Deutscher Fußball-Bund und Buchschreiber-Geschäfte? Da hatte sich doch glatt der Eindruck aufgedrängt, dass Dr. Theo Zwanziger einsichtig geworden ist. Der Noch-DFB-Präsident kündigte überraschend an, den Weg frei zu machen für neue, frische Kräfte. Einfach so. Zwanziger, der nach gutem Start als großer „DFB-Chef“ in den letzten Jahren nur noch selten ein Fettnäpfchen ausließ, will sich aus dem weltweit mitgliederstärksten Fußballer-Verband zurückziehen. Dieser Schritt aus eigenem Antrieb brachte ihm großen Respekt ein. Man zog den Hut vor dem „Einsehen“ Zwanzigers, denn oft nimmt es ein unwürdiges Ende, wenn ein ehemals „Verdienter“ den richtigen Zeitpunkt zum Absprung verpasst. Doch wurde Zwanziger zu seiner Entscheidung möglicherweise auch gedrängt? Denn ob der schlaue Jurist auf die Zuneigung der Öffentlichkeit freiwillig verzichtet, ist fraglich. Dass sein vorzeitiger Rücktritt vor dem offiziellen Vertrags-Ende die einzig richtige Entscheidung ist, stützt die Nachricht, dass Zwanziger noch in diesem Jahr seine Autobiographie auf den Markt bringen will. Noch im Amt, hat er dies angekündigt. Zwanziger scheint es eilig zu haben. Als Noch-Präsident lässt sich besser Werbung machen, als in ein paar Monaten als Privatier. Es bleibt nun abzuwarten, ob Zwanziger sich erinnert, was er Philipp Lahm nach dessen Buch-Veröffentlichung mit auf den Weg gegeben hat: „Unsere Nationalspieler müssen sich ihrer besonderen Verantwortung in der Öffentlichkeit bewusst sein. Dazu gehört auch der Respekt vor Persönlichkeiten des Fußballs, mit denen sie nicht immer einer Meinung waren oder sind.“
Wer zahlen soll will auch regieren? - TSV 1860 München unter Druck der Finanziers?
Auch an dieser Stelle war vor ein paar Monaten auf das gefährliche Fahrwasser hingewiesen worden, in das sich der Traditions-Club TSV 1860 München begab, als er sich einen bis dahin völlig unbekannten Investor ins Haus holte. Die Rettung war zwar geschafft, doch zu welchem Preis? Der Geldgeber macht das nicht zum Spaß, konnte man spekulieren. Wäre es nicht klüger gewesen, sich doch mit den (seriösen) Bayern zu versöhnen, statt ein unkalkulierbares Risiko mit "Dukaten aus Fernost" einzugehen? Nur wenige Monate hat der interne Club-Frieden gehalten. Der Investor, der die Kritiker zunächst mit engelsüßen Worten besänftigte, bemüht sich inzwischen nicht mehr, seinen Drang nach egoistischen Entscheidungen zu verstecken. In dieser Woche wurden 3 sehr gute Verpflichtungen in Aussicht gestellt. Mit ihnen könnten die „Löwen“ vielleicht sogar noch in den Kampf um den Aufstieg eingreifen. Doch die Sache hat einen dicken Haken: Es wird nur bezahlt, wenn Präsident Dieter Schneider sich vom Acker macht. Das wurde unverblümt mitgeteilt. Schneider gibt gern Widerworte. Er lässt nicht alles kommentarlos geschehen, was mit seinem geliebten Club passiert. Kostet ihn das nun das Amt des Präsidenten? Die anerkannte „Süddeutsche Zeitung“ veranlasste das Vorgehen des Investors zur Überschrift „Erpressung in Giesing?“, und im Verein wird nun darüber diskutiert, wie man die 3 Spieler bekommt ohne als Handlanger der Geldgeber dazustehen. Denn in München weiß man, dass es nicht klug wäre, Schneider einfach abzuservieren. Der Mann ist beliebt in München, dort wurde er von den Lesern einer großen Tageszeitung gerade erst zur „Sport-Persönlichkeit des Jahres“ gewählt. Der Club sitzt in der Zwickmühle. Erste Vereins-Mitglieder haben bereits ihren Austritt angekündigt, sollte Schneider abserviert werden. Klar ist wohl auch, dass die 3 Spieler nicht kommen werden. Und vielleicht wollen bald noch mehr Profis auf keinen Fall zu einem Verein, bei dem umstrittene Geldgeber aus dem Hintergrund heraus Personal-Entscheidungen fällen wollen. Der umworbene Mittelfeldspieler Stefan Aigner wollte eigentlich bei 1860 bleiben, hat nun aber bekannt gegeben, aufgrund der vermeintlichen Mobbing-Versuche gegen den Präsidenten seinen Vertrag nicht zu verlängern.
Fußball-Geschäft Bundesliga: Die 1. deutsche Fußball-Bundesliga macht weiter große Kasse. Das hat sie in dieser Woche mitgeteilt. Nur die ganz großen Spiel-Klassen weltweit, wie etwa die amerikanischen Super-Ligen NFL (Football) und NBA (Basketball) oder die englische Premier-League rangieren noch vor dem Prunkstück des deutschen Profi-Sports. Fast 2 Miliarden hat sie in der letzten Saison umgesetzt und damit eine Umsatzsteigerung von 10% erreicht. Der Gewinn lag bei etwas mehr als 50 Millionen Euro. Die Zuschauer-Zahlen sind im weltweiten Fußball beispielhaft. Hurra also? Nicht ganz. Die erfolgreichen Zahlen der 1. Liga gehen auch auf Kosten der unteren Ligen, ganz zu schweigen vom Amateur-Bereich, wo man oft schon das Geld für neue Trainingsjacken der Spieler fehlt. Auch im Fußball-Geschäft geht die Schere immer weiter auseinander. Oben viel, unten wenig. Während in der 1. Liga etwa eine dreiviertel Milliarde Euro allein für Gehälter ausgegeben wurde, sieht es in den Unterhäusern düster aus. Viele Vereine leben von der Hand in den Mund. In der 2. Liga wiesen zuletzt nur noch 8 von 18 Clubs einen Gewinn aus. Noch schlimmer sieht es in der 3. Liga aus, die als Sorgenkind gilt. Viele Vereine dort gelten als finanziell hoffnungslos überfordert und als potenzielle Pleite-Clubs der Zukunft. Das aber hat die Liga nicht mitgeteilt.
Der SC Freiburg läuft: Die Bundesliga bietet ihren Kunden seit dieser Saison noch mehr Schnickschnack an. Was die Basketballer können, das können wir auch, lautet das Motto. Und so wird haarklein fast jede Bewegung auf dem grünen Rasenviereck aufgelistet, mögen die Statistikwerte auch noch so unnütz und wenig aussagefähig sein. Es drückt aus: Wir sind auf dem technologisch höchsten Stand! Das beste Beispiel für unnütze, vielleicht sogar irre führende Werte geben die Freiburger ab. Die Lauf-Bereitschaft ist einer der wichtigsten Faktoren im modernen Fußball. Die Südbadener verzeichnen mit zirka 120 Kilometern bei den Laufwerten den durchschnittlichen Liga-Spitzenwert! Doch was sagt das aus? Der Sport-Club verlor so oft wie sonst kein Bundesliga-Club in der deutschen Bundesliga. Freiburg ist Tabellen-Vorletzter, trotz des Spitzenwertes. Doch Kellers SC-Dufner stellte jetzt, kurz vor ZWÖLF, endlich die Weichen neu: Für das Laufen in der 1. Liga und gegen das Schlafen mit Abstieg.
Fundstück der Woche: Ein italienischer Torhüter bekam hier die Tücken eines Elfmeter-Schießens zu spüren: Ball an der Latte, der Goal-Keeper dreht schon jubelnd ab - und dann? Sehen Sie selbst.
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Zur Erklärung: Beim Elfmeter-Schießen besagt die Regel, dass ein Treffer nicht zählt, sofern der Ball zurück ins Feld gesprungen ist. Die wichtige Partie, ein Aufstiegsspiel, wurde wegen eines begangenen Fehlers des Schiedsrichters wiederholt – und ganz am Ende durfte der Torhüter wieder nicht jubeln. Denn der Gegner stieg auf. Dabei hatte der eigentlich schon verloren, wenn der Schiedsrichter nur die Regeln gekannt hätte...
Autor: Peter Müller