Valentin Oswald), einer Verschwörung mit dem auf Elba in Verbannung schmorenden Napoleon beschuldigt. Und da auch Staatsanwalt Villefort mächtig Dreck am Stecken hat, wird Dantes Hals über Kopf auf die Insel ohne Wiederkehr (beklemmend wie wandelbar das Bühnenbild von Stephanie Breidenstein) verfrachtet, um im Kerker zu verschmachten. Hier lernt Dantes den Mitgefangenen Abbé Faria (Gottfried Beck) kennen, der ihm kurz vor seinem Tod eine Karte der Insel Monte Christo anvertraut, auf der ein sagenhafter Schatz verborgen ist. Im Leichensack des Abbé eingenäht, entkommt Dantes schließlich nach 14 Jahren Haft von der Insel.
Steinreich und geheimnisvoll ist der Graf von Monte Christo (Udo Lange), über den schon bald Marseilles feine Gesellschaft spricht. Und ebenso geheimnisvoll ist ein Mönch, der mit einem kostbaren Ring eines Tages im Landgasthof des Wirtes Gaspar Caderousse (alt: Antonio Deinschelmann) auftaucht. Verführt durch das vermeintliche Erbe des toten Dantes gesteht Caderousse dem Mönch, der niemand anderes ist, als Dantes selbst, den Verrat, der vor vielen Jahren in seinem Gasthaus angezettelt worden ist. Dantes kennt nun die Namen seiner Verräter und macht sich auf, einen nach dem anderen aus dem Verkehr zu ziehen. Wie subtil er in Sachen Rache vorgeht, zeigt sich bereits am Schicksal des Gastwirtes Caderousse, der den Ring an einen ominösen Händler verkauft. Als dieser sich mit Waffengewalt neben dem Schmuckstück auch das Geld zurückholen will, kommen im Streit Caderousse, seine Frau und der windige Schmuckhändler ums Leben.
Begleitet von ebenso dramatischer Musik wie faszinierender Bühnen- und Lichttechnik räumt der Graf, der ertragen muss, dass Mercedes, die nur ganze 18 Monate auf den verschollenen Edmond Dantes gewartet hatte, inzwischen mit Verräter und Mondego verheiratet ist, gnadenlos auf. Edmonds Vater ist in Armut gestorben, woran auch der Bankier Baron Danglars, ehemals Rivale am Arbeitsplatz von Dantes (alt: Frank Ganz), eine erhebliche Mitschuld trägt. Im tückischen Ränkespiel des Grafen wird auch die Verwicklung des Staatsanwaltes Villefort, dessen Vater selbst mit Napoleon paktierte, aufgedeckt. Letztlich treibt Dantes all seine Verräter in den Selbstmord. Allein Mercedes und ihr Sohn Albert (Joshua Ebsen) bleiben verschont.
Jedoch erlangt die gequälte und Hass zerfressene Seele des Grafen auch am Ende seines Feldzuges für die vermeintliche Gerechtigkeit keine Freiheit. Dantes ist zum Gefangenen seiner gramerfüllten Seele geworden und steht letztlich erneut vor Gericht. Die Ankläger sind diesmal aber die Toten. In der Abschlussszene gedenkt der gebrochene Graf von Monte Christo an die kurze Stunde seines Glückes: Den Tag, an dem er die schöne Mercedes zur Frau nehmen wollte.
Eindrucksvolle Kostüme (Rita Oslath) und fantasievolle Bühnenchoreographien (Vera Stöckle), eine dramaturgisch brillante Lichttechnik (Ingo Feldmeier) sowie das wandelbare Bühnenbild (Stephanie Breidenstein/ Herbert Graner), das vom bedrückenden Knast, über den prächtigen Ballsaal bis hin zum Lichttunnel ins Jenseits und dem Ort des jüngsten Gerichts wechselt bilden beim diesjährigen Abendstück die Plattform für die gewohnt konzentrierte und hochkarätige Leistung der Schauspieler/Innen. Langanhaltender Applaus eines begeisterten Publikums war denn auch der verdiente Lohn am Premierenabend. Noch bis Mitte September besteht die Möglichkeit, die vielfach verfilmte Geschichte des unglücklichen Grafen neu zu entdecken.