„Entschuldigung“, sagte der junge Mann am Breisacher Bahnhof kurz bevor ich mir die Ohren mit dem Kopfhörer meines MP3- Players verstopfen konnte, um die Fahrt mit der herannahenden Breisgau- S- Bahn Richtung Freiburg entspannter zu gestalten, „wissen sie was Wattestäbchen mit Leukämie zu tun haben?“ Er zeigte auf ein großes Plakat am Bahnsteig, auf dem Sängerin Sarah Connor unter dem Logo der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) mit einem überdimensionalen Wattestäbchen tanzend zum Kampf gegen Blutkrebs aufrief. Ich vertagte meinen Musikgenuss und erklärte die Sache mit den Wattestäbchen.
Leukämie (Blutkrebs) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, die sich in einer starken Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) äußert. Durch die Zunahme an weißen Blutkörperchen werden die anderen lebensnotwendigen Blutbestandteile nach und nach soweit vermindert, dass der Erkrankte ohne Behandlung verstirbt. Kann der Blutkrebs durch eine herkömmliche Chemotherapie nicht geheilt werden, wird eine so genannte Stammzelltransplantation durchgeführt. Bei den Stammzellen handelt es sich um die blutbildenen Zellen im Knochenmark. Und hier kommen dann die Wattestäbchen ins Spiel: Wie bei einer Organspende muss ein möglichst „passender“ Spender für Stammzellen gefunden werden, die dem Leukämiekranken anstelle der eigenen, „falsch- produzierenden“ Zellen zugeführt werden. Und ebenfalls analog zur Organspende ist die Wahrscheinlichkeit, dass die gespendeten Zellen angenommen werden umso höher, desto größer die Übereinstimmung von Stammzellspender und -empfänger ist. Mit dem Wattestäbchen werden, wie bei dem aus dem Fernsehkrimi bekannten DNS- Test, die genetischen Merkmale des potentiellen Spenders anhand von Zellen der Mundschleimhaut ermittelt (typisiert) und in eine Kartei (DKMS) aufgenommen. Die Mitarbeiter/Innen der DKMS gleichen nun die gesammelten Daten mit den Daten von an Leukämie erkrankten Menschen ab. Wird eine Übereinstimmung gefunden, wird der potentielle Spender benachrichtigt. Diese(r) kann nun entscheiden, ob er/sie seine/ihre Stammzellen (selbstverständlich anonym) einem leukämiekranken Menschen zur Verfügung stellen möchte. Ähnlich wie bei einer Blutspende werden die Spenderstammzellen - sie wachsen selbstverständlich nach - entnommen und dem Blutkrebspatienten via Infusion weitergegeben. Die Stammzellen wandern von allein ins Knochenmark und im Idealfall wachsen sie dort an, so dass der Kranke mit Hilfe der gesunden Spenderzellen wieder gesundes Blut produzieren kann. Neben der Wattestäbchenmethode kann die Typisierung auch über eine Blutentnahme erfolgen.
Wenn also auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, einem an Leukämie erkrankten Menschen helfen wollen, informieren Sie sich unter
www.dkms.de oder fragen Sie einfach mal bei Ihrem Hausarzt nach. Vielleicht haben Sie aber auch das Plakat von Susanne Herbstritt, einer an Leukämie erkrankten zweifachen Mutter aus Ihringen, in einem großen Breisacher Supermarkt gesehen. Für Frau Herbstritt findet am Dienstag, den 27. 04. 2010 eine große Typisierungsaktion in der Festhalle Merdingen statt. Von 14:30 bis 19:30 Uhr haben alle potentiellen Spender zwischen dem 18. und dem 55. Lebensjahr die Möglichkeit sich kostenlos registrieren zu lassen. Nähere Informationen zu der Spendenaktion für Susanne Herbstritt finden Sie auch auf der Website der Gemeinde Ihringen oder unter der Telefonnummer 0800- 1004066.