In einer Woche beginnen die Breisacher Europatage, die, wenn man sich das Programm vom Freitag, den 09. Juli bis zum Sonntag, den 11. Juli, ansieht, den Rahmen des bisher „festtechnisch“ da gewesenen sicherlich sprengen werden. Anlass zum Feiern hat die Stadt schließlich genug: den 60. Jahrestag der Europaabstimmung, das 50 beziehungsweise 10jährige Partnerschaftsjubiläum mit den Städten Saint Louis und Neuf- Brisach sowie die junge aber nicht minder bedeutsame Partnerschaft mit der polnischen Stadt Oświeçim. Kein Wunder also, dass sowohl in Sachen Themenvielfalt als auch in Punkto Beteiligung von Breisacher Institutionen nichts und niemand ausgelassen wird, um ebenso informativ wie ausgelassen und vielseitig zu feiern.
Was das Begehen von gelungenen Festen angeht, müssen sich die Breisacher ohnehin nicht verstecken. Jährliches Highlight ist sicherlich in jedem Jahr das Weinfest Kaiserstuhl- Tuniberg am letzten August- Wochenende. In diesem Jahr allerdings bekommt der viertägige Ausnahmezustand ernsthafte Konkurrenz: Die Europatage Breisach. Die erste Besonderheit der Veranstaltung ist sicherlich der einmalige historische Hintergrund, dem die Stadt am Rhein auch ihren Beinamen „Europastadt“ zu verdanken hat: Die Europaabstimmung im Jahr 1950, bei der sich nur fünf Jahre nach dem verlorenen Krieg rund 96% der Breisacher Bevölkerung für ein gemeinsames Europa aussprachen. Die Städtepartnerschaften mit Saint Louis (1960) und der Schwesterstadt Neuf- Brisach (2000) sind gewissermaßen nur die konsequente Fortsetzung des europäischen Gedankens und zeigen, dass Breisach sich schon lange weniger als Stadt an der Grenze denn als Stadt in der Mitte begreift. Einen aktiven Umgang mit der Geschichte, auch mit ihren dunklen Kapiteln, sowie eine rasche Öffnung gegenüber den neueren EU- Mitgliedsstaaten bezeugen die Breisacher mit ihrer jüngsten Partnergemeinde. Seit dem Jahr 2009 besteht eine Städtepartnerschaft zur Stadt Oświeçim (Auschwitz) im noch jungen EU- Mitgliedsland Polen, die im Bewusstsein der Menschen hauptsächlich durch das beschämendste Kapitel der deutschen Geschichte, die Deportation und Ermordung hunderttausender Juden im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau traurige Berühmtheit erlangt hat. In Breisach wird auch mit diesem Abschnitt der Geschichte aktiv umgegangen, wie die Städtepartnerschaft und nicht zuletzt Vereine wie der „Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e. V.“, dem Begründer des „Blauen Hauses“ in der Rheinstraße oder der Verein „Für die Zukunft lernen - Verein zur Erhaltung der Kinderbaracke Auschwitz-Birkenau e.V.“ beweisen, durch dessen Engagement die Partnerschaft mit der polnischen Stadt mitinitiiert worden war. Der Europagedanke hört in der Europastadt also weder beim direkten Nachbarn Frankreich noch bei ausschließlich bequemen Erinnerungen auf.
Anlässlich der Europatage gibt es speziell zur Geschichte der Breisacher Städtepartnerschaften im Museum für Stadtgeschichte eine Sonderausstellung zum Thema. Auch Kunstausstellungen mit Europabezug gibt es in allen Breisacher Galerien, die an den Europatagen ihre Türen für die Besucher geöffnet haben. Zunächst einmalig wird eine Führung durch die historischen Keller der Häuser an der Radbrunnenallee, die auf der Ideenschmiede im März (REGIONALIA- Breisacher Nachrichten vom 18. 03. 2010, Artikel- Nr. 2155) geboren wurde. Neutorplatz und Neutorstraße sind an den Festtagen für die Stände der Breisacher Schulen und Vereine reserviert, in der Spitalkirche präsentiert sich außerdem die Ausstellung „Schüler sehen Europa“. Für alle, die etwas über die Stadt und ihren Europahintergrund erfahren aber dabei nicht verdursten wollen, gibt es eine Stadtführung mit Genuss, wer auch nicht hungrig herumlaufen möchte, bucht die Gourmettour „Europäisches Menü“. Neben Schauspiel und Sondervorführungen im Kino gibt es bis in die Abendstunden musikalische Unterhaltung an verschiedenen Plätzen. Die Breisacher Einzelhändler haben Samstag und Sonntag ihre Geschäfte, die Breisacher Weingüter Keller und Höfe geöffnet.
Den Anfang der Feierlichkeiten bildet ein Festakt für geladene Gäste am Freitag, den 09. Juli. Für alle Nicht- Geladenen eröffnet Breisachs Bürgermeister Oliver Rein das Feierwochenende am Samstag, den 10. Juli um 13 Uhr 30 auf dem Marktplatz.
Das detaillierte Programm der Veranstaltung gibt es als Flyer bei der Breisach- Touristik oder im Internet unter www.breisach.de. Wer mehr über die Europatage erfahren will oder sich für eine der Führungen anmelden möchte, kann dies unter der Telefonnummer 07667/ 940- 155 oder per Email unter breisach-touristik@breisach.
de tun. Einige Programmhighlights:
Kinder- und Familienprogramm
In der NEUTORSTRASSE, MARKTPLATZ und SPITALKIRCHE heißen die Schülerinnen und Schüler der Julius-Leber-Schule, Hugo-Höfler-Realschule und Martin-Schongauer-Gymnasium mit Präsentationen zu verschiedenen Ländern und kulinarischen Spezialitäten die kleinen und großen Besucher an ihren Info-Ständen willkommen.
Die RHEINSTRASSE wird zur SPIELSTRASSE. Hier laden die Breisacher Kindergärten und der Turnvereins Breisach zum Basteln, Spielen, Kreativsein und zum Kinderschminken ein.
Auf der EUROPA-BÜHNE AM MARKTPLATZ präsentieren am Samstag von 15.00 – 16.30 Uhr Schülerinnen und Schüler der Grund-, Haupt- und Realschule Tänze, Theater und Gesang aus allen Teilen Europas. Moderation: Rektor Siegmund Früh (JLS)
Auf dem BEACHSOCCER-COURT am Rheinufer gegenüber der Schiffsanlegestelle veranstaltet der Sportverein Breisach ein Beachsoccer-Turnier der Breisacher Partnerstädte. Kinder und Jugendliche im Alter von 10-17 Jahren können hier ihre Ballkünste und Teamgeist unter Beweis stellen. Teilnehmen kann jeder der Lust hast. Interessierte Jungen und Mädchen melden sich einfach ab 10.00 Uhr direkt vor Ort bei der Spielleitung an.
Ergänzt wird das Programm mit Musikbeiträgen u.a. der Jugendmusikschule in der Neutorstraße, auf dem Gutgsellentorplatz, in der Neutorstraße und auf dem Neutorplatz. Ein guter Grund mit der ganzen Familie an den Europatagen nach Breisach zu kommen!
Breisachs Partnerstädte stellen sich vor
Die Historische Seite der Europa-Jubiläen beleuchtet eine Ausstellung des Stadtarchivs Breisach im Museum für Stadtgeschichte im Rheintor. Unter dem Titel "Europa blickt auf Breisach!" werden dort Dokumente und Bilder zu den Jubiläen 60 Jahre Europa-Abstimmung, 50 Jahre Städtepartnerschaft mit Saint-Louis und 10 Jahre mit Neuf-Brisach gezeigt. Geöffnet ist die Ausstellung am 10. und 11. Juli 11.30 - 18 Uhr sowie anschließend bis 19. September zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums (Dienstag - Freitag 14-17 Uhr, Samstag und Sonntag 11.30 - 17 Uhr).
Am 10. und 11. Juli präsentiert sich im Museum außerdem mit einer kleinen Ausstellung und einem Verkaufsstand der Briefmarkensammlerverein Breisach - Neuf-Brisach unter dem Motto "Sammeln verbindet!".
Kunst, Kultur & Ausstellungen
Das Wachbataillon aus Neuf-Brisach lädt am Sonntag, 11. Juli 2010, 13.00 Uhr vor dem Stadtmuseum zu ihrem kleinen Schauspiel „Die Geister von Neuf-Brisach“ ein.
Im Radbrunnenturm zeigt der Kunstkreis Radbrunnen "Einblicke in unsere Partnerstädte" (Saint-Louis, Neuf-Brisach und Oswiecim). Die Ausstellung wird am Sonntag, 11. Juli 2010, 12.00 Uhr von Bürgermeister Oliver Rein offiziell eröffnet.
Ab 13.30 Uhr präsentieren Gruppen aus den Partnerstädten Saint-Louis und Neuf-Brisach auf der Europa-Bühne auf dem Marktplatz und Neutorplatz verschiedene Darbietungen.
Treffen der Partnerstädte: Die Partnerstädte und der Freundeskreis e.V. Oswieciem präsentieren sich außerdem am Samstag und Sonntag, 10. – 11. Juli 2010 von 11 – 18 Uhr mit Info-Ständen auf dem Markplatz.
m ehemaligen Ladenlokal Marktplatz 12 zeigt der Ortsverband Euregio Breisach der Europa-Union Deutschland die vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg konzipierte Wanderausstellung "Europa - mehr als eine Union", kombiniert mit einem Infostand der Deutsch-Französischen Jugendbegegnungsstätte Breisach. Die interessierten Besucher erwartet darin auch ein "Europa-Café" zum Gedankenaustausch. Geöffnet ist die Ausstellung vom 10.- 16.Juli.
In der Hauptstelle Breisach der Sparkasse Staufen-Breisach am Neutorplatz, dem historischen Ort der Europa-Abstimmung vom 9.Juli 1950, ist eine Ausstellung mit den prämierten Fotos des Wettbewerbs zur Frühjahrsmesse zum Thema "Europa" und "Rhein" zu sehen.
"Begegnungen" ist der Titel der Ausstellung von Filz.Werk.Raum artemisia und Zauberladen (Marktplatz 11) .
Im Hotel am Münster präsentiert die Galerie KunstWerk Werke von Michael Seßler und Jürgen Hentze
In der Galerie Schloß Rimsingen ist der Breisacher Künstler Hannes Osterrieder mit der Ausstellung "EU = TAPA". mit Kleinigkeiten zum großen Menü präsent, gezeigt werden Originale und drucke zum Thema, kulinarisch umrahmt.
In der Spitalkirche wird die Ausstellung "Schüler sehen Europa" gezeigt., Ergebnis eines Schülerprojektes der Hugo-Höfler-Realschule.
Außerdem öffnen die Galerien Goldammer (Radbrunnenallee 18), Holzbildhauer Werner Baum (Tullagasse 2) und "das atelier" (Münsterbergstraße 30) ihre Pforten.
In der Öffentlichen Bibliothek (Jahnstr.1) wird bereits am Freitag, 9.Juli, das deutsch-französische Theaterstück "Madame Katz, Monsieur Maus" nach dem Märchen "Rotkäppchen" gezeigt, dargeboten vom Cargo-Theater Freiburg und dem Totem-Theater Colmar.
Im RATHAUSHOF (Münsterplatz 1) präsentieren 30 ausgewählte Kunsthandwerker und Künstler ihre Werke. Der Breisacher Kunsthandwerkermarkt ist am Samstag, 10. Juli von 9.00 – 18.00 Uhr und am Sonntag, 11. Juli von 11. – 18.00 Uhr geöffnet.
(Quelle: Breisach- Touristik, Stadt Breisach)
Autor: Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 2411 ISSN 2698-6949)