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REINe Ansichtssache?! - BI „Pro Bebauungsplan Münsterberg“ zeigt sich verhalten optimistisch

"Die Drei von der Baustelle": BI- Gründerinnen Sarah Karle, Edith Dewachter und Edeltraut Köhler (v.l.n.r.) (Bild: J. W. Steckmeister )

Zu einem Hock der besonderen Art hatte die Bürgerinitiative für einen Bebauungsplan Münsterberg am Samstag, den 16. Oktober 2010, in die Breisacher Kettengasse eingeladen. Hier soll auf dem Gelände der ehemaligen Aula des Theresianums ein neuer Wohnkomplex in moderner Flachdachbauweise entstehen. Die Pläne des Bauträgers Treubau AG sind in Breisach nicht unumstritten und haben letztlich zur Gründung einer Bürgerinitiative geführt, die sich gegen das Bauvorhaben und für eine zukünftig gesetzlich geregelte Bewahrung des Charakters der Breisacher Oberstadt stark macht. Von 14 bis 18 Uhr konnte man sich auf dem „Baustellenhock“ über die Anliegen der BI informieren. 

Noch ist nichts entschieden, so lautet weiterhin der aktuelle Stand der Dinge in Sachen Neubau der Treubau auf dem Breisacher Münsterberg. Die Planungsunterlagen samt den Eingaben der Baugegner/Innen, so Edith Dewachter von der Bürgerinitiative, liegen mittlerweile beim Regierungspräsidium in Freiburg von wo sie nach der Prüfung wieder an die Entscheidungsbehörde, das Landratsamt, zurückgehen werden. Mit einem Bescheid rechnen die Bürgerinitiativler (m/w) „in den nächsten Wochen“. Das weitere Vorgehen, so Frau Dewachter, werde, auch zusammen mit dem von der BI engagierten Anwalt, dann entschieden. „Wir werden jeden Tag vor neue Aufgaben gestellt und entscheiden auch jeden Tag neu“, erklärte die Baugegnerin die Vorgehensweise der BI.
Eher unerwarteten und noch etwas schüchternen Zuspruch erhalten die Altstadtschützer/Innen inzwischen von der Breisacher FDP. Auf ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstag, den 14. Oktober 2010, forderten nun auch die Liberalen, das „Projekt Kettengasse noch einmal zu überdenken“ und sogar einen Denkmalschutzplan für den Münsterberg zu erwägen. Mit seinem Besuch auf dem „Baustellenhock“ setzte FDP- Fraktionsvorsitzender Werner Schneider denn auch ein Zeichen für den überraschenden „neuen Kurs“ seiner Partei.
Ansonsten kam die Breisacher „Polit- Prominenz“ ausschließlich aus den Reihen der Neubaugegner der ersten Stunde, die sich im Gemeinderat schon bei der Abstimmung über das Bauprojekt dagegen ausgesprochen hatten, den Mitgliedern von ULB und SPD. Bürgermeister Oliver Rein hatte sich zumindest abgemeldet, da er anderweitige Termine wahrnehmen musste, jedoch den Besuch eines Vertreters der Treubau AG in Aussicht gestellt. Dieser schien jedoch ebenfalls verhindert und nicht gewillt zu sein, den „stimmigen Spannungsbogen zwischen Alt und Neu“ (BM Rein) den Baugegnern/Innen nochmals zu erläutern. Ohnehin lässt das Verhalten der Treubau AG, nicht nur was das geplante Gebäude selbst betrifft, offensichtlich zu wünschen übrig. Bei der Familie Karle, unmittelbaren Anliegern der Baustelle und Gastgebern des Hocks, sei jedenfalls nie ein Mitarbeiter der Firma gewesen, um sich per Augenschein über die teils mehrstöckigen Hohlkeller, die besondere Problematik auf dem Münsterberg, zu informieren. Und auch bei den Nachbarn der Karles, die zu den Gründern/Innen der Bürgerinitiative gehören, hatte sich niemand für die ebenso einmaligen wie empfindlichen Gewölbe interessiert. Deutlich unterkühlt reagiert die Treubau auf die ersten Schadensmeldungen von Anliegern, die Risse in Putz und Mauerwerk und abrutschende Kellerwände bereits durch die Abbrucharbeiten zu beklagen haben. Die Beweislast, so die bisherige Stellungnahme der Treubau AG, liege allein bei den Hauseigentümern. Die Schäden würden anhand von Vorher- Nachher- Vergleichsfotos geprüft. Wie es in Sachen Reißen und Rutschen erst werden soll, wenn die Aushubarbeiten für die geplante Tiefgarage beginnen, mögen sich die Bewohner des Münsterberges noch gar nicht vorstellen, denn neben sensiblen Gewölben besteht der Berg größtenteils aus massivem Felsgestein. Für ein optisch passendes Bauwerk mit Bodenplatte hätte man vielleicht noch Verständnis gehabt, Tiefgaragen hingegen seinen auf diesem Gelände mehr als gewagt, so der Tenor seitens der Anlieger.
Weiteren Protest, der sich mittlerweile auch in einem Brief an die Schulaufsichtsbehörde geäußert hat, gibt es von Seiten des Elternbeirats der Breisacher Grundschule Theresianum, der in der Kollision von Schulweg und unübersichtlicher Tiefgarageneinfahrt eine Gefährdung für die Schulkinder sieht. Auch die Idee, das Theresianum, das, so der Werbetext der Treubau AG „noch eine Schule ist“, unter Denkmalschutz zu stellen, kursiert inzwischen in Breisach. Während über die Einmaligkeit des Breisacher Münsterbergs und seiner Geschichte sogar eine preisgekrönte Doktorarbeit verfasst wurde (Marcus Zagermann, 2009), und einige Kellerbesitzer mit viel Mühe, Schweiß und Geld die historischen Hohlräume zu wahren Kleinodien umgestaltet haben, wird vielen Hohlkellerbesitzern eher pragmatisch empfohlen, diese aus Sicherheitsgründen doch besser einfach zuzuschütten. Über den Umgang mit dem Potential der Stadt sollte einmal mehr gründlich nachgedacht werden!
Neben viel Information, interessanten und informativen Gesprächen, heißen und kalten Getränken, köstlichem Kuchen und Kürbissuppe sowie einer Kellerbesichtigung samt Schadensbegehung, gab es für alle Hock- Besucher/Innen auch die Möglichkeit, per Unterschrift gegen den Neubau zu stimmen, von der viele Gäste auch gleich Gebrauch machten. Inzwischen sind mehr als 600 Unterschriften zusammen gekommen, die vielleicht dazu beitragen, dass es nicht länger „REINe Ansichtssache“ bleibt, was auf dem Münsterberg gebaut werden darf. Für alle, die ihre Unterschrift nicht vor Ort abgeben konnten, hat ein rühriger wie technikkundiger Münsterberganwohner nun einen besonderen Service eingerichtet: Unter dem Link http://www.ecommunications.de/Kettengasse/ kann das NEIN zum Neubau und das JA zum Bebauungsplan nun auch praktisch und direkt an den Bürgermeister geschickt werden. Wie es im Herzen Breisachs weitergeht, stellt sich wie gesagt „in den nächsten Wochen“ heraus...
 

Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 3392 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 17.10.2010 19:41.

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Kellerbesichtigung: Entsetzen über erste Schäden! (Bild: J. W. Steckmeister)  

Einstürzende Altbauten: Schäden durch Abbrucharbeiten (Bild: J. W. Steckmeister)  

Riss im Putz: Fassadenschaden gegenüber der Baustelle (Bild: J. W. Steckmeister)  

Verhalten optimistisch: Edith Dewachter und Edeltraut Köhler beim "Baustellenhock" (Bild: J. W. Steckmeister)  
   
 

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