Mit Kies und Arbeitsplätzen hätte man zwei Heilige Kühe beim Namen genannt, die auch was die geplante Erweiterung des Rimsinger Baggersees angehen, die Hauptrolle spielen. Für den Abbau der runden Steinchen hat sich sogar CDU- Lokalikone Gundolf Fleischer in eine Affaire gestürzt und rund 400 Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt an Kiesabbau und -veredelung am Standort Rimsinger Baggersee. Früher als angenommen - Schuld daran sind, so ist vom Betreiber zu hören, Sedimente am Seeboden - nämlich bereits Ende 2012, ist Schluss mit Kies in Rimsingen. Zumindest auf dem bestehenden Areal. Nur folgerichtig, zumindest aus Sicht der Hermann Peter KG, dass die Firma eine Erweiterung des Fördergebiets um rund 25 Hektar plant, was ein Weiterbestehen des Standorts bis mindestens ins Jahr 2040 gewährleisten soll.
Naturromantik contra Schwimmbadcharme
Aufgrund geologischer, baulicher und planerischer Gegebenheiten kommt für die Seeerweiterung nur das Nordufer in Frage, so das Ergebnis der Betreiberfirma. Hier allerdings steht neben dem Wald, in dem sogar die seltene Wildkatze beheimatet sein soll, auch das beliebte wilde Badeufer samt der besonderen „Mondlandschaft“, einem Mikrokosmos aus Gestrüpp, Kies und Sand, zur Disposition. Und dagegen laufen die Freunde/Innen des Baggersees, die sogar mehrere Webseiten betreiben, Sturm. Sie wollen sich in einer ohnehin sehr „zweckorientierten“ Landschaft ihr kleines Paradies nicht nehmen lassen. Und auch die Aussicht auf ein zukünftig „geordnetes“ Baden am Westufer des Sees, einem geplanten Freizeit- und Familiengelände, tröstet die Seefreunde/innen nicht wirklich. Denn gerade das „wildromantische“ ist es wohl, was den wahren Rimsingen- Fan ausmacht. Allerdings war das freie Freibaden auch in den vergangenen Jahren nicht konfliktfrei abgelaufen. Neben Blechlawinen parkender Autos - insbesondere an den Wochenenden lockt der See Badegäste auch aus den Nachbarländern Frankreich und Schweiz - sondern auch Müllberge und Fäkalien und nicht zuletzt so mancher etwas „seltsame“ Nacktfreund hat den See ins Gerede gebracht. Die Seefreunde/Innen aus den Anliegergemeinden wie der Betreiber, hatten mehr oder weniger erfolgreich versucht, gewissen Auswüchsen Einhalt zu gebieten. Ein Restproblem jedoch blieb bestehen, zumal für den See rein formaljuristisch ein Badeverbot besteht, die bisherige Nutzung über Jahre nur geduldet wurde.
Aber wirklich anfreunden mag sich mit dem geplanten Freibadegelände samt Kiosk und Toilettenanlage mancher nicht, da man dann eigentlich auch ebenso gut ins Schwimmbad gehen kann, nur dass dort das Wasser auch noch eckig und chlorgeschwängert daher kommt und bis auf die Badehosenfarbe alles sehr reglementiert wird. Inwieweit sich das allerdings wilde Baden mit dem Naturschutzgedanken verträgt steht ebenfalls nicht erst seit gestern zur Debatte. Durch Gräben ziehen, Schranken und sonstige „natürliche Hindernisse“ hatte die Hermann Peter KG einer Überschwemmung aus Autos und Menschenleibern mehrfach und nicht unumstritten versucht Grenzen zu setzten, denn schon auf dem bestehenden Gebiet ist die Firma zur Einrichtung von Naturschutzzonen verpflichtet.
Rangelei um Ausgleichsflächen
Um den Verbrauch von Landschaftsflächen auszugleichen, so wollen es Wald- und Naturschutzgesetz, muss umgenutzte Naturfläche, insbesondere Wald, anderswo wieder „ersetzt“ werden und zwar im Verhältnis 1:1. Für die geplante Erweiterung des „Peter- Sees“ würde dies einen Flächenbedarf von zunächst rund 23 Hektar bedeuten. Eine ungeheure Menge in einer ebenso dicht besiedelten wie stark landwirtschaftlich geprägten Raumschaft. Zwar planen die Seebetreiber die Erweiterung in drei Stufen, so dass auch die Flächen nach und nach gefunden werden können. Vielen fehlt jedoch bereits für die erste Stufe der Erweiterung die Vorstellung, woher die Ersatzflächen kommen sollen. Eine dunkle Vorahnung treibt deshalb die Landwirte/Innen um. Denn es wäre nicht das erste Mal, das landwirtschaftliche Flächen als Ausgleichsflächen herangezogen werden. Und arg gebeutelt sieht sich die heimische Landwirtschaft in Sachen Flächenausgleich schon durch das integrierte Rheinprogramm und den Weiterbau der B31 West. Ob denn Arbeitsplätze in der Landwirtschaft solche zweiter Klasse seien, wollte denn auch ein verärgerter Bauer auf der Gündlinger Ortschaftsratsitzung am 24. März 2011 wissen. Anlässlich der Versammlung hatte die Firma Kies Peter eine umfangreiche Präsentation ihres Vorhabens dargeboten. Gastmoderator Oliver Rein betonte, dass dem keineswegs so sei. Wo allerdings die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsflächen hergezaubert werden sollten, wusste zumindest für den Moment auch Breisachs Bürgermeister nicht zu sagen.
Trinkwasserschutz und Transparenz
Ein weiteres Problem, das, so die Firma Hermann Peter KG, nicht nur aufgrund der „Hausaufgaben“ seitens der Genehmigungsbehörde Landratsamt sehr sorgfältig angegangen werden würde, ist die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Durch das Erweiterungsvorhaben wird sich die Fließgeschwindigkeit des Grundwassers durch den See nahezu verdoppeln, die Vorwarnzeit für eventuelle Verschmutzungen insbesondere des Gündlinger Trinkwassers also halbieren. An allen erdenklichen Brunnen würden schon jetzt engmaschige Messungen durchgeführt, versicherte der zuständige Planer. Und auch um einen zweiten, unabhängigen Versorgungskreislauf für den Fall der Fälle, werde man sich selbstverständlich bemühen. So transparent wie feinstes Trinkwasser soll das ganze Projekt gehandhabt werden. Unangenehme Erfahrungen mit mehr oder weniger großen Projekten in näherer und weiterer Umgebung sowie „bockige Bürger/Innen“, die sich längst nicht mehr alles gefallen lassen, habe wohl insgesamt zu einem Umdenken geführt. Spätestens im Mai dieses Jahres soll es auf dem Gelände der Hermann Peter KG eine umfangreiche Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger geben, versprach Geschäftsführer Thomas Peter auf besagter Ortschaftsratsitzung. Inwieweit offene Fragen und das Interessenkonflikt- Wirrwarr hier geklärt werden können, bleibt abzuwarten. Dem brisanten Thema und den „schützenswerten Gütern“ im und um den See seien ebenso sachliche Diskussionen wie klare und befriedigende Lösungen gewünscht.