Hier sehen sie von Regionalia TV die Übertragung der Europäischen Kulturpreisverleihung aus St. Peter. Zur Verleihung des Europäischen Kultur-Kommunikationspreises an Walter Kardinal-Kasper brachte Film-Star Klaus Maria Brandauer zwar „Kaiser-Wetter“ aus Österreich und Mozart-Liebe (direkt aus Salzburg) mit, doch keine berauschende intellektuelle Brillanz. Der „Film-Mephisto“ war zuvor mit Vorschuss-Lorbeeren bedacht worden, und seine Anhänger hatten an seine Laudatio auf den würdigen Preisträger hohe Erwartungen. Der Welt-Schauspieler und Regisseur kam am Sonntagmorgen (zur kardinalen Heraus-Stellung des ehemaligen Kultur-Chefs des Vatikans) regelrecht aus dem „Schwarzwald-Himmel“; er ließ sich mit einem Helikopter einfliegen, den ein edler Kultur-Mäzen spendierte.
Manche Zuschauer hatten erwartet, dass Brandauer mit Geist, Witz, Humor und großer Schauspiel-Kunst seinen Zuhörern erklären wird, warum Walter Kardinal Kasper den Europäischen Kulturpreis erhält, und worin sein preiswürdiges „Werk“ liegt. Denn nur für die Ausführung eines Kirchen-Amtes, für das man bezahlt wurde, sollte ein solcher Preis ja wohl nicht verliehen werden. Der Amts-Träger muss nach den Stiftungs-Grundsätzen über das hinaus, was seines Amtes ist, ganz besondere Leistungen erbracht haben, die eine Heraus-Stellung rechtfertigen. Bei der langen Amtszeit des berühmten Kardinals, so dachte man, wird es dem Regisseur des Wiener Burgtheaters, und dem Welt-Star des Schauspiels, nicht schwer fallen, eine brillante Laudatio zu halten. „Cardinalis“ (im Sinne von vorzüglich) war die Laudatio allerdings nicht. Brandauer kassierte zuerst einen Lacher, indem er auf Kosten seines Heimatdorfes Altaussee etwas „ab lästerte“, dann sprach er vom gemeinsamen „Sofa-Sitzen“ und dem gemeinsamen Rotwein-Trinken mit dem Kardinal („und das war sehr schön“). Brandauer machte Ansätze, Kaspers Werke zu erläutert ("schreibt er ja in seinem Buch über, über...na ja"). Doch dann klappe Brandauer (mit großer Geste) das Manuskript zu, das ihm intime Kasper-Kenner ausgearbeitet hatten. Der Schauspieler flüchtete ohne Vorbereitung und ohne Drehbuch in seine Begabung: Die Erzählung aus dem Leben. Er redete viel von sich und über einiges von Kasper. Immerhin hatte er zuvor REGIONALIA „überflogen“ und ging auf die intellektuelle Provokation über den „Welt-Schauspieler“ und den „Schauspieler Gottes“ ein. Er wiederholte die Frage, ob der Kardinal ein Schauspieler Gottes sei, verneinte und ließ sie wohl doch offen. Natürlich sei er nicht als „Mephisto“ gekommen (was allen klar war) doch dann verkündete er sein großes „Gloria in excelsis Deo“ auf die Götter des Schauspiels: Ein guter Schauspieler ist einer, der keiner ist („Keiner sein, wenn er auftritt“). Ob dieser Anspruch mit dem Schein und wahren Sein hadert? Brandauer blieb in der Folge charmant plaudernd und erzählend, ohne all zu viel darüber zu verraten, was denn nun tatsächlich die besonderen Taten des Kardinals für seine Auszeichnung waren. Doch hören Sie es selbst: Regionalia bringt hier ungekürzt: den Film vom Original. Brandauer im und als Original zu erleben blieb für viele dennoch ein seltener Genuss; alle wussten, dass er es viel besser kann, wenn er sich besser vorbereitet. Einzig der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hatten zuvor mehr Inhalte über die Preiswürdigkeit Kaspers verraten. Doch der Preisträger selbst hat in seiner Predigt im vorausgegangenen Pontifikalamt in der Barockkirche St. Peter, und auch in seiner Ansprache nach der Preisverleihung, unter Beweis gestellt, dass er über kardinale Würde, wachen Geist und große intellektuelle Brillanz verfügt. Walter Kardinal Kasper lehrte sein ganzes Leben Religion. Und dies bedeutete für ihn auch die Ehrfurcht für Gott (religio). Als Kommunikator des Vatikans wollte er wieder „verbinden“ mit Gott. Dazu benutze er die Kultur und die Argumentation. Dass er sich von einem Welt-Schauspieler huldigen ließ, dürfte kein reiner Zufall sein. Kasper trat für gemeinsame Grundlagen der Kommunikation ein, doch er vertrat dabei die Ideologie des Christentums. Walter Kardinal Kasper bemühte sich um eine Konsenstheorie der christlichen Wahrheit. Er bewegte sich dabei zwischen Pro und Contra, zwischen Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität, doch auch Kasper blieb gefangen in den römisch-katholischen „Principia“ („contra principia negantem disputari non potest“?) Walter Kardinal Kasper war ohne jeden Zweifel lange Zeit der große Geist des Vatikans und deswegen, im übertragenen Sinne, auch ein großer „Schauspieler Gottes“. Deswegen ist er sicher auch ein würdiger Preisträger. Für den Schwarzwald-Ort St. Peter war es ein kardinaler "Walter-Tag".